
Einmal ohne Schlaglöcher, Buckel und Wölbungen über eine Fahrradpiste fahren: Diese Möglichkeit bot sich Marler Radfahrern am Donnerstag auf einem ganz besonderen Radweg. Eine Spur der Hervester Straße war extra für sie abgesperrt.

Hier hatte die Initiative Radentscheid einen sogenannten „Pop-Up-Radweg“ aufgebaut, einen Radweg, der sich ähnlich wie ein Pop-Up-Fenster im Internet, kurz öffnet und dann wieder verschwindet.
Ein Radweg für zwei Stunden
Diesen Radweg zwischen Marler Stern und Theater gab es nur für zwei Stunden. Von 11 bis 13 Uhr nutzen gut 75 Teilnehmer die Möglichkeit, eine ganz neue Radverkehrsführung auszuprobieren. „Das macht so viel Spaß, ich fahr gleich noch mal“, fand eine begeisterte Teilnehmerin nach der ersten Runde auf der etwa 300 langen Meter provisorischen Radtrasse, die das Marler Ordnungsamt von der Straße mit Pylonen abgetrennt hatte. Die Polizei warf ein wachsames Auge darauf, dass es nicht zu Verkehrsbehinderungen kam.

„Im Marl sind viele überdimensionierte Straßen gebaut worden, die man heute so überhaupt nicht braucht“, sagte Initiator Ludger Vortmann vor dem Start. „Die Hervester Straße wurde in diesem Abschnitt für 20.000 Autos pro Tag geplant, das maximale Verkehrsaufkommen liegt aber nur bei 12.000. Es gibt mehrere vergleichbare Straßen in Marl, zum Beispiel die Herzlia Allee.“
Die Mitglieder der Initiative hoffen, dass bei der Stadt Marl die Stellen im Bereich Verkehrsplanung bald besetzt sind, die es ermöglichen, die Beschlüsse des Radentscheids auch umzusetzen. Die Aktion am Donnerstag, an der auch Vertreter mehrerer Marler Ratsfraktionen teilnahmen, diente dazu, aus Anlass des Weltfahrradtages das Anliegen auch in der Öffentlichkeit wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken.
Ein gutes Konzept für Innenstädte
Die Kinder einiger Teilnehmer hatten vor dem Start bunte Kreidebilder zum Thema Fahrradfahren auf den Asphalt gemalt. Sie hatten großen Spaß auf der Runde, ebenso wie Fahrer und Fahrgäste von drei Fahrradrikschas aus der alten Schmiede.

Teilnehmer Wolfgang Gerhards fand die Idee gut, das Radwegenetz in Marl auszubauen und dafür auch einige Straßenabschnitte zu nutzen. Grundsätzlich stimmte dem auch Stefan Koch zu. „An einer Straße wie hier, wo es schon einen Radweg gibt, muss das vielleicht nicht unbedingt sein, aber grundsätzlich ist das ein Konzept, das für Innenstädte durchaus geeignet sein kann“, fand er.

Und James (12 Jahre) hatte noch ein Anliegen: Nicht nur Radwege ohne Schlaglöcher wünscht er sich, sondern auch mehr Anlagen für Skater. Und die sollten bewacht sein. „Denn abends sind im Marler Skaterpark ältere Jugendliche, die rauchen und Alkohol trinken, da fühlen wir jüngeren uns nicht mehr wohl.“