IGA Metropole Ruhr 2027 Volkspark in Alt-Marl wird buchstäblich zum Vorzeigeprojekt

Eine Bank vor einem der beiden Teiche im Volkspark.
Die beiden Teiche im Alt-Marler Volkspark werden wegen des Umbaus weiter entschlammt. © Jörg Gutzeit (A.)
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An Bäumen, die man heute pflanzt, erfreuen sich Menschen noch Generationen später – das ist eine Binse. Sie lässt sich freilich bestens auf das übertragen, was am Dienstag, 18. Mai, in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (16 Uhr, Rathaus, großer Sitzungssaal) auf den Tisch kommt: Die Neugestaltung des Volksparks in Alt-Marl. Das, was jetzt an neuer Aufenthaltsqualität in die Wege geleitet wird, wird das Leben im Ortsteil auf Jahrzehnte prägen. Dass das überhaupt in umsetzbare Nähe rückt, ist der große Preis für die Bürger der Stadt, wenn die Aufnahme des Volksparkes als Premium-Standort in die Projektliste der Internationalen Gartenbau-Ausstellung (IGA) 2027 glückt.

Brach liegendes Stadion wird Parkfläche

Das Formale: Der Rat der Stadt hat in der Corona-Pandemie dem Haupt- und Finanzausschuss die Entscheidungskompetenz übertragen. Der Beschluss, um den es am Dienstag geht, ist vergleichsweise unspektakulär. Die Geschichte hinter der Geschichte ist wie so oft viel spannender. Es gibt nichts, was dagegen spräche, dass der Ausschuss grünes Licht dafür gibt, den Uralt-Beschluss zur Wohnbebauung des brach liegenden Volksparkstadions aufzuheben und die heruntergekommene Sportstätte der Öko-Sparte des Parks zuzuschlagen. Mehr noch: Es soll ein landschaftsarchitektonischer Wettbewerb ausgelobt werden, wie man den Volkspark in Alt-Marl zum IGA-Vorzeigeobjekt machen kann.

Längst nicht mehr einladend: Wohlfühlorte sehen anders aus. © Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Der Blick in die Zukunft: Wie Markus Schaffrath, Chef des Marler Planungsamtes bereits im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss skizzierte, sollen drei Büros beauftragt werden, Ideen für den Park zu entwickeln. Kernpunkt ist eine breite Beteiligung der Bürger, Anrainer, Vereine. Planungswerkstatt heißt das, wenn sich Beteiligte und Interessierte an einem Tag treffen, um konzentriert Aspekte des Projekts zu besprechen. „Klappt alles, könnte am 11. September eine Werkstatt stattfinden“, stellte Schaffrath eine erste Grobplanung vor. Anregungen werden eingearbeitet, die Büros stellen einer noch zu gründenden Kommission Entwürfe vor, die Ausführungsplanung des „Sieger-Büros“ mit Ausschreibungen für Bauleistungen usw. könnte ab Sommer 2022 folgen.

Es geht nicht ums „Ob“, sondern ums „Wie“

Aus der politischen Diskussion: Ein „Ob“ ist bei der Volkspark-Aufwertung nicht erkennbar, höchstens geht es um das „Wie“. Die Vorbereitung des Umbaus orientiert sich an Vorgaben, die Planer aus dem Marler Rathaus bereits grob skizziert haben, um planvoll und zielgerichtet voranzukommen. Wie immer besteht bei Projekten dieser Größenordnung durch die erwünschte möglichst breit gefasste Beteiligung der Stadtgesellschaft die Gefahr, dass das Ganze ausfranst, unrealistische Ideen auf finanzielle oder planerische Grenzen stoßen. Was wiederum zu Frustration im Beteiligungsprozess führt. Während Schaffrath sich im Planungsausschuss dafür einsetzte, sich an der Struktur eines Vorschlagskataloges mit konkreten und umsetzbaren Maßnahmen zu orientieren, gab es aus der Politik auch Stimmen, offener ans Verfahren heranzugehen.

Zu den Inhalten: Das Volksparkstadion soll also zur Erweiterung des Parks dienen. Er wird z.B. für das Feriensportprogramm des Marler Stadtsportverbandes wie auch das seit Jahrzehnten beliebte Volksparkfest zur Verfügung stehen. Weitere Stichworte aus dem Vorschlagskatalog der Planer im Rathaus:

– Modernisierung der Infrastruktur (Strom, Wasser) für Konzerte und Kleinkunst

– Bewegungsangebote speziell auch für Jugendliche (Pump-Trail)

– Ansiedlung von Gastronomie, z.B. eines Biergartens

Nur noch eine triste Erinnerung an eine Kinderattraktion aus längst vergangener Zeit: Die Voliere im Volkspark.
© Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Kinder, Lehrerinnen und Lehrer der benachbarten Overberg-Grundschule sollen den Volkspark als Natur-Lernort erleben können, die ökologische Aufwertung ist ein Schwerpunkt. So sollen Teiche und der Weierbach saniert werden und der Wald wird verjüngt, um der Anpassung an den Klimawandel Rechnung zu tragen. Es steht die Stärkung standorttypischer Tiere und Pflanzen auf dem Plan – die Ausbreitung nicht heimischer Arten (Neophyten) wird zurückgedrängt.

4,4 Millionen steuert der Bund bei

Die Finanzen: Es ist eine Rechnung mit Unbekannten. Im Stadthaushalt 2021 stehen Ausgaben für das Projekt in Höhe von fünf Millionen Euro, 4,4 Millionen Euro steuert der Bund an Fördermitteln bei. Sollte der Volkspark es auf die Projektliste Liste der IGA schaffen, könnte das Einnahmen bringen. Werden Marls Stadtmitte (mit Rathaus, Creiler Platz, City-See, Skulpturenmuseum) und der Volkspark IGA-Standorte, geht die Verwaltung von jährlich 100.000 Besuchern aus.

Auf der anderen Seite ist auch klar, dass der Umbau und Weiterbetrieb des neuen Volksparks nicht mit dem zur Verfügung stehenden Personal zu leisten sind. Das betrifft eine Gärtnerstelle im Zentralen Betriebshof (ZBH) aber auch eine Bauleiterstelle im Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Fazit der Verwaltung vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses: Für die Bürger der Stadt wird eine „dauerhafte, moderne Infrastruktur geschaffen.“

Info: Interessierte Bürgerinnen und Bürger können die Sitzung am Dienstag, 18. Mai, 16 Uhr, mit Mund-Nasen-Schutz (OP- oder FFP2-Masken) und in gebotenem Abstand im Foyer des Sitzungstraktes verfolgen. Die Stadt Marl appelliert an Besucher, vor der Sitzung eigenverantwortlich einen freiwilligen Corona-Test durchführen zu lassen. Ausschuss-Vorlagen sind auf der Internetseite der Stadt Marl zu finden: https://marl.more-rubin1.de/

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