
Seinen 95. Geburtstag hat er noch groß im Vereinsheim des Seniorenclubs, dessen ältestes Mitglied er ist, gefeiert. „Schauen Sie mal, das war wirklich schön“, sagt Karl-Heinz Schröter (96) und zeigt beim Ortstermin in seinem Haus eines seiner zahlreichen Fotobücher. Die Bilder zeigen Schröter im Kreise von Verwandten und Freunden, darunter viele vom Seniorenclub.
Schon 30 Jahre Mitglied im Seniorenclub Oer-Erkenschwick
„Dem Seniorenclub gehöre ich seit nunmehr 30 Jahren an“ erzählt Schröter. Und dann erinnert sich an viele Veranstaltungen, an denen er teilgenommen hat. Heute ist das weniger geworden. „Die Beine wollen leider nicht mehr“, gesteht der 96-Jährige, der aber ansonsten feststellt: „Mir geht es gut!“ Kontakte zu Mitgliedern des Seniorenclubs pflegt er aber immer noch. „Ich freue mich immer, wenn ich Helmut Barschdorf, Ewald Ribinski oder die Anni Pokorny sehe“, sagt Karl-Heinz Schröter. Freunde von ihm übernehmen auch den Fahrdienst. „Ich habe zwar immer noch meinen Führerschein, aber schon 1985 habe ich mein Auto abgegeben“, erzählt Schröter.
Viele Erinnerungen an den Schlesierverein Oer-Erkenschwick
Und dann zückt er den Bildordner mit Fotos vom Schlesierverein. Da werden unzählige Erinnerungen wieder war. Der 96-Jährige hat den Verein zusammen mit seiner leider schon verstorbenen Frau, mit der er die Eisene Hochzeit feiern durfte, mitgegründet. Seit der Zeit fungierte Schröter als Vorsitzender. „Wir haben tolle Feste gefeiert“, erinnert sich der betagte Senior.
Und dann erzählt er von den Zusammenkünften im Gesellschaftszimmer der heute nicht mehr existierenden Gaststätte „Altes Gasthaus“ an der Stimbergstraße und von den Sommerfesten, die der Schlesierverein auf dem Gelände der Kleingartenanlage an der Ahsener Straße gefeiert hat. „Manchmal war es da so heiß, dass die Sahne für den selbst gemachten Kuchen weggeschmolzen ist“, erinnert sich Schröter.
Wochen voll Hunger und Arbeit in Kriegsgefangenschaft
Die nächsten Fotobände, die Karl-Heinz Schröter hervornimmt, zeigen Bilder vom Zweiten Weltkrieg. Karl-Heinz Schröter wurde mit 17 Jahren Soldat und diente in der 6. U-Boot-Flottille im französischen St. Nazaire. „Ein knappes Jahr vor Kriegsende wurden wir eingeschlossen von den Amerikanern, die in Frankreich gelandet waren. Dann kamen wir in Gefangenschaft. Mal in amerikanische, dann in englische oder französische“, erinnert sich Schröter.
Es folgten Wochen voller Hunger und harter Arbeit und ständige Lagerwechsel. Am Ende landete er in einer Kohlengrube im französischen Durai, kam schließlich nach Metz und über Kaiserslautern, wo er seine spätere Frau kennenlernte, nach Hamm, wo er schließlich 1950 aus der Gefangenschaft entlassen wurde.
Klare Botschaft an junge Menschen in Oer-Erkenschwick
Und Karl-Heinz Schröter hat eine klare Botschaft an die jungen Menschen von heute. „Ich erzähle deshalb vom Krieg und der Gefangenschaft, weil die heutige Jugend das glücklicherweise nicht erleben musste. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Demokratie und Frieden mit das höchste Gut sind, das wir haben. Die Jugend muss das bewahren und darf den Frieden nicht durch zum Beispiel falsche Wahlentscheidungen aufs Spiel setzen.“
Was wünscht sich der 96-jährige Karl-Heinz Schröter für die Zukunft? „Ach, wissen Sie, ich möchte meinen Lebensabend zu Hause genießen“, sagt er und ergänzt leise: „Hauptsache, ich muss nicht ins Krankenhaus“…
Engagierter Schlesierchef
- Karl-Heinz Schröter ist 96 Jahre alt und erblickte im schlesischen Ingramsdorf das Licht der Welt. Ingramsdorf gehörte zum Landkreis Schweidnitz. Dieser preußische Landkreis bestand in Schlesien von 1742 bis 1945. Seine Kreisstadt war die Stadt Schweidnitz, die seit 1899 einen eigenen Stadtkreis bildete. Das frühere Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
- Schröter war Soldat im Zweiten Weltkrieg und kam nach der Kriegsgefangenschaft 1950 nach Oer-Erkenschwick und legte auf dem Bergwerk Ewald-Fortsetzung an, wo er als Bergmann bis 1962 arbeitete.
- Danach schulte Karl-Heinz Schröter um, besuchte die Verwaltungsschule und arbeitete für den Kreis Recklinghausen, bis er 1985 in den Ruhestand trat.
- Schröter ist verwitwet und war länger als ein halbes Jahrhundert Vorsitzender des Schlesiervereins in Oer-Erkenschwick. Den gibt es heute nicht mehr. Genau so wenig wie den Männergesangverein (MGV) Sängerbund, wo Schröter ebenfalls aktiv war.