Anspruch auf Offenen Ganztag ab 2026 im Ostvest Freie Wohlfahrtspflege fordert klare Regeln

Lehrerin und Schüler
Ab 2026 ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Grundschulkinder einen Platz in der Offenen Ganztagsschule erhalten. © picture alliance/dpa
Lesezeit

Mit dem Schuljahresbeginn im August 2026 tritt deutschlandweit eine Neuerung in Kraft: Alle Grundschülerinnen und Grundschüler haben ab diesem Zeitpunkt einen Anspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag (OGS). Die Umsetzung dieses Rechtsanspruchs erfolgt schrittweise, sodass mit jedem neuen Schuljahr eine weitere Klassenstufe hinzukommt. Somit stehen Grundschulen vor der Herausforderung, ausreichend OGS-Plätze zur Verfügung zu stellen. Dies bedeutet nicht nur die Schaffung neuer Räumlichkeiten und mehr Mittagsverpflegung, sondern insbesondere auch eine erhebliche Steigerung des pädagogischen Personals.

Die Städte Datteln, Waltrop und Oer-Erkenschwick bereiten sich intensiv auf diese neue gesetzliche Vorgabe vor, stehen jedoch vor Problemen.

Datteln setzt alles daran, die Anforderungen bestmöglich zu erfüllen und somit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Bürgermeister André Dora und Jugend-Dezernent Peter Wenzel berichten von der Notwendigkeit, das Betreuungsangebot jährlich stufenweise zu erweitern, beginnend mit den ersten Klassen. Ziel ist es, bis 2029 für alle Kinder bis zur vierten Klasse einen Ganztagsplatz garantieren zu können. Die Bedarfsplanung gestaltet sich jedoch schwierig, da die zukünftige Nachfrage schwer einzuschätzen ist. Vor allem ab der dritten Klasse zeichnet sich ein Rückgang der Nachfrage ab, während die ersten beiden Klassenstufen einen höheren Bedarf an Ganztagsbetreuung aufweisen.

Flur in einer Kindertagesstätte
Genügend Räume, Verpflegung, Ausstattung und vor allem Personal werden auch in Datteln, Waltrop und Oer-Erkenschwick zur Herausforderung.© picture alliance/dpa

Waltrop sieht sich mit einem Platzmangel konfrontiert, sagt Stadtsprecherin Tamina Forytta. Derzeit nutzen rund 500 Kinder das OGS-Angebot, doch bereits im Schuljahr 2024/25 wird mit einer Überschreitung der vorhandenen Kapazitäten gerechnet. Trotz der Herausforderungen verweist Forytta auf erfolgreiche vorzeitige Maßnahmen wie den Neubau am Standort Lindgren-Schule. Um den Rechtsanspruch bis 2026 zu erfüllen, muss die Stadt jedoch weitere Plätze schaffen, was Investitionen von rund 5,7 Millionen Euro erfordert, wobei das Land NRW lediglich rund 1,2 Millionen Euro beisteuert.

Zum kommenden Schuljahr 2024/25 bietet die Stadt Oer-Erkenschwick 662 OGS-Plätze an, was einer Betreuungsquote von 58 Prozent entspricht. Laut Heinz Schnettger, Leiter des Dezernats 2, gibt es aktuell keine Wartelisten, und alle Betreuungswünsche können erfüllt werden. Mit Blick auf die Zukunft plant die Stadt, die Betreuungsquote auf rund 80 Prozent zu erhöhen, was jedoch die Schaffung von rund 300 zusätzlichen Plätzen bedeutet.

Allerdings sei bei manchen Grundschulen ein Ausbau weder problemlos noch kosteneffizient umsetzbar. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Erweiterung ist die Clemens-Höppe-Schule, wo ein Anbau geplant ist, der Platz für sechs Klassen bieten wird. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf 2,5 Millionen Euro, wobei das Land NRW nur 1,2 Millionen Euro beisteuert.

Freie Wohlfahrtspflege fordert mehr Regelungen

Die Freie Wohlfahrtspflege NRW kritisiert, dass die bisherige Regelung des Offenen Ganztags auf einem Erlass beruht, der keine spezifischen Vorgaben zu Räumlichkeiten, Personal, Gruppengrößen oder fachlicher Qualifikation der Mitarbeitenden macht. Tim Rietzke von der Freien Wohlfahrtspflege NRW unterstreicht: „Von einer einheitlichen hohen fachlichen Qualität des Offenen Ganztags kann in NRW also keine Rede sein.“ Die Organisation fordert Mindeststandards, um die Qualität und Professionalität der Betreuung zu sichern und den Bildungsauftrag des OGS zu stärken.

Vor dem Hintergrund des anstehenden Rechtsanspruchs auf OGS-Plätze ab 2026 steht die Politik in NRW daher vor der Aufgabe, nicht nur die quantitative Verfügbarkeit von Plätzen zu erhöhen, sondern auch Qualitätsstandards festzulegen, um OGS nicht nur als Betreuungs-, sondern als bedeutsamen Bildungsort zu etablieren.

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen