EU-Verordnung Einweggeschirr verboten - so gehen die Gastronomen damit um

Resteverwertung: Imbiss-Chef Apostolos zeigt hier im Wunschgrill einige Verpackungen, die er bald nicht mehr benutzen kann. Ehefrau Triantafyllia Takou hat die Zukunft in der Hand, einen legalen Menüteller mit zugelassenen Zutaten. © Michael Dittrich
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Pommes Currywurst auf die Hand ist hierzulande wohl der beliebteste Mittagssnack für zwischendurch. Die Zeiten des Kultgerichts im Plastiknapf mit Plastikgabel sind allerdings gezählt. Seit 3. Juli ist EU-weit die Produktion von Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik verboten. das gilt auch für Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff.

Apostolos Rados, Inhaber des Wunschgrills an der Klein-Erkenschwicker-Straße, hält schon Ausschau nach Alternativen. Bei Pommes mit Mayo hat er keine Probleme. Die Pommesschale ist aus Pappe, beschichtet und bleibt weiter erlaubt. „Die doppelte Pommes oder Pommes Currywurst serviere ich meinen Kunden aber in einer Plastikschale. Da muss ich nach Alternativen suchen“, sagt der Imbiss-Chef, der natürlich auch Spezialitäten aus seiner Heimat Griechenland auf der Speisenkarte hat.

Testlauf in Oer-Erkenschwick mit legalen Verpackungen

Wie geht demnächst Gyros mit Pommes und Krautsalat über die Imbiss-Theke? Bisher steckt diese Mahlzeit in einer handlichen Box aus Styropor mit Deckel. Rados hat gerade einen Testlauf mit einer legalen Alternative von seinem Lieferanten gemacht. Der offene Menü-Teller mit drei „Abteilungen“ aus erlaubten Zutaten schmeckt dem Gastronomen allerdings nicht: „Der Deckel fehlt. Wenn ich die Pommes mit Alufolie abdecke, werden sie platt und matschig.“

Damit fängt das Verpackungsproblem aber erst an. Mit dem Salat geht es weiter. Die kleinen Klarsicht-Schälchen mit auslaufsicherem Deckel stehen nämlich auch auf der EU-Abschussliste. „Ich habe noch keine Ahnung, was mir mein Lieferant als Alternativen anbieten wird. Aber in zwei Wochen machen wir erst mal Betriebsferien und fahren in den Urlaub. Danach sehen wir weiter“, meint Rados.

Statt Pommes-Gabeln aus Plastik gibt es Holz-Spießer

Die kleinen bunten Pommes-Gabeln sind für ihn nach dem Verbot von Einweggeschirr das kleinste Problem. Dieses Wegwerf-Besteck für unterwegs will der Grieche durch Holz-Spießer ersetzen. Diese Variante aus einem nachwachsenden Rohstoff war vor langer Zeit eigentlich selbstverständlich, bevor sie durch die Plastik-Spießer verdrängt wurde.

Über das Verbot von Wegwerfgeschirr hat sich Emirhan Demir (18) noch keine großen Gedanken gemacht. Braucht er auch noch nicht. Denn Gastronomen dürfen in einer Übergangsphase ihre Speisen noch in Plastik einpacken, Händler ihre Lager leeren. Wie lange, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall ist Schluss, wenn die Plastikgeschirr-Vorräte irgendwann aufgebraucht sind.

„Plastikbesteck geben wir unseren Kunden ohnehin nicht mit, die meisten Laufkunden wollen auch keine Pommes-Gabeln“, sagt der Inhaber des türkischen Imbisses „Bei Mehmet“ an der Stimbergstraße. Die beliebte Dönertasche in der Papiertüte stört das Plastikverbot ohnehin nicht. Und die Becher für das „Döner To go“ mit Pommes sind ohnehin aus beschichteter Pappe. Für verbotene Verpackungen will Demir jetzt nach Ersatz suchen.

Noch gibt es nicht für alle Speisen einen umweltfreundlichen Ersatz

Alternative Verpackungen für Gyros, Currywurst und Co. hat Inhaberin Triantafyllia Tselegkidou für ihr Saloniki Grill Haus am Berliner Platz schon zum Testen geordert: „Allerdings gibt es noch nicht für alle Teller, Schalen und Becher einen zugelassenen Ersatz.“ Zudem hat die Gastronomin noch jede Menge Plastikgeschirr und -besteck auf Lager. „Wegen der Pandemie haben wir uns reichlich eingedeckt, weil nur Außer-Haus-Verkauf erlaubt war. Inzwischen ist der Verbrauch erheblich zurückgegangen, weil wir wieder öffnen durften“, sagt Tselegkidou. Die Idee, Einweggeschirr zu verbieten, findet sie gut: „Das ist viel umweltfreundlicher. Allerdings kommt uns das teuer zu stehen. Die neuen Verpackungen kosten zurzeit das Doppelte.“ Dass Kunden als Alternative Mehrwegverpackungen selbst mitbringen, hält die Gastronomin aus hygienischen Gründen für schwierig.

auch Lieferanten dürfen ihre Lager noch räumen
  • Neben Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik, Trinkhalmen, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff gilt das Produktionsverbot auch für To-go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essensbehälter aus Styropor. Handel und Gastronomen können vorhandene Ware abverkaufen. Das gilt auch für die Lieferanten.
  • Verboten werden zudem Wegwerfteller, -becher oder -besteck aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Das Gleiche gilt für Einwegteller und -schalen aus Pappe, die nur zu einem geringen Teil aus Kunststoff bestehen oder mit Kunststoff überzogen sind.
  • Erlaubt bleiben weitere Wegwerfprodukte aus oder mit Kunststoff wie beispielsweise Feuchttücher und bestimmte Hygieneartikel, Zigaretten mit kunststoffhaltigen Filtern oder Wegwerfgetränkebecher. Sie müssen seit dem 3. Juli aber ein spezielles Warnkennzeichen erhalten.
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