
Ab Donnerstag wird es hochsommerlich, die Temperaturen sollen die 30-Grad-Marke knacken. Doch die Freude über das schöne Wetter ist nicht ungetrübt. Denn am Samstag sind Gewitter möglich. Und die können ganz plötzlich und nicht vorhersagbar zu Unwettern mit Starkregen werden. Da werden Erinnerungen wieder wach beispielsweise an den 20. Juni 2013, als kurzzeitig gefühlt die halbe Stadt unter Wasser stand. Wir wollen wissen: Was hat sich in den vergangenen acht Jahren in Sachen Überflutungsschutz in Oer-Erkenschwick getan?
Regenwasser wird in Oer-Erkenschwick überirdisch abgeleitet
„Eine ganze Menge“, sagt der Technische Beigeordnete der Stadtverwaltung von Oer-Erkenschwick, Bernd Immohr. „Wobei ich gleich zu Beginn feststellen muss, dass es keinen hundertprozentigen Schutz den sintflutartigen Starkregen gibt. Den hat keine Stadt der Welt“, sagt Immohr. „Aber es ist uns in den zurückliegenden Jahren zusammen mit dem Lippeverband gelungen, dafür zu sorgen, dass das Regenwasser weitgehend überirdisch abgeleitet und somit das unterirdische Kanalnetz erheblich entlastet wird. Denn ein Stau im Abwasserkanal kann zu Kellerüberflutungen führen“, erläutert Immohr.
Regenwasser wird in Oer-Erkenschwick vom Abwasser getrennt
Auch in der Stadt Oer-Erkenschwick wird seit Jahren die neue gesetzliche Vorschrift umgesetzt, wonach bei Neubauten das Regen- vom Abwasser getrennt werden muss. Das Regenwasser kann man auf seinem Grundstück versickern lassen, wenn der Boden geeignet ist, oder man kann es in einen Bachlauf abfliegen lassen. Aber nur kontrolliert, so dass womöglich Rückhaltebecken erforderlich sind. „Die Umsetzung dieser Vorschriften führt dazu, dass sich die Erschießungskosten für Baugrundstücke auf oft mehr als 100 Euro pro Quadratmeter belaufen“, erläutert Immohr.
Stadt Oer-Erkenschwick baut große Rückhaltebecken
Aber nicht nur die privaten Bauherren, auch die Stadt Oer-Erkenschwick macht ihre Hausaufgaben. So wurde beispielsweise zusätzlich zu den bereits vorhandenen unterirdischen Regenrückhaltebecken ein riesiges weiteres im Bereich der Westerbachstraße gebaut. „Ein weiteres Projekt haben wir in Rapen am Steinrapener Bach umgesetzt. Der dient nun als natürlicher Regenwasserabfluss in den Mühlenbach und ist gleichzeitig vom Schmutzwasser befreit, so dass er nun als renaturiert gilt“, erläutert Immohr.
Höhere Bordsteine machen Straßen in Oer-Erkenschwick zum „Fluss“
Eine weitere Maßnahme gegen Kellerüberflutung in Oer-Erkenschwick sind höhere Bordsteine. „Wenn die Kanalisation die Regenmengen nicht mehr schafft, dann dienen die Straßen quasi als Flussläufe. Aber es darf dann natürlich nicht sein, dass sich Anlieger Rampen bauen, um sich die Auffahrt auf den Bürgersteig zu ihrer womöglich unter der der Straßenhöhe liegenden Garage zu erleichtern. Da sind Überflutungen dann vorprogrammiert“, sagt Immohr.
Flachdächer müssen in Oer-Erkenschwick künftig begrünt werden
Eine weitere Maßnahme soll in Kürze die Verpflichtung sein, Flachdächer wie beispielsweise auf Garagen, zu begrünen. „Solche Gründächer halten ebenfalls Regenwasser zurück und sind im Übrigen gut für das Mikroklima in der Stadt“, meint der Technische Beigeordnete.
Deshalb schafft das Kanalnetz die Regenmenge nicht
- Grundsätzlich ist das 105 Kilometer lange Abwasserkanalnetz in O-E mit unterirdischen Rückhaltespeichern von 23 000 Kubikmetern für die durchschnittlichen Jahres-Regenmengen ausreichend groß.
- Bei Starkregen kann es aber zu einem Rückstau in den Abwasserrohren der Häuser kommen. Folgendes Beispiel macht deutlich, warum das so ist.
- Die baulich versiegelte Fläche in der Stadt beträgt zwölf Quadratkilometer. Bei Starkregen von 40 Litern pro Quadratmeter fallen rund 500.000 Kubikmeter Oberflächenwasser auf einmal an. Das entspricht einem See in der Größe von etwa fünf Fußballfeldern und einer Tiefe von zehn Metern. Das, so die Stadt, schafft kein Kanal.