
Bezugsfertig ist das neue Wirtschaftsgebäude noch nicht. Doch inzwischen haben die Kleingärtner des Vereins „Arbeit und Freude“ wieder ein Dach über dem Kopf. In Eigenleistung haben sie jetzt die Dachpfannen auf das Blockhaus gesetzt, das das abgebrannte Wirtschaftsgebäude ersetzen soll.
In der Silvesternacht 2020 ging das Häuschen in Flammen auf, in dem Küche und Vorstandsraum untergebracht waren. Brandursache war ein Feuerwerkskörper. Das Unglück löste eine große Welle der Hilfsbereitschaft für die in Oer-Erkenschwick sehr beliebten Kleingärtner aus. Zahlreiche Spenden gingen ein. Nach dem Totalschaden entschloss sich der damals kommissarische Vorsitzende Bernhard Gabriel (75), seine Amtszeit für den Wiederaufbau um zwei Jahre zu verlängern.
Geld von Versicherung reicht nicht aus für Neubau
Der pensionierte Lehrer und Kleingarten-Chef hat seitdem alle Hände voll zu tun, um das Projekt zu organisieren: „Ich habe jede Menge in Sachen Hausbau dazugelernt.“ Zwar zahlte die Versicherung Geld für den Schaden, das reichte aber lange nicht aus für einen adäquaten Neubau. Nachdem die Kleingärtner die Pläne für einen Anbau ans Vereinsheim aus Kostengründen verwarfen, entschieden sie sich schließlich für den Bau eines Hauses aus Holzfertigteilen an gleicher Stelle. Der Oer-Erkenschwicker Architekt Georg Schäfer unterstützte beim Bauantrag. Um die Kosten für die Vereinsmitglieder möglichst niedrig zu halten, war Eigenleistung von versierten Handwerkern aus eigenen Reihen gefragt. Schon das Fundament gossen die Kleingärtner Ende vergangenen Jahres selbst.
Statt Teerpappe rote Ziegel in Oer-Erkenschwick
Nachdem Mitte April eine Firma aus Haltern in drei Tagen den Rohbau des Blockhauses erstellte, spuckten die Naturfreunde kräftig in die Hände für den Endausbau. Damit Frauengruppe und Vorstand keine kalten Füße kriegen, wurde zuerst der Boden mit drei Lagen gegen Feuchtigkeit und Kälte isoliert.
Die Entscheidung für den Fußbodenbelag ist noch nicht gefallen. „Wenn die Baumärkte geschlossen sind, ist es schwierig, das Richtige auszusuchen“, meint Marlis Gabriel. Beim Dach haben sich die Kleingärtner von vornherein festgelegt. „Die Firma aus Haltern hätte uns Teerpappe draufgemacht. Aber wir wollten lieber richtige Dachpfannen. Alle Lauben in unserer Anlage sind mit roten Ziegeln gedeckt“, meint Gabriel.
Innenanstrich und komplette Elektrik fehlen noch
Das Dach ist jetzt dicht, vor allem dank Dachdecker Karsten Schröder. Auch die Fassade ist schon mit einer langlebigen UV-beständigen und lösemittelbasierten Farbe gestrichen. „Jetzt fehlen noch der Innenanstrich und die komplette Elektrik. Außerdem sind noch ein paar Kleinigkeiten an der Regenrinne zu machen“, sagt der Vorsitzende. Ohne die ganzen Eigenleistungen müsste der Kleingärtnerverein eine gute fünfstellige Summe draufzahlen. „Das hätte eine ordentliche Umlage für alle Vereinsmitglieder bedeutet“, sagt Gabriel.
Wann das Blockhaus bezugsfertig wird? „Wir sind mit Sicherheit vor der nächsten Veranstaltung fertig. Unser Ziel ist bis zum Martinstag. Wir würden gerne wieder einen Martinsumzug in der Kleingartenanlage veranstalten, wenn die Pandemielage das zulässt.“
Erbsensuppe am Vatertag fällt aus
- Am Vatertag herrscht normalerweise großer Andrang in der Kleingartenanlage. Das traditionelle Erbsensuppe-Essen an Christi Himmelfahrt fällt nicht nur wegen der noch fehlenden Küche, sondern in erster Linie wegen des Lockdowns aus.
- Die 1955 eingeweihte Anlage „Arbeit und Freude“ ist 40 000 m² groß und hat 64 Parzellen. Allein 14 000 m² entfallen auf Naturschutzprojekte wie Moderbiotop, Ökoparkplatz, Obstwiese, Wildbienenhotel, Bienenhaus, Wildwiese und vieles mehr .
- Bei der Übernahme einer Parzelle wird je nach Zustand eine Summe von 2500 bis 4500 Euro für den Vorbesitzer fällig. Die jährlichen Kosten für Pacht, Versicherung und Strom betragen 300 Euro. Zur Zeit gibt es eine lange Warteliste.