
Es ist vollbracht. Die Geschichte der Recklinghäuser Bekleidungsindustrie wird lebendig – in der Ausstellung „Von Schnittmustern, Nähmaschinen und Plätteisen“. Die Forscherinnen Dr. Karin Derichs-Kunstmann, Gabriele Thiesbrummel, Hildegard Stein und Liesel Kohte sind stolz auf ihre Recherchen über die Ausbildung zur Herrenwäsche-Näherin, über diesen Beruf und die Arbeit in den Fabriken, die jetzt auch in Oer-Erkenschwick zu sehen ist.
Spur der Wäsche-Näherinnen in Oer-Erkenschwick
Sie tauchten in den Archiven nicht auf: die Herrenwäsche-Näherinnen in Recklinghausen. „Aber endlich bekommen sie die Anerkennung, die sie verdienen“, betont Dr. Karin Derichs-Kunstmann. Für seine Ausstellung „Von Schnittmustern, Nähmaschinen und Plätteisen“ trug der „Arbeitskreis Recklinghäuser Frauengeschichte“ immer mehr Dokumente und Erinnerungen, Fakten und Zahlen zusammen – über die fleißigen Arbeiterinnen der Nachkriegszeit in der Bekleidungsindustrie – auch aus Oer-Erkenschwick.
„Von Schnittmustern, Nähmaschinen und Plätteisen“, davon können Frauen so einiges erzählen. Zu sehen und zu erleben ab dem 2. September in der Galerie im Matthias-Claudius-Zentrum, Halluinstraße 26. In der gleichnamigen Ausstellung des Arbeitskreises Recklinghäuser Frauengeschichte berichten Arbeitnehmerinnen der Bekleidungsindustrie von ihrem Arbeits- und Lebensalltag im nördlichen
Ruhrgebiet. Den Höhepunkt erreichte die Textilproduktion nach dem zweiten
Weltkrieg mit 2500 Beschäftigten, 80 Prozent von ihnen waren Frauen. Der Arbeitskreis Recklinghäuser Frauengeschichte hat die Bedeutung dieser inzwischen so gut wie nicht mehr existierenden Arbeits- und Ausbildungsplätze
herausgearbeitet und ein Schlaglicht auf einen bislang wenig erforschten Industriezweig geworfen. Nicht zuletzt soll die Lebensleistung dieser Frauen gewürdigt werde.
Vergessene Arbeitsplätze für Frauen
„Im nördlichen Ruhrgebiet war die Bekleidungsindustrie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einer der wichtigsten Arbeitgeber für Frauen. Unmittelbar nach Kriegsende hatten sich mehrere Textilbetriebe und Bekleidungsunternehmen angesiedelt, u.a. Condor, Povel, Turf und Laarmann“, erläutert Elisabeth Uhländer-Masiak, Kulturmanagerin am Matthias-Claudius-Zentrum.
Viele Frauen aus Oer-Erkenschwick und dem Kreis haben in den Firmen der Bekleidungsindustrie gelernt und gearbeitet. Die Ausstellung wird am 2. September um 11 Uhr mit Musik und Gesprächen eröffnet und bis zum 11. November täglich von 9 bis 15 Uhr zu sehen sein. Dazu kommt ein vielfältiges Begleitprogramm. Der Eintritt ist frei und es gelten die jeweils aktuellen Corona-Schutzbestimmungen.
Außerdem werden schon noch weitere Zeitzeuginnen gesucht, die in der Recklinghäuser Textilindustrie gearbeitet haben. Sie sind eingeladen zu einem biografischen Erzählcafé am 24. September.