Klimaschutz Mit dem Fahrrad zur Arbeit - so will das Rathaus vom Auto umsteigen

Jörg Schmeier lässt schon länger den Wagen stehen und fährt lieber mit seinem E-Bike zum Rathaus. Der Personalrats-Vorsitzende will sich jetzt auch ein neues Jobrad anschaffen. © Meike Holz
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Ja, wir san mit‘m Radl da… Dieses Lied wird in Zukunft womöglich noch häufiger angestimmt vor dem Rathaus. In einer Stadt der kurzen Wege treten ohnehin schon viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf dem Weg von und zur Arbeit in die Pedalen. Doch jetzt will die Stadt für ihre Mitarbeiter sogenannte Jobräder anschaffen. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Bürgermeister die Drahtesel einfach so an seine Mitarbeiter verschenkt.

Vielmehr schließt die Stadtverwaltung für ihre Beschäftigten einen Leasingvertrag mit einer Firma für diese Diensträder ab und überweist auch die monatliche Rate. Das nennt man Gehaltsumwandlung. Der Beschäftigte sieht nichts von dem Geld in der Lohntüte, zahlt dafür aber auch keine Steuern und Sozialabgaben und kann das Fahrrad auch privat nutzen.

Diensträder für tariflich Beschäftigte – aber nicht für Beamte

„Jobräder können wir allerdings nur unseren tarifvertraglich Beschäftigen anbieten. Beamte sind von solch einer Regelung ausgeschlossen“, sagt Kämmerer Heinz Schnettger. Die Stadtverwaltung begrüßt ausdrücklich das Interesse von Mitarbeitern, aufs Fahrrad zu steigen. „Schließlich wollen wir mit dem Mobilitätskonzept ja erreichen, dass möglichst viele Bürger vom Auto aufs Fahrrad oder den Öffentlichen Personennahverkehr umsteigen. Aus tarifrechtlichen Gründen war das Jobrad-Modell bis vor Kurzem leider noch nicht möglich. Ich rechne damit, dass 60 bis 65 Mitarbeiter ein Dienstrad leasen wollen.“

Beim Personalrats-Vorsitzenden Jörg Schmeier haben bisher 78 Kollegen ihr Interesse angemeldet, solch ein Dienstrad zu bestellen: „Am Ende der Leasing-Laufzeit kann man das Fahrrad dann zum Restkaufwert erwerben.“ Verschiedene Unternehmen bieten diese Leasingverträge an. Damit lassen sich beim Kauf eines E-Bikes oder eines hochwertigen Fahrrads ohne Trethilfe über das Modell mit der Gehaltsumwandlung ein Drittel und mehr des Anschaffungspreises sparen – abhängig von Gehalt und Steuerklasse. Außerdem hat nicht jeder einfach mal so 2.500 Euro auf einen Schlag über für einen neuen Drahtesel.

Gewerkschaft hat Jobrad-Modell erst blockiert

Der Personalrat hatte schon einmal wegen der Anschaffung von Jobrädern beim Dienstherrn angefragt. „Das war zu diesem Zeitpunkt aus rechtlichen Gründen nicht möglich, weil der Tarifvertrag das nicht hergegeben hat“, sagt Schmeier. Quergestellt hatte sich anfangs die Gewerkschaft ver.di mit der Begründung, dass die Gehaltsumwandlung sich negativ auf die Rentenansprüche auswirkt.

„Erst Ende vergangenen Jahres wurde das Dienstrad-Modell in den Tarifvertrag aufgenommen, in Kraft getreten ist die Regelung im März dieses Jahres“, sagte der Personalrats-Vorsitzende. In der Privatwirtschaft gehört das Jobrad-Modell schon länger zum Alltag.

An Fahrradstation vor dem Rathaus in Oer-Erkenschwick mit Solarenergie auftanken

Händler vor Ort, die solche Leasing-Verträge abwickeln und Fahrräder ausliefern, gibt es mit Kimmel und BigWheel gleich zwei. Allerdings besteht die Auswahl zwischen etlichen Leasing-Anbietern. „Damit wir unsere Kollegen richtig beraten können, werden der Leiter der Personalabteilung, Georg Krähling, und ich in Kürze an einem Onlineseminar zum Thema Jobräder teilnehmen“, sagt Schmeier. Beim Leasing müssen die Fahrräder analog zum Auto versichert werden. Außerdem kann man gleich eine regelmäßige Inspektion beim Vertrag vereinbaren.

Kämmerer Heinz Schnettger macht sich indes schon Gedanken über weitere Investitionen im Zuge der Anschaffung von Diensträdern: „Wir denken darüber nach für unsere Beschäftigten eine Fahrradstation auf dem Rathausplatz. Überdacht und mit Sonnenenergie zum Auftanken. Dafür müssten dann einige Autoparkplätze weichen.“

Fünf städtische E-Bikes rollen schon für den Dienstbetrieb
  • Die Idee, das Dienstfahrrad als gleichwertige Alternative zum Dienstwagen in Deutschland zu etablieren hatte 2008 die Firma LeaseRad GmbH, die seit 2019 unter dem Namen JobRad GmbH firmiert. Vielfach werden seitdem Diensträder auch als Jobräder bezeichnet.
  • Seit Januar 2020 werden Leasing-Diensträder noch stärker steuerlich gefördert: Der geldwerte Vorteil wird nur noch mit 0,25 % besteuert. Dienstlich genutzte Fahrräder und E-Bikes werden damit steuerlich sogar besser gestellt als Autos. Das hat inzwischen zu einem Boom in der Dienstrad-Leasingbranche geführt.
  • Diensträder nur für Arbeitszwecke gibt es bei der Stadt schon erheblich länger, seit einigen Jahren sogar als E-Bikes. Derzeit sind fünf E-Bikes im Dienst und werden unter anderem vom Bauhof und Hausmeistern genutzt.
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