Serie „Was macht eigentlich...?“ Pfarrer Holtermann aus Oer-Erkenschwick möchte wieder nach Mexiko

Von seiner Wohnung aus blickt Pfarrer Clemens-August Holtermann direkt auf den Lichthof des ehemaligen Bergwerks Haard. © Jörg Müller
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Der Begriff „emeritiert“ ist bei einem Pfarrer noch lange nicht mit „in Rente“ oder gar „Müßiggang“ gleichzusetzen. Das weiß Clemens-August Holtermann nur zu gut. Der 79-Jährige war von 2003 bis 2015 als Pfarrer in Oer-Erkenschwick aktiv. „Bei Bedarf bin ich das auch heute immer noch gerne. Aber nicht mehr mit Leitungsverantwortung“, erzählt Holtermann beim Ortstermin in seiner Wohnung.

Und so sieht man den 79-Jährigen immer wieder in der Kirche. Aber bei weitem nicht nur im Priestergewand hinter dem Altar. „Ich bemühe mich, an möglichst vielen Gottesdiensten als Besucher teilzunehmen“, erzählt Holtermann.

Mit einem Gebet und einem Innehalten beginnt für den Priester auch jeder Tag. „Dann aber wird gefrühstückt und die Stimberg Zeitung gelesen. Schließlich will ich wissen, was vor Ort los ist“, sagt Holtermann. Und dann geht es auch schon ums Stadtgeschehen. „Schade, dass man nicht mehr von der Ewaldtraße direkt auf die Halde wandern kann“, merkt Holtermann an. Die Bergehalde der früheren Zeche, auf deren Lichthof Holtermann aus seiner Wohnung blickt, ist nämlich eines der Lieblings-Spazierreviere des Priesters. Dass man dort bald Gewächshäuser bauen und darin unter anderem Tomaten züchten will, findet Holtermann in Ordnung. „Warum sollen wir diese Früchte einfliegen, wenn wir sie hier vor Ort erzeugen können. Schließlich war die Halde auch früher eine Industriefläche. Außerdem sollen dort doch wieder Arbeitsplätze entstehen“, betont Holtermann.

Politische Erkenntnis nach einer Grubenfahrt

Arbeitsplätze sind für Holtermann das Stichwort zu einem ganz anderen Themenkomplex. „Ich habe mal in Waltrop eine Grubenfahrt gemacht. Da wurde von der Bergleuten von einem Schacht für Menschen und anderes Material gesprochen. Und da ist mir noch einmal klar geworden, dass der Mensch heutzutage für die Wirtschaft da ist. Dabei müsste es doch eigentlich umgekehrt sein“, meint Holtermann. Und auch deshalb engagiert sich Clemens-August Holtermann nicht nur in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), deren Bundespräses er war, der Pfarrer ist auch Mitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Vor fast genau zehn Jahren: Pfarrer Holtermann beim Fronleichnams-Gottesdienst unter freiem Himmel. © Jörg Müller © Jörg Müller

Holtermann engagiert sich zudem immer noch im christlich-islamischen Arbeitskreis. „Ich bin dort der Sprecher, aber leider ruht wegen der Corona-Pandemie die gemeinsame Arbeit“, sagt der Geistliche. Manchmal sei die Arbeit in dem Arbeitskreis etwas mühsam. Aber für Holtermann steht fest: „Ich gebe da nicht auf.“ Vor allem deshalb, weil der 79-Jährige es grundsätzlich schön findet, es mit unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben. „Denn ich bin mir sicher, dass in jedem etwas Gutes steckt.“

Tolle Begegnungen bei Anhaltertour nach Jerusalem

Spricht man Clemens-August Holtermann aus Oer-Erkenschwick auf den schönsten Tag in seinem Leben an, dann erinnert sich der Geistliche an eine Tour nach Jerusalem. „Nach dem Abitur bin ich mit einem Freund über Istanbul nach Jerusalem und wieder zurück per Anhalter gereist. Da haben wir viele tolle Begegnungen erleben dürfen. Und als wir nach sieben Wochen wohlbehalten wieder zu Hause waren, habe ich meiner Mutter berichtet: Mama, es gibt überall gute Menschen.“

Frei von Vorurteilen andere anders sein zu lassen, das ist Clemens-August Holtermann wichtig. Diese Einstellung hat ihm auch während seines Aufenthaltes in Mexiko im dortigen Bistum Tula die Arbeit erleichtert. „Ich habe dort auch heute noch viele gute Bekannte, die ich gerne wieder besuchen möchte. Aber leider geht auch das wegen der Coronapandemie nicht. Noch nicht“, betont Holtermann, „denn sobald es wieder möglich ist, werde ich diese Reise antreten“…

  • Clemens-August Holtermann ist 79 Jahre alt und wuchs in Seppenrade auf. Nach dem Abitur studierte er in Münster und München katholische Theologie und wurde 1967 zum Priester geweiht.
  • Die erste berufliche Station war eine Gemeinde in Duisburg-Walsum. Von 1970 bis 1977 war Holtermann im mexikanischen Bistum Tula als Pfarrer und Entwicklungshelfer eingesetzt. Danach war der heute 79-Jährige in Beckum eingesetzt und fungierte schließlich bis 2003 als Bundespräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB).
  • 2003 wurde Clemens-August Holtermann Pfarrer in Oer-Erkenschwick in den Gemeinden St. Peter und Paul sowie Christus König. 2015 emeritierte er, ist aber heute immer noch in den Gemeinden der Großpfarre St. Josef aktiv. Ganz getreu seinem Motto: „Raushalten, wenn Jüngere etwas ändern, aber da sein, wenn man gebraucht wird.“
  • Nach seinen Hobbys gefragt, antwortet Holtermann: „Ich bin gerne mit Menschen zusammen.“
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