Ganztagsbetreuung Rechtsanspruch kommt - das kommt an Mehrkosten auf die Stadt zu

Freizeitgestaltung in der Ganztagsschule findet an Grundschulen in Oer-Erkenschwick ab nächstem Schuljahr auch im Klassenzimmer statt.
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Eltern haben ab 2026 einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS). Das ist zwar noch lange hin, doch die Stadt baut schon jetzt vor. Denn in den kommenden Jahren steigen die Zahlen der Schulanfänger und die Schulverwaltung geht davon aus, dass immer mehr Eltern das OGS-Angebot nutzen wollen.

Bisher konnte die Stadt noch alle OGS-Wünsche erfüllen. Aber die Kapazitäten für den Ausbau der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen sind erschöpft. Für das Schuljahr 2021/2022 wurde für 458 von 1027 Schülern das OGS-Angebot gebucht. Das sind 45 Prozent aller Grundschüler. Bis zum Schuljahr 2025/2026 rechnet die Stadt mit einer Steigerung dieser Quote auf maximal 60 Prozent. Das würde bei 1169 Schülern 701 OGS-Plätze bedeuten, die die Stadt nicht zur Verfügung stellen kann.

Erste Ganztagsklasse startet in der Albert-Schweitzer-Schule

„Um wie bisher allen Eltern trotzdem einen OGS-Platz zu ermöglichen, werden wir als Alternative Ganztagsklassen anbieten“, kündigt Schulamtsleiterin Hanne Hölscher an. Das bedeutet in der Praxis: Das Klassenzimmer wird in einen multifunktionalen Raum umgebaut, in dem sowohl Unterricht, Hausaufgabenhilfe und Freizeitgestaltung stattfinden.

Schon zum Start des neuen Schuljahrs startet eine erste Klasse der Albert-Schweitzer-Schule im Ganztagsbetrieb bis 16 Uhr. An zwei Tagen in der Woche dürfen die Eltern ihre Kinder schon um 15 Uhr abholen. Die Flötenstunde zählt nicht als Grund für eine Abmeldung. Denn der Mathe-Unterricht darf auch mal nach einer Spielpause laufen.

Schon in der letzten Schulstunde steigt eine OGS-Kraft in den Unterricht ein. Für diese Doppelbesetzung in einer „Übergangsstunde“ muss die Stadt 8000 Euro Kosten pro Jahr zusätzlich einkalkulieren. Für die Anschaffung einer ganztagsgerechten Ausstattung gibt es Fördermittel vom Land. „Die Ganztagsklasse bekommt Schreibtische mit Rollen, die man für Freizeitaktivitäten zur Seite schieben kann. Außerdem wird das Klassenzimmer mit Matten für Spielaktivitäten ausgestattet“, sagt Hanne Hölscher. Das neue Mobiliar wird wegen Lieferschwierigkeiten, bedingt durch die Pandemie, zum Start noch nicht da sein, soll aber so bald wie möglich nachgerüstet werden.

Im Herbst ermittelt Stadt bei Schulanmeldung Ganztagsklassen-Bedarf

Im Schuljahr 2022/2023 will die Stadt auch an der Ewald- und der Clemens-Höppe-Schule im ersten Jahrgang mit jeweils einer Ganztagsklasse starten. „Die Bereitschaft der Eltern werden wir bei der Schulanmeldung im Herbst abfragen. Zur Einschulung in einer Ganztagsklasse besteht kein Zwang, das ist völlig freiwillig. Die Eltern müssen zudem einverstanden sein, dass der Ganztagsmodus bis zur vierten Klasse weiterläuft“, sagt Hölscher.

Um zukünftig mehr Ganztagskinder in der Schule mit Mittagessen zu versorgen, muss die Stadt Küchen umbauen oder erweitern. Nachgedacht wird auch über die Anschaffung von Wärmewagen für das Essen, wenn der Platz in der Mensa nicht ausreicht.

Ganztagsklasse ist für Stadt Oer-Erkenschwick die teurere Variante

Wie viele offene Ganztagsklassen an Grundschulen die Stadt einrichten wird, kann Hölscher nicht beziffern: „Das richte sich ganz nach dem Bedarf, den wir nicht abschätzen können. Ungeachtet des Rechtsanspruchs ab 2026 wollen wir auch schon vorher wie bisher allen Eltern einen solchen Betreuungsplatz anbieten. An der Haardschule besteht kein Bedarf. Dort verfügen wir noch über genügend räumliche OGS-Kapazitäten.“ Unterm Strich ist die Ganztagsklasse für die Stadt mit Mehrkosten von 8000 Euro für die Doppelbesetzung in der „Übergangsstunde“ auch die deutlich teurere Variante. Denn die Elternbeiträge für die Betreuung in der Offenen Ganztagsschule und der Ganztagsklasse sind gleich hoch.

Zuschussbedarf für ganztagsbetreuung könnte auf 630.000 Euro steigen
  • Pro Kind erhält die Stadt jährlich vom Land eine Summe von 1.313 Euro pro Kind für die Ganztagsbetreuung in Grundschulen. An die Arbeiterwohlfahrt als OGS-Träger zahlt die Stadt 2.335 Euro. Tariferhöhungen sind dabei noch nicht einkalkuliert.
  • Das ergibt einen Zuschussbedarf von 1.022 Euro jährlich pro Kind. Durch Elternbeiträge gedeckt werden davon lediglich 436,72 Euro. Bleibt ein städtischer Zuschussbedarf je Kind von 585,28 Euro.
  • Damit ergeben sich aktuell für 458 OGS-Kinder Gesamtkosten von 268.058 Euro für das kommende Schuljahr. Bei 701 Plätzen könnte der städtische Zuschuss im Jahr 2025 bei 702 Kindern in der Ganztagsbetreuung auf 410.281 Euro steigen.
  • Sollten alle Kinder in Ganztagsklassen betreut werden, kommt jährlich auf 25 Kinder ein Betrag von 8.000 Euro dazu, das wären noch einmal 224.000 Euro zusätzlich. Bei einem Rechtsanspruch ab 2026 könnten auf die Stadt Kosten in Höhe von 634.281 Euro für die Ganztagsbetreuung zukommen. Das wären 366.00 Euro mehr als 2021.
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