Stadtgrenze Datteln/Oer-Erkenschwick Rettungseinsatz aus der Luft - das passiert gerade über Heuwiesen

Um 6.30 Uhr war es am Donnerstagmorgen geschafft: Drohnen-Pilot Dustin Drescher (li.) hat zwei Rehkitze entdeckt, Jäger-Kollege Tobias Dalhaus (Dorsten) und der Leiter des Hegerings Datteln/Oer-Erkenschwick, Georg Ludbrock, haben die Jungtiere eingesammelt. Erst danach wurde das hohe Gras auf dem rund elf Hektar großen Feld an der Stadtgrenze Oer-Erkenschwick/Datteln geschnitten. © Jörg Müller
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Es ist 5 Uhr am Morgen auf einem Feld an der Stadtgrenze Datteln/Oer-Erkenschwick. Auf der elf Hektar großen Fläche steht das Gras mannshoch, es soll geschnitten werden. Die Heuernte ist längst überfällig. Doch Landwirt Georg Ludbrock (54) ist auch Jäger. Er ist Vorsitzender des Hegerings Datteln/Oer-Erkenschwick. Und der Waidmann weiß: Mit großer Sicherheit liegen im dichten Gras verborgen erst wenige Tage junge Rehkitze. Die Messer des Mähwerks hinter dem Traktor wären der sichere Tod dieser Jungtiere. Und deshalb begibt sich Ludbrock auf eine lebensrettende Mission – am Ende sehr erfolgreich.

Zwei Jagdkollegen unterstützen Georg Ludbrock

Unterstützt wird Ludbrock an diesem Morgen von zwei Jagdkollegen aus Dorsten. Dustin Drescher (26) und Tobis Dalhaus sind ebenfalls Frühaufsteher. „Vielen Landwirten ist es bis heute nicht bewusst, dass sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, sicherzustellen, dass bei der Ernte kein Wirbeltier zu Schaden kommt“, sagt Dalhaus. Und um genau das zu leisten, hat die Kreis-Jägerschaft für gut 6.000 Euro eine Drohne samt Wärmebildkamera angeschafft. „Für die Anschaffung der Drohne zur Kitzrettung haben wir sogar Fördergelder erhalten“, sagt Georg Ludbrock.

Jäger Dustin Drescher ist der Drohnen-Pilot. Mit einer „Maverick 2 Enterprise“ sucht er über die integrierte Wärmebildkamera aus bis zu 100 Metern nach Rehkitzen und Gelegen im abzuerntenden Feld. © Jörg Müller © Jörg Müller

Drohne darf bis zu 120 Meter hoch fliegen

Der Oer-Erkenschwicker weiß: „Vom Traktor aus kann man die jungen Tiere nicht sehen.“ Aber sehr wohl aus der Luft. Um 5.30 Uhr startet Dustin Drescher zum ersten Mal seine „Maverick 2 Enterprise“. 120 Meter hoch darf sie Fliegen, weiß der Jäger, der extra einen Drohnenführerschein gemacht hat. Und schon nach einer halbe Stunde wird er fündig. „Da liegt eins. Ziemlich genau in der Mitte des Feldes“, sagt er in sein Sprechfunkgerät.

Rehkitze flüchten nicht vor dem herannahenden Trecker

Damit erreicht er Tobias Dalhaus und Georg Ludbrock und dirigiert sie im Feld zu der Fundstelle. „Rehkitze flüchten nicht, sie ducken sich auf den Boden. Und das ist natürlich bei Mähdreschern fatal“, erklärt Georg Ludbrock. Mit Handschuhen und in einem Grasnest sammeln sie das Jungtier ein und verstauen es in einem großen Sack. Wenige Minuten später der zweite Fund und dasselbe Verfahren.

Jäger Tobias Dalhaus aus Dorsten hält eines der Rehkitze mit Handschuhen in einem „Grasbett“ in der Hand und verstaut es wenig später in einer großen Transportbox. © Jörg Müller © Jörg Müller

Jungtiere warten in einer Transportbox auf das Ende der Ernte

Dann meldet der Drohnenpilot: „Die Wiese ist leer.“ Dalhaus und Ludbrock laufen durch das hohe Gras zurück zum Auto, wo die beiden Kitze vorsichtig in eine Transportbox verfrachtet werden. Dann geht alles schnell. Georg Ludbrock bringt die Tiere in seine Scheune, setzt sich auf den Trecker und mäht das Feld. Gut drei Stunden später setzt er die Tiere ungefähr dort wieder aus, wo er sie eingesammelt hat.

Rehkitze und ihre Mutter finden später wieder zusammen

„Die Kitze schreien nach ihrer Mutter, die wir am frühen Morgen auch am Feldrand gesehen haben. Es ist sicher, dass die Mutter nach dem Mähen die Tiere wiederfindet und auch annimmt, weil wir die Kitze nicht angefasst haben“, sagt Ludbrock. Während der Erntetage sind die Ehrenamtler der Kreisjägerschaft im gesamten Kreisgebiet unterwegs. Sie bewahren dann nicht nur Kitze, sondern auch beispielsweise Vogel-Gelege vor dem scharfen Schneidwerk. „Und wenn man die Nester nicht bergen kann, dann werden sie markiert und der Landwirt fährt drumherum“, sagt Dustin Drescher.

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