Corona-Heldin „Tante Katharina“ ist die Stütze von Flüchtlingen in Oer-Erkenschwick

Peter Weidensee zeichnet Katharina Löchel mit einer Urkunde unseres Medienhauses als Corona-Heldin aus. © Jörg Müller
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Den Begriff Corona-Heldin mag Katharina Löchel gar nicht hören. „Ich bin nur eine von vielen Helfern“, sagt die 38-jährige Frau aus Oer-Erkenschwick. Wir treffen sie in den Räumlichkeiten des ökumenischen Projektes „Der Laden“, wo auch der Oer-Erkenschwicker Peter Weidensee (68) aktiv ist. Und für Weidensee, der sich selbst an vielen Stellen für kranke und bedürftige Menschen in der Stadt einsetzt, ist klar: „Katharina ist eine Corona-Heldin.“ Das sagt er und überreicht die Aktions-Urkunde unserer Zeitung.

Katharina Löchels Einsatz für geflüchtete Menschen in der Stadt Oer-Erkenschwick begann 2016. „Ich hatte kurz zuvor die Folgen eines schweren Unfalls auskuriert. Und mein Mann hat mich ermuntert, wieder unter die Leute zu gehen“, erzählt Katharina Löchel. Und plötzlich arbeitete sie nach Vermittlung von Pfarrer Rüdiger Funke nicht nur im „Cafe International“ mit, sie begleitet seitdem Familien und gibt Deutschunterricht für Migranten, sogar bei der Volkshochschule.

38-Jährige aus Oer-Erkenschwick wächst über sich hinaus

„Dass ich mal Deutsch unterrichten würde, hätte ich niemals geglaubt“, sagt die Hausfrau. Aber während der Corona-Pandemie wächst die 38-Jährige über sich hinaus und bringt Geflüchteten mit Händen und Füßen, mit Bildern und vor allem mit viel Gefühl bei, wie man sich auf Deutsch verständigt.

Aber dann sind da noch die vielen Alltagsprobleme, mit denen „ihre“ Familien und Einzelpersonen aus dem Iran, dem Irak, aus Pakistan, Afghanistan und Syrien zu kämpfen haben. „Diese Menschen glauben, in Deutschland ist alles einfach geregelt. Aber das Gegenteil ist der Fall“, weiß Katharina Löchel aus eigener Erfahrung.

Behördenvertreter befinden sich in Zeiten von Corona im Homeoffice. „Die sind telefonisch kaum zu erreichen. und auf E-Mails bekommt man erst sehr spät Antwort. Dabei sind spezielle Urkunden wichtig für die Gefüchteten. Zum Beispiel für ihr Asylverfahren oder den Leistungsbezug“, berichtet Katharina Löchel.

Und dann die Coronaschutzbestimmungen: „Da blicken wir als deutsche Muttersprachler nur schwer durch. Viele sollen das Migranten schaffen, die die Sprache noch nicht beherrschen?“, fragt die Oer-Erkenschwickerin. Und so gibt es bei Facebook eine geschlossene Gruppe, in der sich Flüchtlinge beispielsweise über die Bestimmungen der aktuellen „Notbremse“ informieren können. Katharina Löchel ist einer der „Gruppenleiterinnen“.

Katharina Löchel ist täglich in Oer-Erkenschwick im Einsatz

Und die persönliche Flüchtlingshilfe wird in Coronazeiten immer mehr. Waren es erst nur ein paar Stunden in der Woche, ist Katharina Löchel nun täglich gefragt. „Es sind die unterschiedlichsten Dinge, wo Hilfe gebraucht wird. Das gilt aber nicht für Fragen zur Maskenspflicht und zur Hygiene und Abstand. Die geflüchteten Menschen halten sich dran. Oft besser als Einheimische“, berichtet Katharina Löchel. Sie selbst ist übrigens noch nicht gegen das Coronavirus geimpft, fühlt sich wegen der Disziplin der Migranten aber sicher.

Und was motiviert sie für ihre Arbeit? „Diese Menschen sind unendlich dankbar für die Hilfe. Das spürt man, und das motiviert. Die Geflüchteten sind für mich wie eine Familie. Die Kinder nennen mich Tante, die Erwachsenen Schwester. Das verbindet.“

Katharina Löchels Ehemann trägt das Hilfsangebot mit und unterstützt sie. Und wenn „Tante Katharina“ mal ganz viel Zeit hat, dann strickt sie. Doch dazu kommt sie an diesem Tag nicht. Das Telefon brummt, die Corona-Heldin wird erneut um Hilfe gebeten…

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