
Anfang Juni haben Bürgermeister Carsten Wewers und der städtische Fachdienstleiter Michael Grzeskowiak bei einem Ortstermin im Bereich Theodor-/Haardstraße/Haardgrenzweg angekündigt, Radfahrer auf diesem Verkehrsweg in Oer-Erkenschwick durch das Einrichten einer sogenannten Fahrradstraße besser schützen zu wollen. Die ersten Tempo-30- sowie Rechts-vor-links-Schilder stehen auch. „Aber nach unserem Empfinden wird jetzt noch schneller gefahren, als es vorher der Fall war“, sagt Anwohner Klaus Lange, der nach eigenen Angaben zusammen mit Gattin Sabine Rietz auch im Namen von Nachbarn spricht.
Am Wochenende heulen die Motoren in Oer-Erkenschwick
„Bei den warmen Temperaturen sitzt man ja abends gerne mal länger draußen. Und eben vor allem in den Abendstunden, aber auch frühmorgens und am Wochenende hört man in nicht wenigen Fällen die Motoren heulen“, erzählt Klaus Lange, der vor 20 Jahren aus Gelsenkirchen an die Haardstraße nach Oer-Erkenschwick gezogen ist. Dabei weiß der Steuerberater sehr wohl, dass er selber keine Geschwindigkeiten messen, sondern nur schätzen kann. „Aber ob jemand Tempo 30 oder deutlich schneller fährt, das hat man schon im Gefühl.“
Polizei soll in Oer-Erkenschwick Kontrollen durchführen
Klaus Lange und weitere Anwohner wünschen sich nun, dass die Polizei in den Morgen- und Abendstunden sowie am Wochenende Geschwindigkeitskontrollen durchführt. „Wenn die ersten Raser bezahlt haben und sich herumspricht, dass die Polizei mit der Laserpistole dort Messungen durchführt und Raser zahlen müssen, dann ist nicht nur uns, sondern auch den bei schönem Wetter vielen Spaziergängern und Radfahrern auf der Theodor- und der Haardstraße gedient“, meint Klaus Lange.
Stadt Oer-Erkenschwick hat Messungen durchgeführt
Und das sieht der städtische Fachdienstleiter, Michael Grzeskowiak, genau so. Denn: Um die Einrichtung einer Fahrradstraße außerhalb geschlossener Ortschaften rechtssicher anordnen zu können, musste er die Verkehrssituation zunächst einmal genau erfassen. „Und dazu haben wir vom 29. Juni bis einschließlich 12. Juli mit dem Seitenmessradar den Verkehr überwacht. Das Ergebnis lässt einen mit dem Kopf schütteln. Ich kann Herrn Lange und seiner Frau nur Recht geben. Wir haben auf der Haardstraße auf dem Stück zwischen Mutter Wehner und dem Haardgrenzweg Geschwindigkeiten von bis zu mehr als 110 Stundenkilometern gemessen. Das ist lebensgefährlich. Hier besteht aus meiner Sicht erheblicher Handlungsbedarf für die Polizei“, sagt Grzeskowiak.
Hohe-Mark-Steig bringt noch mehr Radverkehr in Oer-Erkenschwick
Noch am Dienstagnachmittag hat er in dieser Angelegenheit Kontakt zur Polizei aufgenommen. „Ich bin mir sicher, dass die Ordnungshüter in Kürze kontrollieren werden. Und das ist nicht nur wegen der jetzt schon unhaltbaren Situation in diesem Straßenbereich besonders wichtig. Durch den nun öffentlich beworbenen Hohe-Mark-Steig in dieser Region, werden dort in Zukunft noch mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sein. Und die gilt es zu schützen. Die Sorgen der Anwohner kann ich jedenfalls nachvollziehen“, sagt Grzeskowiak.
Fahrradzonen werden noch vom Ministerium geprüft
Wie berichtet sollen die Theodor- und im weiteren Verlauf die Haardstraße zwischen Sinsener Straße und Mutter Wehner zu einer offiziellen Fahrradstraße werden. Dort dürfen Pkw nur Tempo 30 fahren und es gilt rechts vor links. Zudem werden die Pkw-Fahrer an den „Einfahrten“ zur Fahrradstraße mit Schildern auf dieselbe und die dort geltenden Regeln hingewiesen. Geplant sind zudem weitere Fahrradstraßenstücke auf dem Haardgrenzweg, die dann zu einer Fahrradzone verbunden werden sollen. Ob auch das außerhalb geschlossener Ortschaften gerichtsfest zulässig ist, wird vom Bundes-Verkehrsministerium derzeit noch geprüft.
- Vom 29. Juni bis einschließlich 12. Juli wurde der Verkehr und seine Geschwindigkeit auf der Haardstraße mit einem Seitenmessradar gezählt und gemessen. Erfasst wurden dabei gut 11.000 Fahrzeugbewegungen, 10.921 Pkw und 217 Lkw über 3,5 Tonnen. Das sind knapp 800 Fahrzeugbewegungen pro Tag.
- Von diesen Fahrzeugen fuhren 3.219 immerhin 40 bis 50 Stundenkilometer. 754 Verkehrsteilnehmer waren mit bis zu 60 km/h unterwegs.
- 101 Fahrzeuge wurden mit bis zu 70 km/h gemessen, 20 fuhren sogar bis zu 80 Stundenkilometer schnell.
- Fünf Fahrzeuge waren mit bis zu 90 km/h unterwegs, drei bis zu 100 km/h, zwei bis 110 Stundenkilometer und ein weiterer sogar noch schneller.
- Das bedeutet: Knapp 40 Prozent der Verkehrsteilnehmer hält sich nicht an Tempo 30 und fährt bis zu vier Mal so schnell, wie eigentlich erlaubt.