
Am 10. Mai 1933 hatten nationalsozialistische Studentenbünde auf dem Berliner Bebelplatz und in 21 weiteren Universitätsstädten die Werke verfemter Autoren und Autorinnen gesammelt und vernichten lassen, aber nicht nur dort. Ähnliche Verbrennungsaktionen von angeblich „undeutschem Geist“, wie die Nazipropaganda unliebsame Literatur verteufelte, gab es in mindestens 165 weiteren Städten und Gemeinden deutschlandweit. Aber nur in einem Bruchteil dieser Orte wird daran erinnert – in Recklinghausen etwa durch den Verein „Lesen gegen das Vergessen“, und zwar am Montag (14.7.) auf dem Neumarkt in Süd.
In Recklinghausen fand die Bücherverbrennung am 14. Juli 1933 statt. Hier, so teilen die Veranstalter mit, waren es nicht Studenten, sondern Polizei, SA, SS und NSDAP, die Büchereien durchsuchten. Schon im Frühjahr 1933 hatten die Nationalsozialisten und ihre Unterstützer in ihrer ideologischen Aufräumaktion damit begonnen, Fußbälle von Arbeitersportvereinen und Musikinstrumente linker Musikgruppen kurzerhand durch SA-Stoßtrupps zu entwenden. Zwei Süder SA-Stürme, so heißt es, hatten „in wochenlanger Kleinarbeit zusammen mit der Polizei Zentner undeutschen und unsittlichen Schrifttums“ zusammengetragen und auf dem Neumarkt einen ,,meterhohen Scheiterhaufen“ aufgebaut – und angezündet.
„Tausende“, so berichtete die Recklinghäuser Zeitung damals, hätten das Spektakel als Zuschauer verfolgt. Ein „dreifach donnerndes Siegheil“ und das Horst-Wessel-Lied beendeten die gespenstische, widerliche Feier.
Um an die Bücherverbrennung zu erinnern, lädt der Verein „Lesen gegen das Vergessen“ für Montag, 14. Juli, um 18 Uhr auf den Neumarkt ein.