
Obwohl die Apotheker bereits im Vorfeld davon abgeraten haben – die Jagd nach digitalen Impfpässen hat längst begonnen – auch in Recklinghausen.
Der digitale Impfnachweis dient laut Bundesgesundheitsministerium als freiwilliges, zusätzliches Angebot zum gelben Impfausweis. Allerdings wird darin bislang ausschließlich die Corona-Impfung dokumentiert. Der digitale Pass wird nach vollständiger Impfung in einer Arztpraxis oder in einem Impfzentrum generiert. Apotheken beispielsweise erstellen einen Papierausdruck, den Geimpfte dann mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App einscannen und nutzen können.
Das freiwillige Angebot wird von den Bürgern bereits stark nachgefragt. Gerade in der City-Apotheke am Holzmarkt wird der verstärkte Zulauf sichtbar. Im Minutentakt trudeln zwei, drei Bürger an einem extra aufgestellten Tisch mit Drucker neben dem Haupteingang ein.
Bürger erledigen Ausstellen im Vorbeigehen
Gilbert Hauser ist einer von ihnen. „Ich gehe regelmäßig ins Seniorenheim und brauche den Impfnachweis auch für einen anstehenden Urlaub“, erklärt dieser. „Vermutlich werde ich immer den digitalen und auch den gelben Pass dabei haben. Am besten kopiert man sich das ausgestellte Impf-Zertifikat zusätzlich. Dann ist man auf der sicheren Seite.“ Corinna Opdenbusch aus Datteln hat die Angelegenheit mal eben im Vorbeigehen geregelt. „Das Ausstellen hat problemlos geklappt. Ich brauche den digitalen Pass zwar nicht dringend, aber jetzt ist die Sache erledigt. Wer weiß, was in drei Wochen ist.“
Originaler Impfpass reicht im Alltag aus
So ganz verstehe er die Eile nicht, sagt der City-Apotheken-Inhaber Karsten Fortkord. Schließlich reiche der gelbe Impfpass in allen Belangen vollkommen aus. „Ich rate den Bürgern, nicht gleich panisch zu werden und loszurennen. Für einen bevorstehenden Urlaub mag der digitale Impfpass vielleicht sinnvoll sein.“ Den heiß begehrten QR-Code bekäme man auch in ein paar Tagen oder Wochen noch.
Technische Probleme zum Start
Der rege Zulauf sorgte für technische Probleme. Inhaber Karsten Fortkord: „Um 8 Uhr morgens konnten wir am Montag auf das System zugreifen. Um 8.03 Uhr ist der Server schon zusammengebrochen.“ In der Steintor-Apotheke lief der Start holprig ab. „Am Montag war das System den ganzen Tag überlastet, am Dienstag konnten wir etwa zwei Stunden darauf zugreifen, heute läuft es mit Unterbrechungen einigermaßen“, sagt Inhaberin Henrike Brinkmann am Mittwoch.
Eine Sache von fünf Minuten
Wenn das System reibungslos funktionieren würde, wäre der digitale Impfpass in fünf Minuten ausgestellt, der Mehraufwand überschaubar, so die Apothekerin. Aktuell müssten Kunden oft mehr Zeit mitbringen oder noch mal vorbeischauen. Gerade, wenn die Chargennummer des Impfstoffs im Ausweis fehlt, was nicht selten vorkomme. Die ist für eine mögliche Rückverfolgung wichtig und müsse bei Bedarf vom Hausarzt nachgereicht werden.
Apotheken helfen bei Smartphones
Hinzu kommt, dass die Apotheken Erste Hilfe leisten müssen. „Es kommt immer wieder vor, dass Kunden, den digitalen Impfpass haben wollen, aber gar nicht wissen, wo sie ihn später im Smartphone finden, weil sie die passende App noch gar nicht heruntergeladen haben“, sagt Apothekerin Alexandra Koesling von der Apotheke am Hohenzollernpark. Auch Karsten Fordkort kann von dieser Nebenbeschäftigung ein Liedchen singen.