Ramadan Beten auf dem Parkplatz beim Zuckerfest

Amer Ramadan Al Hachimi (29) ist Assistenzarzt im Elisabeth-Krankenhaus. © Kristina Schröder/EK
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Gläubige Muslime wie Kfz-Unternehmer Ensar Kurt und Assistenzarzt Amer Ramadan Al Hachimi haben die vergangenen vier Wochen im Monat Ramadan gefastet. Von 4.30 bis 21.18 Uhr – von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang – haben sie weder Wasser noch Nahrung zu sich genommen. Am Abend gab es das traditionelle Fastenbrechen. Heute wird das Zuckerfest gefeiert.

„Ramadan macht Spaß“, erzählt Ensar Kurt. Und damit meint er das Warten. „Dieses Gefühl, wenn man abends am gedeckten Tisch sitzt, noch nicht essen und trinken darf, sondern auf die richtige Zeit wartet, ist unbeschreiblich schön.“

Der Fastenmonat richtet sich nach dem Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr um einige Tage.

Kein Fasten für Schwangere, Kranke und Alte

Ensar Kurt: „Der Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islams, ein Gebot der Religion. Wenn wir fasten, sammeln wir Pluspunkte beim lieben Herrn. Es ist für uns die Zeit der Besinnung, die Zeit um in sich zu kehren.“

Amer Ramadan Al Hachimi ist Assistenzarzt auf der Station der Inneren Medizin im Elisabeth-Krankenhaus. Dort habe der 29-Jährige aktuell kaum eine freie Minute. Trotzdem habe er gefastet. Anders als seine Frau, die den sechs Monate alten Sohn stillt. Schwangere, Kranke und Alte können das Fasten ganz aussetzen oder nachholen.

Ensar Kurt fastet schon seit mehr als 30 Jahren – auch in der Corona-Pandemie. © Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Al Hachimi: „Die besondere Atmosphäre ist in diesem Jahr erneut verloren gegangen. Jeder Muslim kennt dieses besondere Gefühl.“ Der Marokkaner lebt seit drei Jahren in Deutschland. Während der 24-Stunden-Schichten im Krankenhaus habe er nicht gefastet. Zu anstrengend.

Auch der diesjährige Ramadan von Ensar Kurt habe sich anders angefühlt als sonst. Wegen der Pandemie blieb das sonst so gesellige Abendessen auf der Strecke.

Kein Gast im Hause Kurt

„Sonst ist immer mindestens ein Gast da. In diesem nicht, das war bedrückend“, so Kurt. „Schließlich ist das Ramadan-Fest für uns Muslime so wie Weihnachten für die Christen. Der Unternehmer hat eine Alternative gefunden. Gemeinsam mit Kollegen sei er alle zwei Tage 40 Kilometer Rad gefahren. „Ramadan ist Einstellungssache. Alles ist machbar.“

Besonders auf das heutige Frühstück freue sich Ensar Kurt. „Es ist das Erste seit 30 Tagen.“ Davor schon möchte er die Moschee besuchen. „Ich hoffe, es ist nicht zu voll dort, sonst muss ich auf den Parkplatz ausweichen und dort beten.“ Das Feiertagsgebet, so erzählt er, hält man, wenn es geht, in der Gemeinschaft ab.“

Einen Mythos möchte Al Hachimi aus der Welt schaffen: „Viele denken, dass wir im Ramadan abnehmen, doch das Gegenteil ist der Fall: Wir nehmen zu.“ Besonders die marokkanischen Süßigkeiten im Hause Al Hachimi würden zu Buche schlagen.

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