
Klare Corona-Regelungen für Veranstaltungen fordert Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. Der Branchenchef hat sich für eine Impfpflicht für Besuchende und Beschäftigte ausgesprochen: „Im Bereich der Großveranstaltungen und Konzerte gibt es spätestens ab Ende September, wenn jeder ein Impfangebot bekommen hat, nur diesen Weg.“
„Eine Impfpflicht für Veranstaltungen würde mir zu weit gehen“, sagt Lars Tottmann, Geschäftsführer der Arena Recklinghausen. Das Unternehmen veranstaltet für die Stadt Recklinghausen den Weihnachtsmarkt und „Recklinghausen leuchtet“, außerdem den „Hurz“-Comedy-Preis im Ruhrfestspielhaus. Mit den 3G – geimpft, genesen, getestet – sei die Veranstaltungsbranche dort, wo es möglich war, bislang gut gefahren. Tottmann würde zudem differenzieren: Ein Konzert in einem Club oder eine Party in einer Halle sei hinsichtlich der Pandemie anders zu bewerten als ein Fußballspiel in einem Stadion, eine Kirmes oder eine andere Veranstaltung unter freiem Himmel. Darüber hinaus: „,Recklinghausen leuchtet‘ oder der Weihnachtsmarkt sind dezentrale Veranstaltungen, da wären Kontrollen überhaupt nicht möglich.“
Kontrollen beim Einlass sind aufwendig, aber machbar
Michow betont, dass er keine Personen ausschließen möchte. Aber wenn es nicht möglich sei, Geimpfte, Getestete und Genesene ohne Abstandsregelungen zusammenkommen zu lassen, seien Veranstaltungen wirtschaftlich nicht tragbar. Er sieht die Branche durchaus dazu imstande, Kontrollen an den Einlässen durchzuführen und sogar Tests anzubieten, um Events wie gehabt durchzuführen. Da das aktuell aber nur mit Abstandsregelungen zulässig ist, sieht Michow als einzige Möglichkeit, Konzerte und Großveranstaltungen nur noch für Geimpfte und Genesene anzubieten.
Ralf Teubner, Betreiber von „Murphy‘s Pub & Grill“ am Lampengässchen, würde es begrüßen, wenn die Leute sich einfach impfen ließen. „Bei mir finden ja nur kleinere Konzerte statt, da kann man die Kontrollen schon stemmen. Aber die Kontaktnachverfolgung, das Überprüfen von Testergebnissen, Impfungen und Genesungen, das ist schon ein Aufwand.“ Wenn er aber an Konzerte mit über 1000 Gästen denke, so Teubner, könne er die Forderung nach einer Impfpflicht schon nachvollziehen.
Ein Abwälzen der Entscheidung auf Veranstalter wäre nicht richtig
„Tricky“ findet Daniel Hageleit die Angelegenheit und hofft, dass die Entscheidung über eine Impfpflicht für Veranstaltungen nicht den Betreibenden überlassen wird. „Der Gesetzgeber muss klare Regeln formulieren, an die wir uns halten müssen. Das wäre der solidarische Weg“, sagt der Betreiber des „Drübbelken“ an der Münsterstraße, in dem unregelmäßig kleine Konzerte stattfinden. Gemeinsames Ziel müsse sein, ein unbeschwertes und sicheres Miteinander, auch in geschlossenen Räumen, zu ermöglichen. „Ein Abwälzen auf die Veranstalter würde ich nicht für richtig halten, selbst Regeln aufzustellen, liegt mir fern“, sagt Hageleit und spricht von einer „Bürde“, die zu uneinheitlichen Regelungen in der Branche führen würde. Er befürchte aber, dass es so kommt: „Dass wir Veranstalter den Türsteher mimen müssen, das hatte ich von Anfang an vermutet.“
Beate Ehlert-Willert, städtische Fachbereichsleiterin Kultur, Wissenschaft und Stadtgeschichte, kann den Standpunkt des Branchen-Chefs Michow nachvollziehen, „aber als städtischer Veranstalter sind wir an die Verordnungen des Landes gebunden“. Man richte sich nach der jeweiligen Corona-Schutzverordnung.
Lars Tottmann hofft auf mehr Klarheit nach der Ministerpräsidentenkonferenz am 10. August. „Die Planungen für unsere Veranstaltungen laufen. Die Hoffnung ist da – anders als beim EM-Public-Viewing, da gab es keine Alternative zur Absage.“