
Der Schock sitzt immer noch tief bei Claudia Dembek-Sichtermann: „Ich erinnere mich an wenige Momente, in denen so viele Tränen geflossen sind wie in diesem.“ Am Telefon war ihr vom Tierschutz Recklinghausen mitgeteilt worden, dass der Familienkater Winnie gerade eingeschläfert worden ist.
„Winnie verließ gegen 15.30 Uhr sein Zuhause, gegen 21 Uhr war er bereits tot“, sagt Dembek-Sichtermann, die mit Mann und Tochter in Röllinghausen wohnt. Dem Tierschutz Recklinghausen, der sich des Katers am Mittwoch, 8. September angenommen hatte, macht sie Vorwürfe. Aber nicht etwa, weil der Verein zuließ, dass das Tier umgehend eingeschläfert wurde, sondern weil es keine Bemühungen gab, die Besitzer ausfindig zu machen.
Der Tierschutz war von Nachbarn, die Winnie nicht kannten, auf das Tier aufmerksam gemacht worden. Als der 15 Jahre alte Maine-Coon-Kater nach zwei Stunden Ausgang nicht zurück gewesen sei, habe sie sich Sorgen gemacht, so Dembek-Sichtermann. In einer entsprechenden Facebook-Gruppe wollte sie den Kater als vermisst melden, stellte aber fest, dass Winnie dort bereits auf einem Foto auftauchte – verbunden mit dem Hinweis, dass der Tierschutz ihn nun habe. „Wir atmeten auf und wähnten Winnie in Sicherheit“, sagt die Röllinghäuserin.
Tierarzt schläfert den krebskranken Kater umgehend ein
Nach der Untersuchung durch einen Tierarzt war der eingefangene Winnie aber umgehend eingeschläfert worden. „Wir waren völlig entsetzt über seinen Zustand“, sagt Marlene Steltner-Lange. Die Vorsitzende vom Tierschutz Recklinghausen hatte den Kater vor Ort eingesammelt und zum Tierarzt gebracht. Und dieser habe die für sie einzig vernünftige Entscheidung getroffen, nämlich den Kater zu erlösen.

Die Tierschützerin sagt: „Wenn wir überhaupt nur die Möglichkeit sehen, ein Tier zu retten, dann machen wir das.“ Auf Wunsch der Familie habe sie Winnie am nächsten Tag dort abgeliefert – tiefgefroren und in schwarze Folie eingeschlagen. So hatte sie den Kadaver beim Tierarzt vorgefunden. „Vielleicht hätte man ihn anders übergeben können, das stimmt“, sagt Steltner-Lange. Die Zeit, um die Besitzer von ungechipten Tieren ausfindig zu machen, habe man jedoch nicht.