
Am Ende waren es zu wenig Leute, um eine wirklich repräsentative Aussage treffen zu können. Aber auffällig war, dass am Freitag entweder sehr junge Menschen in ihren 20er-Jahren in die kurzfristig zum Impfzentrum umfunktionierten Räume des Sozialdienstes katholischer Frauen am Neumarkt kamen – oder aber ältere Semester weit jenseits der 60. Zum einen also die, die bislang noch nicht an der Reihe waren und zum anderen die, die besonders gefährdet sind, schwer am Coronavirus oder einer seiner Mutationen zu erkranken. Es ist wirklich enttäuschend, dass sich nur zwölf Menschen impfen ließen. Von einem größeren Andrang hätte durchaus eine Signalwirkung ausgehen können. An diesem Samstag besteht von 8.15 bis 14 Uhr eine weitere Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Diesmal in der Vestlandhalle.
Nur jeder zweite Recklinghäuser verfügt derzeit über den kompletten Impfschutz, und die Delta-Variante ist mittlerweile in der Stadt angekommen. Das ist eine weitere Erkenntnis dieser Woche, die vor Augen führt, dass ein neuerlicher Sommer naiver Sorglosigkeit im Herbst ein Ende mit Schrecken nehmen kann. Das hatten wir doch alles schon mal. Mit dem einen Unterschied: Vor einem Jahr gab es noch keinen Impfstoff. Diesmal schon. Wir haben es also in unseren Händen, das Virus niederzuringen. Wir müssen nur wollen. Daran scheint das Vorhaben allerdings gerade zu scheitern.
Trotz der Sommerpause ging es in dieser Woche auch politisch zu. Der neue Vorsitzende des Seniorenbeirates fordert mehr Geld von der Stadt. Die Reaktionen von Politik und Verwaltung sind gespalten. Es wird gefeilscht. Wie hoch sollen die Zuwendungen denn sein? Die gewünschten 15.000 Euro? Oder doch lieber nur 7400? Klar ist: Die bisherigen Mittel in Höhe von gerade einmal 3700 Euro jährlich sind für ein Gremium, das zumindest theoretisch ein Drittel der Einwohnerschaft vertritt, vor allem eins: lächerlich. Am Ende geht es um die Frage, wie viel einer Stadtgesellschaft die Senioren wert sind. Auch finanziell.
Um ganz andere Summen geht es auf der prominentesten Baustelle Recklinghausens. Im Herzen der Altstadt wird aus dem ehemaligen Karstadt-Komplex das Markt-Quartier. Dieses Werden ist ein lautstarker Prozess. Der Zeitplan ist längst gesprengt. Wo eigentlich schon die Maler und Fliesenleger am Werk sein sollten, dröhnen immer noch die Presslufthämmer. Viele der angrenzenden Händler nehmen den zur Gewohnheit gewordenen Ausnahmezustand stoisch hin und hoffen auf eine neue Belebung der Guten Stube – wenn der Multifunktionskomplex eines Tages wirklich fertig sein sollte. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Auf der Baustelle ruhen die Hoffnungen der Stadt.