Straßenserie Einerseits Verkehrsader, andererseits Flaniermeile

Vereint zwei Gegensätze: Die Martinistraße ist Hauptstraße und Fußgängerzone zugleich. © Philippos Tsolakidis
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Seit zwei Jahren wohnt Marianne Mrosek in dem neu gebauten Wohnkomplex an der Ecke Wickingstraße/Oerweg. Sie blickt mit Dorothea Dewitz, der Tochter ihres Lebensgefährten, von ihrem Balkon aus auf die Kreuzung zur Martinistraße. „Ich habe vorher in der Freiherr-vom-Stein-Straße gewohnt, bin hier aber auch sehr zufrieden. Dank der dreifachen Verglasung hört man drinnen auch nichts von den Autos“, sagt die ehemalige CDU-Ratsfrau. „Die Martinistraße ist super. Man kommt sehr schnell in die Stadt und kann alles erledigen.“ Noch schaut Marianne Mrosek auf eine Kreuzung mit einer Ampelanlage, doch demnächst soll hier Schlaufenkreisel entstehen.

Anwohnerin Marianne Mrosek mit ihrer Fast-Schwiegertochter Dorothea Dewitz. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Horst Brunner und Siegfried Zielke aus dem städtischen Sachgebiet Vermessung inspizieren schon einmal die Gegebenheiten. Denn bevor der Kreisel gebaut wird, müssen noch einige Vorarbeiten geschehen. „Demnächst werden hier erst einmal die Versorgungsleitungen verlegt, damit diese nicht unter dem Bordstein oder der Fahrbahn liegen“, erklärt Horst Brunner. „Danach beginnt erst der Ausbau.“

Gehen ihrer Arbeit nach: die Vermesser Horst Brunner und Siegfried Zielke. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Wenn man von der Kreuzung aus in Richtung Innenstadt läuft, passiert man die Hauptstelle der Deutschen Post. Hier kommt es gerade während der Stoßzeiten zu starkem Verkehrsaufkommen. Manch eine will noch schnell einige Briefe verschicken, ein anderer möchte ein Paket abholen. Dies führt häufig zu langen Warteschlangen – im Gebäude selbst, aber auch auf den Parkplätzen ringsum und auf der Martinistraße.

Neubürgerin ärgert sich über Dreck

Jacqueline Fardipoor läuft mit ihrem dreijährigen Sohn Elias in Richtung Innenstadt. Sie nutzen gerne die Martinistraße, um in die Stadt oder zum Hauptbahnhof zu gelangen. Doch Jacqueline Fardipoor fällt auf der Straße besonders ein Aspekt negativ ins Auge: „Ich finde es leider sehr dreckig hier. Der Müll liegt hier neben den Mülleimern und das Unkraut wächst. Keiner kümmert sich darum“, schimpft die Neu-Recklinghäuserin, die vor einem Jahr aus Bremen ins Nordviertel gezogen ist.

Neu in der Stadt: Jacqueline Fardipoor mit ihrem Sohn Elias. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Schräg gegenüber der Post befindet sich der Busbahnhof. Hier wird fleißig an dem neuen Bussteig 12 gebaut. Doch nicht nur das: Auch die Ampelanlage zum Wall hin wurde umgerüstet. Seit einiger Zeit stehen zudem am Martinitor Pfosten, die das Ein- und Abfahren aus der Innenstadt verhindern. Ab dem Martinitor haben dann die Fußgänger Vorrang, sie dürfen in der Martinistraße flanieren. An den Ecken zum Wall hin befinden sich ein Pfandhaus und ein Tabakladen.

Führt einen Imbiss mit Bergbau-Ambiente: Patrick Kula von „Steiger Wurst“. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Etwas weiter brutzeln die Fritteusen. Patrick Kula von „Steiger Wurst“ bereitet die nächste Portion Pommes vor. „Der Standort ist echt super, weil hier durch den Busbahnhof ziemlich viel Publikumsverkehr ist“, sagt der Inhaber, der den Betrieb im Oktober 2019 eröffnet hat. Die Imbissbude macht ihrem Namen alle Ehre. „Das ist eine Hommage an das Ruhrgebiet.“ Neben der Deko sind auch die Gerichte an den Bergbau angelehnt.

Romeo Juffin wohnt seit 40 Jahren in der Innenstadt. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Das Ende der Martinistraße ist schon fast in Sicht – und die Menge an Möglichkeiten, die diese Straße bietet, wird deutlich. Ob Friseur, Schlüsseldienst, Reisebüro oder Technikzubehör: Die Liste ist lang, das weiß auch Romeo Juffin. Er wohnt seit mehr als 40 Jahren in der Innenstadt und nutzt die Martinistraße täglich. „Hier findet man echt so gut wie alles, was man braucht“, erklärt Romeo Juffin. „Man hat hier eine sehr gute Anbindung an den Busbahnhof und die Post. Das ist wirklich vorteilhaft.“ Romeo Juffin zieht weiter und setzt sich in das Eiscafé an der Ecke Kunibertistraße.

Ihnen gehört die „Eisdiele an der Ecke“: Elvis (l.) und Fadiy Faslija. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Hier verkaufen Fadiy und Elvis Faslija Eis nach kroatischem Rezept. „Mein Großvater machte danach schon vor mehr als 60 Jahren Eis“, erzählt Fadiy Faslija. Sein Sohn Elvis ist mit dem Standort des Geschäftes sehr zufrieden: „Wir liegen hier genau zwischen Hauptbahnhof und Palais Vest.“

Wetter bestimmt das Geschäft

Die Eisdiele ist ein reiner Familienbetrieb und auch bei schlechtem Wetter geöffnet. In den Wintermonaten verkaufen Vater und Sohn ofenfrische Pizza. Und in diesem Winter soll es neben Eis und dem Café-Betrieb auch gebrannte Maronen geben. „Die haben wir auch schon auf dem Weihnachtsmarkt am Marktplatz verkauft.“

Zur Sache

Die Straße ist nach dem heiligen Martin, Bischof von Tours, benannt. Dessen Standbild war über dem zugehörigem Stadttor, dem Martinitor angebracht. Die Straße zieht sich durch zwei Stadtteile: Altstadt und Nordviertel. An der Ecke Martinistraße/Springstraße steht seit 1888 das Postamt. Im Zweiten Weltkrieg wurde es durch einen Bombenangriff zerstört. 1953 wurde das neue Postamt dann an gleicher Stelle wiedereröffnet. Die Martinistraße ist knapp 200 Meter lang.

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