
Der Keukenhof mitten in Recklinghausen: Ein Meer aus Tulpen in zarten Rosa- und leuchtenden Violett-Tönen empfängt den Besucher im Hillener Garten. Auch wenn der Frühling aktuell eine stürmische Pause einlegt und die Windspiele bedrohlich schaukeln, sorgen die bunten Farbkleckse spontan für gute Laune. Seit fünf Jahren gestaltet Barbara Noga ihren Naturgarten. Zwischen einer großen Kirsche und einem alten Apfelbaum hat sie Stück für Stück viele neue kleine Biotope für Pflanzen und Tiere geschaffen. Frühblüher, Wiesensalbei, Walderdbeeren, Waldmeister, Lungenkraut & Co. sorgen für Abwechslung im Beet. Seit Sonntag hat die Idylle hinter ihrem Haus Goldstatus. Stolz und glücklich zeigt die Gartenarchitektin das Zertifikat der bundesweiten Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten. Grüne Oasen, einheimische Tiere und Pflanzen!“
Beitrag gegen das Insektensterben und für den Artenschutz
Mit dem Ziel, einen Beitrag gegen das Insektensterben und für den Artenschutz zu leisten, können sich Hobbygärtner und Gartenprofis bei der Aktion bewerben. Sechs Jahre lang soll so ein Netzwerk von naturnahen Gärten in Deutschland aufgebaut und damit der Rückgang der biologischen Vielfalt verlangsamt werden.

Die Recklinghäuserin hat alle Kriterien zu 100 Prozent erfüllt, ihr Garten lädt auf verschiedenen Ebenen zu einer Entdeckungsreise ein: Hier sprießen verschiedene einheimische Wildpflanzen und bieten Nahrung für Insekten; Trockenmauern sind ohne Mörtel aufgestapelt, sodass Wildbienen und anderes Getier die Hohlräume nutzen können; Totholz dient als Wegbegrenzung und lockt Insekten; das Hochbeet ist aus Recyclingmaterial gebaut; im Regensammlerbecken baden die Vögel; auf Sandboden experimentiert die Frau mit dem grünen Daumen mit Pflanzen, die wenig Durst haben; in bunten Vogelhäusern sind Familie Meise und andere Piepmätze eingezogen; Laub und Astschnitt werden natürlich kompostiert. Eine begrünte Pergola, ein kleines Amphitheater, eine riesige Hängematte und andere gemütliche Sitzecken laden die menschlichen Bewohner nach der Gartenarbeit zum Verschnaufen ein.
„Ein Naturgarten ist etwas für Faule“
Obwohl das Wort „Arbeit“ nicht so ganz passe, findet Barbara Noga. „Ein Naturgarten ist sogar etwas für Faule. Es ist nämlich ein großer Irrtum, dass Schottergärten pflegeleicht sind.“ So dürfen in ihrem Garten zum Beispiel im Winter die Stauden stehen bleiben, damit die Tiere weiter Nahrung oder Unterschlupf finden und werden erst im Frühjahr beschnitten. Auch das Unkraut wird nicht sofort penibel entfernt, „weil es sich vielleicht ja doch noch zu einer Besonderheit entwickelt, die ich gerne einbauen würde.“
Für die Fachfrau ist der Garten Beruf und Berufung – und ein Wohlfühlort für die ganze Familie. Sie liebt es, mit Pflanzen zu experimentieren, durch sorgfältige Auswahl ganzjährig für lebendige grüne Bilder zu sorgen und immer wieder neue kleine Erlebniswelten zu schaffen. Im Vorbeigehen werden im Sommer Himbeeren vom eigenen Strauch genascht oder Eichhörnchen & Co. beobachtet. Die Kinder dürfen durch den Kirschbaum klettern und die passenden Kräuter wie Bärlauch oder Knoblauchrauke für den Grillabend kommen direkt aus dem Beet.
Fachfrau bietet Workshops und Seminare an
Weil die Natur zurzeit etwas hinterherhinkt, rät die Fachfrau aktuell dringend zu Geduld. „Geben Sie den Pflanzen Zeit. Nicht alles, was momentan noch vertrocknet aussieht, ist tot.“ Ihr Know-how hat die Recklinghäuserin zuletzt auch durch eine Fortbildung zum Naturgarten-Profi erweitert. Als Fundgrube für Tipps und Tricks empfiehlt sie den Naturgarten e.V. Wer Nachhilfe braucht, kann bei ihr Workshops und Seminare besuchen oder sich den Garten gleich komplett planen und von Ehemann und Gartenmeister Andreas Noga umsetzen lassen.
Bewerbungen
Die Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten“ ist auf sechs Jahre angelegt und wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Pflanzenbetriebe, Freizeitgärtner und Gartenprofis können sich beteiligen. Die Gärten oder Balkone werden von zwei ausgebildeten Testerinnen und Testern besichtigt, bewertet und anschließend prämiert. Die prämierten Paradiese können anschließend auf der Homepage der Kampagne präsentiert werden. www.tausende-gaerten.de/die-kampagne/