
Bis zu vier Millionen Menschen könnten vor der Gewalt aus dem Land flüchten, warnte eine Sprecherin des Hilfswerks UNHCR. Darauf wollen sich Hilfsorganisationen wie der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), zuständig für fünf städtische Unterkünfte für Geflüchtete, vorbereiten. Der Wohlfahrtsverband bittet daher um Sach- und Geldspenden für die Menschen aus der Ukraine, die in Recklinghausen unterkommen.
„Es ist sehr wichtig, dass wir schnell reagieren können“, betont Lars Lichtenberg, Koordinator Migrationsdienst und Flüchtlingshilfe beim SkF. „Deshalb wollen wir uns jetzt intensiv vorbereiten, mit Unterstützung der Bevölkerung in Vorleistung gehen. Wir wollen jederzeit schnell und unbürokratisch helfen.“ Zumal die ersten Familien bereits in den Unterkünften angekommen sind.

Zur Unterstützung der Geflüchteten in Recklinghausen bittet der SkF um…
a) … Geldspenden, Spendenkonto des SkF Recklinghausen bei der Commerzbank, IBAN DE77 4264 0048 0528 7545 01, Stichwort „Ukraine-Hilfe“. Von den Geldspenden werden Lebensmittel zugekauft. Benötigt werden aber auch Einkaufsgutscheine, zum Beispiel von dm oder Rewe.
b) … medizinische Produkte, Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel, wie zum Beispiel Nudeln, Reis, Linsen, Bohnen, Zucker, Tee, Kaffee, Konserven, Babynahrung, Milchpulver
c) … Bekleidung für Säuglinge. Von anderen Kleidungsspenden bittet der SkF abzusehen. Das Lager in der Kleiderkammer ist noch gut gefüllt.
Die Sachspenden können abgegeben werden in der SkF-Geschäftsstelle im Katholischen Zentrum/Erich-Klausener-Haus, Kemnastraße 7: montags bis donnerstags, 8 bis 16.30 Uhr sowie freitags bis 14.30 Uhr. Zudem im SkF-Stadtteilbüro Süd, Am Neumarkt 33: Montag bis Donnerstag, 10 bis 12 Uhr, Donnerstag auch 16 bis 18 Uhr sowie Freitag von 11 bis 12 Uhr. Weitere Termine können mit Stadtteilmanagerin Sybille Averdung vereinbart werden unter 02361/6581831. Und auch in der „Recklinghäuser Tafel“, Herner Straße 47, aber ausschließlich haltbare Lebensmittel: Montag bis Freitag, 8 bis 16.30 Uhr, sowie Mittwoch, 8 bis 13 Uhr
Eine Leerfahrt zur Ukraine wäre sinnlos
Um Hygieneartikel, Decken, Isomatten, Lebens- oder Arzneimittel bittet auch Jan-Peter Gövert. Der Recklinghäuser Immobilienmakler hat über eine seiner Mitarbeiterinnen Kontakt zu einem Bochumer aufgenommen, der am kommenden Mittwoch mit einem Bus zur ukrainischen Grenze aufbrechen will, um von dort Flüchtende nach Deutschland zu bringen. Und damit der Bus nicht leer hinfährt, will er im Vorfeld möglichst viel sammeln, um die Menschen vor Ort zu versorgen. Gövert selbst will sich natürlich auch beteiligen: „Ich stocke das Ganze nochmal mit einem ganzen Haufen Lebensmittel auf.“
Alle Sachspenden sollten zu seiner Geschäftsstelle am Königswall 26 gebracht werden: „Die Leute sollen hintenrum über die Straße Auf dem Graben zu unseren Parkplätzen fahren. Dort kann man dann abladen“, so Gövert. Ein kurzer Lockanruf unter 02361/3707744 wäre nützlich, grundsätzlich ist zu den normalen Geschäftszeiten von 8 bis 16.30 Uhr immer jemand da. „Aber auch zu anderen Zeiten ist alles möglich“, ergänzt er.
Geld gegen Kunst – für „Ärzte ohne Grenzen“
Etwas ganz Besonderes unter dem Motto „Wir spenden Kunst – ihr spendet euer Geld“ haben sich die im StadtLabor RE e.V. zusammengeschlossenen Künstler ausgedacht. Sie stellen eigene Kunstwerke zur Verfügung, die am Samstag, 5. März, von 11 bis 15 Uhr im „DenkArt“, Heilige-Geist-Straße 3, versteigert werden sollen. Allerdings nicht um jeden Preis, es gibt jeweils ein Mindestgebot. Der Gesamterlös der Aktion soll „Ärzte ohne Grenzen“ und dem „Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“ zugutekommen. Am Freitag, 4. März, von 13 bis 16 Uhr sowie am Auktions-Samstag selbst können die Kunstwerke noch zum Veranstaltungsort im Wulffschen Haus gebracht werden.
Sozialarbeiterin ist persönlich betroffen
Derweil ist die jüdische Gemeinde schon einen Schritt weiter – und Valentina Shekun ist mittendrin. Sie steht in einem Meer aus Milchpackungen, Nudeln, Reis, Hygieneartikeln, Verbandsmaterial und Schlafsäcken. Die Sozialarbeiterin hat mit den Mitgliedern einen Berg aus Spendenartikel vor der Synagoge zusammengetragen.
Ein 40 Tonnen schwerer Lkw soll die Spende an die polnisch-ukrainische Grenze fahren – und zwar „so schnell wie möglich“. Shekun: „Gestern haben wir schon einen sechs Tonnen schweren Transporter und zwei 40 Tonner beladen. Sie sind bereits unterwegs. Heute kommen noch mal 40 Tonnen hinzu.“ Gemeinsam mit ihrer Tochter, die in Dortmund lebt, stellt sie Spendenaktionen auf die Beine. Sie bittet darum, keine Kleidung mehr zu spenden. Die Sammelstellen seien heillos überfrachtet.
„Ich mache mir große Sorgen um meine Familie. Sie lebt in Tschernihiw.“ Die Stadt liegt 140 Kilometer nördlich von Kiew und ist durch das dort stationierte operative Armeekommando Nord ein bedeutender Standort der ukrainischen Armee. „Tschernihiw ist weit weg von der Grenze. Meine Schwägerin sagt, dass sie eine Woche lang mit ihren Lebensmitteln auskommen würden, aber was passiert danach? Wir können noch so viel spenden, aber ich fürchte, dass die Waren nicht bei ihnen ankommen werden“, sagt die Ukrainerin. Die Tränen steigen ihr in die Augen. „Ich versuche den ganzen Tag stark zu bleiben, um die Spenden zu koordinieren, aber am Abend habe ich keine Kraft mehr. Dann weine ich gemeinsam mit meiner Tochter.“