Straßenserie Josef-Wulff-Straße: Gar nicht so ruhig, wie sie scheint

Blick von der Dorstener Straße Richtung Norden: Viel Grün und Wohnbebauung zeichnet die Josef-Wulff-Straße aus. © Philippos Tsolakidis
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Parallel zur Zeppelinstraße verläuft die Josef-Wulff-Straße im Nordviertel. Sie führt von der Dorstener bis zur Halterner Straße. Ein Rettungswagen eilt mit Blaulicht und Martinshorn die Dorstener Straße hoch, fährt gegenüber der Einmündung zur Josef-Wulff-Straße auf das Gelände des Knappschaftskrankenhauses. Das Martinshorn verstummt, allerdings hört man noch den Lärm von den vielen Autos und Bussen, die hier Tag für Tag fahren.

Es geht weiter in Richtung Norden, hier fallen die vielen Wohnhäuser ins Auge. Zudem wird es deutlich leiser. Es gibt wenig Verkehr, die Bürgersteige bieten Spaziergängern viel Platz. Durch die Bäume verirrt sich manchmal ein Sonnenstrahl und erhellt die Straße. Vor einem Wohnhaus befindet sich die Kunstinstallation „Bewegung wird Gestalt“ von Ludger Hinse und verschönert die Umgebung. Gegenüber befindet sich die Anlage der Recklinghäuser Tennis-Gesellschaft (RTG), direkt daneben liegt der Eingang zum Stadtgarten.

Die Kunstinstallation „Bewegung wird Gestalt“ von Ludger Hinse verschönert das Straßenbild. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Vorbei an modernen Wohnhäusern und grünen Vorgärten kreuzt schließlich die Cäcilienhöhe die Straße. Ein Linienbus der Vestischen fährt in Richtung Sternwarte mit dem Ziel Hauptbahnhof und sammelt wartende Fahrgäste ein.

Wohnidylle mit Kita und Seniorenresidenz

Die Josef-Wulff-Straße führt weiter, und ab hier darf man mit dem Auto nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren. Hier befinden sich nämlich nicht nur Wohnhäuser, sondern auch eine städtische Kindertagesstätte. Georg Ritz wohnt seit 2003 gemeinsam mit seiner Frau Marin an der Josef-Wulff-Straße. Er genießt die Nähe zu den umliegenden Naherholungsgebieten wie der Mollbeck, die er gerne mit dem Fahrrad ansteuert. „Das ist eine schöne Wohngegend, und es ist sehr ruhig hier, da wir keinen Durchgangsverkehr haben“, erzählt der Rentner. „Außerdem gibt es viel Grün, und es bietet sich an, mit dem Fahrrad zu fahren.“

Leiten die Residenz am Festspielhaus: Katrin Firschke und Fabian Wolf. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Etwas weiter fällt der Komplex der Residenz am Festspielhaus auf, indem mehr als 100 Senioren wohnen. Auch ein Vier-Sterne-Hotel mit 38 Hotelzimmern und Restaurant ist dort angegliedert. Katrin Firschke und Fabian Wolf leiten die Einrichtung, die es seit 1997 gibt, und kennen die Vorteile der Umgebung. „Für uns ist der Standort an der Josef-Wulff-Straße sehr schön, weil es durch die Wohnsiedlung sehr ruhig ist und es super Spaziermöglichkeiten im Grünen gibt. Es ist hier nicht so trubelig wie in der Stadt“, sagt Katrin Firschke: „Die Nähe zum Festspielhaus ist für unsere Bewohner und Hotelgäste natürlich auch perfekt.“ Einzige Schwierigkeiten, die der Standort mit sich bringt, so Fabian Wolf, sei die Parkplatzsituation, da zu Veranstaltungen die Park-Kapazitäten schnell erreicht seien.

Hinter den Pollern liegt die Natur

Hinter der Residenz am Festspielhaus versperren Poller die Durchfahrt, Autos haben hier kein Durchkommen mehr. Nach den Pollern kreuzt die Eduard-Pape-Straße, und jetzt wird es richtig grün. Zwischen den Feldern geht Marcus Kotsch mit seiner Hovawart-Hündin Amy eine Runde. Er wohnt in direkter Nähe und nutzt die Straße so gut wie täglich für seine Spaziergänge. „Es ist sehr angenehm, und man hat meistens seine Ruhe. Außer, wenn Autofahrer die Straße als Abkürzung missbrauchen“, so Marcus Kotsch. „Man kann von hieraus seine Runde durch die Mollbeck oder den Stadtgarten gehen.“

Spaziert gerne zwischen den Feldern: Marcus Kotsch mit seiner Hovawart-Hündin Amy. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Und es folgt noch eine Kreuzung, nämlich die mit dem Beisinger Weg. Eigentlich ist in diesem Bereich nur Anlieferverkehr zugelassen, dafür ist das Verkehrsaufkommen aber erstaunlich hoch. Wir befinden uns auf dem letzten Abschnitt der Josef-Wulff-Straße. Mitten auf einem Acker fallen drei große Container-Reihen auf, die verlassen und verkommen aussehen, da sie mit Graffitis beschmiert wurden. Rollladen verdecken die Fenster – am helllichten Tag. Dies trifft allerdings auf nur zwei der drei Komplexe zu. Der letzte wird seit 2017 von der Raphael-Schule genutzt. Auf dem Hauptstandort der Förderschule am Börster Weg fehlt nämlich der Platz, und ein Neubau soll erst Sommer 2022 entstehen. Die Planungen dafür sind bereits abgeschlossen.

In den ursprünglich für Flüchtlinge gebauten Unterkünften sind aktuell Schüler der Raphael-Schule untergekommen. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Vier Klassen mit insgesamt 52 Schülern besuchen an der Josef-Wulff-Straße die Berufspraxisstufe. „Der Standort hat den großen Vorteil, dass die Klassenräume direkt neben dem Außengelände sind und unsere Schüler rausgehen können. Wir sind mitten in der Natur“, erklärt Stufenleiter Stefan Werler. „Allerdings wärmen sich die Räume im Sommer besonders auf, und im Winter müssen wir sehr viel heizen.“

Stufenleiter Stefan Werler freut sich über die Nähe zur Natur. © Philippos Tsolakidis © Philippos Tsolakidis

Die Unterkunft wurde damals für Flüchtlinge errichtet, aber nie bezogen. Bereits der Kindergarten Lange Wanne nutzte die Container während einer umfassenden Renovierung als Übergangsquartier. „Die Entfernung zum Hauptstandort ist vor allem für unsere neuen Schüler nicht wirklich schön, da sie von ihren Freunden getrennt werden, und auch die kollegiale Bindung leidet darunter.“

Nun ist das Ende der Josef-Wulff-Straße in Sicht. Die Straße mündet direkt am Parkplatz der Sporthalle Nord an der Halterner Straße. Hier steht auch ein Provisorium, und zwar ein Corona-Testzentrum zum Durchfahren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zur Sache

Alois Josef Wulff (*1770 in Poppelsdorf) war von 1811 bis zu seinem Tod im Jahre 1833 Bürgermeister unserer Stadt. Auf Anordnung der Münster Regierung legte Wulff eine Stadtchronik an, die im Jahr 1801 begann. Außerdem ließ er die erste überfahrstaugliche Brücke über die Emscher bauen. Die Josef-Wulff-Straße ist insgesamt 1300 Meter lang.

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