
Beim Lesen des Artikels drängt sich mir der Verdacht auf, dass die Passionsspiele dieses Jahr beim Ev. Kirchenkreis Recklinghausen stattfinden. In den Rollen der Schriftgelehrten und Hohepriester treten namentlich Frau Karpenstein, der Verwaltungsleiter Jürgen Bahl und die Verantwortlichen des Landeskirchenamtes auf. Sie rufen den Rechtsstaat an, weil zwei langjährige und verdiente Mitarbeiter der Kirche den Dienstvorschriften nicht vollumfänglich Folge geleistet haben, und konstruieren den vagen Verdacht der Untreue. Überzeugt davon, dass ein Unrecht vorliegt, sind sie laut des Artikels offenbar selbst nicht.
„Anonymer Schreiberling tritt in der Rolle des Judas auf“
Der Staatsanwalt in der Rolle des Pontius Pilatus schwächt ebenfalls den Vorwurf schon ab und kann keine Anhaltspunkte für eine Bereicherung feststellen. Er muss aber trotzdem der Anzeige nachgehen und somit kostbare Zeit investieren. Um die Parallele zur Passionsgeschichte abzurunden, tritt auch noch ein anonymer Schreiberling in der Rolle des Judas auf. Warum war es ihm/ihr so wichtig, Öffentlichkeit herzustellen? Offenbar ging es dabei nur um Schadensmehrung oder um die eigene Schadenfreude.
„Kirche ist nicht fähig, die Kirche im Dorf zu lassen“
Ausgerechnet die Kirche, die vom guten Hirten, vom verlorenen Sohn und vielen anderen Gleichnissen Botschaften der Barmherzigkeit, Vergebung und Nächstenliebe in die Welt sendet, ist nicht fähig, die Kirche im Dorf zu lassen. Als Christin stelle ich mir Jesus vor, wie er uns kopfschüttelnd erklärt: Wer ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein. Als Bürgerin eines Rechtsstaates frage ich mich, welches Rechtsgut mehr verletzt wurde: die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers oder das Fehlverhalten eines Mitarbeiters am Arbeitsplatz.
Abschließend möchte ich die Superintendentin auffordern, künftig nicht mehr ihre haupt- und ehrenamtlichen Kräfte in Versuchung zu führen und die Kollektensammlungen nur noch bargeldlos gegen Quittungen durchzuführen. Ordnungsgemäße Buchführung muss ja schließlich sein.
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