Nach Angriff auf DITIB-Moschee: Weiterer Verein betroffen Stadt zeigt große Solidarität

Bürgermeister Christoph Tesche bei einem Besuch in der Ditib-Moschee mit dem Vorsitzenden Hayri Yilmaz (r.).
Auch die DITIB-Moschee an der König-Ludwig-Straße ist einer islamfeindlichen Attacke geworden. Mittlerweile haben vier islamische Einrichtungen in Recklinghausen Hassbriefe erhalten. © Jörg Gutzeit (A)
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Nach dem „perfiden Angriff“ auf die DITIB-Gemeinde in Recklinghausen-Süd steht die Stadtgesellschaft an der Seite der Gemeinde und spricht ihr die Solidarität aus, erklärt die Stadtverwaltung in einer Mitteilung.

Dabei wurde am Montag (30.10.) bekannt, dass ein weiterer Moscheeverein in Recklinghausen eine gleiche Postsendung erhalten hat. Dabei handelt es sich um den „Verein zur Förderung der Integration und Bildung in Recklinghausen Süd e.V.“ (VIKZ RE Süd) an der Bochumer Straße 51. Auch hier entdeckten Mitglieder als Postsendung einen Umschlag, in dem sich exakt der gleiche Inhalt befand wie bei dem Angriff auf die Moscheegemeinde an der König-Ludwig-Straße: ein verbrannter Koran, Schweinefleisch und Fäkalien sowie eine verbale Schmähung der Heiligen Schrift des Islams.

Imam Erdinc Ergün zeigte sich erschüttert, betonte aber in einer ersten Stellungnahme, dass sowohl die VIKZ-Gemeinden als auch er als Imam der Gemeinde bisher einen sehr guten Umgang mit der Stadt Recklinghausen und Bürgermeister Christoph Tesche sowie der Stadtgesellschaft gepflegt haben und sich sicher sind, dass das auch weiterhin der Fall sein wird. „Wir lassen uns von solchen Aktionen nicht einschüchtern und werden gemeinsam weiterhin für ein gutes Zusammenleben in Recklinghausen sorgen“, erklärte Erdinc Ergün noch am selben Abend. Auch an der Bochumer Straße hat die Polizei die Ermittlungen direkt aufgenommen.

In einer ersten Reaktion zeigte sich auch Bürgermeister Christoph Tesche, der sich weiterhin im Urlaub befindet, bestürzt von dem abermaligen Angriff auf eine muslimische Einrichtung in seiner Stadt. Tesche hatte direkt mit Imam Erdinc Ergün telefoniert und ihm dieselbe Solidarität zugesichert wie der Moscheegemeinde an der König-Ludwig-Straße. „Ich verurteile solche Angriffe auf Schärfste. Diese sind inakzeptabel und schaden unserer Stadtgesellschaft. All diejenigen, auf die diese Angriffe verübt werden, können sich aber sicher sein, dass sie in Recklinghausen nicht alleine sind, sondern die Stadtgesellschaft solidarisch an ihrer Seite steht. Unsere unmissverständliche Botschaft an all jene, die mit solchen Aktionen Unruhe stiften wollen, lautet weiterhin: Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz haben in Recklinghausen keinen Platz.“

Als Zeichen für Solidarität und Zusammenhalt kamen am Sonntag (29.10.) Vertreter der Stadt, des Integrationsrats, anderer Moscheevereine, Institutionen, der Politik (Fraktionsmitglieder der CDU, SPD und Grüne) und der Gesellschaft in der Moschee an der König-Ludwig-Straße zusammen.

Wie berichtet, hatte die Gemeinde am Samstag (28.10.) einen Umschlag erhalten, der einen verbrannten Koran, Schweinefleisch und Fäkalien enthielt sowie eine verbale Schmähung der Heiligen Schrift des Islams. Der Staatsschutz ermittelt bereits.

Der Erste Beigeordnete Ekkehard Grunwald vertrat bei dem Zusammentreffen Bürgermeister Christoph Tesche. Dieser hatte bereits am Samstag aus dem Urlaub heraus in einer Stellungnahme den Vorfall aufs Schärfste verurteilt und seine Solidarität mit der Gemeinde und den Muslimen in der Stadt zum Ausdruck gebracht.

Vertreter*innen der Stadtverwaltung, des Integrationsrats, anderer Moscheevereine, Institutionen, Fraktionsmitglieder der CDU, SPD und Grüne und der Stadtgesellschaft zeigten sich am Sonntag an und in der DITIB-Moschee an der König-Ludwig-Straße solidarisch mit der Süder Gemeinde um deren Vorsitzenden Hayri Yilmaz (6.v.l.).
Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, des Integrationsrats, anderer Moscheevereine, Institutionen, Fraktionsmitglieder der CDU, SPD und Grüne und der Stadtgesellschaft zeigten sich am Sonntag an der DITIB-Moschee an der König-Ludwig-Straße solidarisch mit der Süder Gemeinde um deren Vorsitzenden Hayri Yilmaz (6.v.l.).© Stadt RE

Hayri Yilmaz ist zutiefst betroffen

Wie die vielen Vertreter vor Ort, zeigte sich Grunwald entsetzt von dem Angriff und überreichte einen persönlichen Brief von Christoph Tesche an Hayri Yilmaz, den Vorsitzenden der Gemeinde.

„Wir, und das sage ich ausdrücklich auch im Namen von Christoph Tesche, verurteilen diesen Angriff auf die religiöse Integrität der Gemeinde auf Schärfste und wiederholen noch einmal, dass Rassismus, Islamfeindlichkeit, Diskriminierung oder Antisemitismus in unserer Stadt keinen Platz haben“, betonte Ekkehard Grunwald in den Räumen der Moschee.

Hayri Yilmaz erklärte, dass seine Gemeinde und er durch den Angriff sehr betroffen seien, er die sichtbare Solidarität aber sehr zu schätzen wisse und es allen daran gelegen sei, das gute Miteinander in der Stadt fortzusetzen.

Ebenfalls vor Ort war Frank Schwabe. Der SPD-Bundestagsabgeordnete erklärte, dass man solche Angriffe sehr ernst nehmen sollte und diese nicht nur der Religion, sondern auch den Menschen gelten. Hierbei handele es sich um eine schwere Straftat.

Als Bundestagsabgeordneter ist Schwabe nicht nur für Recklinghausen, sondern auch für Castrop-Rauxel zuständig. Dort hatte es am Wochenende einen identischen Angriff auf eine DITIB-Moschee mit einem Umschlag gegeben. Vertreter der Mevlana-Gemeinde aus Castrop-Rauxel waren am Sonntag ebenfalls in Recklinghausen-Süd.

Solidaritätsbekundungen gab und gibt es derweil auch aus den anderen Moscheegemeinden der Stadt wie der Islamischen Kulturunion in Person von Osman Yilmaz, der auch zweiter Vorsitzender des Integrationsrates ist, von der Alevitischen Gemeinde, aber auch von den christlichen Kirchen.

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