
Im letzten Umweltausschuss schien es, als laufe die von Elsbeth Bartmann angestoßene Baumschutzdebatte langsam aus. Für einen Verbund der Natur- und Baumschutzinitiativen aus Recklinghausen bleibt das Thema durch den Anblick der Bäume, „die durch den Radikalschnitt auf wedelförmige Gebilde reduziert wurden“ aber weiter aktuell. Mit einem offenen Brief an den Bürgermeister machen sie ihrem Unmut Luft.
Mit Blick auf Klimaziele, das Klimaanpassungskonzept und insbesondere auch auf die Baumschutzsatzung der Stadt, „die sich ausdrücklich auch auf Straßenbäume bezieht“, fordern die Aktiven den Bürgermeister auf, sich zukünftig konsequent und wahrnehmbar für den Baumschutz in dieser Stadt einzusetzen. „Auch
unpopuläre Maßnahmen müssen zum Wohle der Bäume getroffen werden.
Die Verkehrssicherungspflicht und das damit verbundene Freischneiden des
Lichtraumprofils sind keine Rechtfertigung für den unsachgemäßen Beschnitt
von Bäumen“, heißt es.
Weißanstrich ist jetzt nötig
Denn auch der Baumschnitt unterliege anerkannten Regeln, wie zum Beispiel der „ZTV Baumpflege“, nach der auch das Aufasten an Ästen mit einem Durchmesser
größer als zehn Zentimeter zu vermeiden sei. „Hierdurch entstehen große Wunden am Baum, die ihn schwächen und den Eintrag von Schadpilzen erleichtern. Zudem
wird die Bildung von neuen Seitentrieben begünstigt, der Austrieb wird
verstärkt, was wiederum eine erneute Beschneidung erfordert.“ Kosten würden so nicht eingespart. Zusätzlich werde jetzt ein Weißanstrich nötig, da sich durch die fehlenden Äste die Gefahr von Rindenschäden durch Sonneneinstrahlung am Stamm erhöhe.

„Eine lebenswerte Stadt ist eine solche mit gesunden Bäumen, ihren prachtvollen Kronen, die Schatten spenden, CO₂ binden und Lebensraum für Vögel und andere Tiere bieten. Werden Bäume in jungen Jahren durch einen sogenannten Form- und Erziehungsschnitt regelmäßig und frühzeitig zurückgeschnitten, nimmt der Baum keinen Schaden. Eine vorausschauende Planung ist also zukünftig gefordert.“
Zügiges Ersetzen von gefällten Bäumen
Die Baumschützer haben eine lange Liste an Forderungen: Ausreichende Finanzen im Haushalt für eine fachgerechte Baumpflege sowie für Personal und Schulungen; die Anschaffung zusätzlicher neuer klimaresilienter Baumarten als Straßenbegleitgrün; ein fairer Schutz für Straßenbäume; Ausschreibungen zur Baumpflege durch Fremdfirmen müssen das Wohl der Bäume zur Grundlage haben; zügiges Ersetzen von Bäumen, die in der Vergangenheit gefällt und nicht ersetzt wurden; Zulassen von unterschiedlichen Lichtraumprofilen für Straßen und Fußwege; die wertvollen Schattenbereiche auf Geh- und Fahrradwegen müssen erhalten bleiben.
Außerdem erwarten sie eine Wiedergutmachung für den jüngst entstandenen Schaden an den Bäumen in der Stadt – und haben konkrete Vorschläge für ein gesünderes Stadtklima: Neben Entsiegelungen in der Innenstadt zugunsten von Stadtbegrünungen und dem Entsiegeln von Parkplätzen, fordern die Aktiven Christoph Tesche auf, Baumbestand an Discounter-Parkplätze anzuordnen und das Verschottern und Versiegeln von Vorgärten und Garagenhöfen zu verbieten.