Nach radikalem Baumschnitt Umweltschützer fordern Wiedergutmachung von der Stadt

Eine kleine Demo der Baumschützer vorm Rathaus in Recklinghausen.
Schon vor der Sitzung des Umweltausschusses protestierten die Baumschützer gegen die Radikalschnitte. © Jörg Gutzeit (Archiv)
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Im letzten Umweltausschuss schien es, als laufe die von Elsbeth Bartmann angestoßene Baumschutzdebatte langsam aus. Für einen Verbund der Natur- und Baumschutzinitiativen aus Recklinghausen bleibt das Thema durch den Anblick der Bäume, „die durch den Radikalschnitt auf wedelförmige Gebilde reduziert wurden“ aber weiter aktuell. Mit einem offenen Brief an den Bürgermeister machen sie ihrem Unmut Luft.

Mit Blick auf Klimaziele, das Klimaanpassungskonzept und insbesondere auch auf die Baumschutzsatzung der Stadt, „die sich ausdrücklich auch auf Straßenbäume bezieht“, fordern die Aktiven den Bürgermeister auf, sich zukünftig konsequent und wahrnehmbar für den Baumschutz in dieser Stadt einzusetzen. „Auch

unpopuläre Maßnahmen müssen zum Wohle der Bäume getroffen werden.

Die Verkehrssicherungspflicht und das damit verbundene Freischneiden des

Lichtraumprofils sind keine Rechtfertigung für den unsachgemäßen Beschnitt

von Bäumen“, heißt es.

Weißanstrich ist jetzt nötig

Denn auch der Baumschnitt unterliege anerkannten Regeln, wie zum Beispiel der „ZTV Baumpflege“, nach der auch das Aufasten an Ästen mit einem Durchmesser

größer als zehn Zentimeter zu vermeiden sei. „Hierdurch entstehen große Wunden am Baum, die ihn schwächen und den Eintrag von Schadpilzen erleichtern. Zudem

wird die Bildung von neuen Seitentrieben begünstigt, der Austrieb wird

verstärkt, was wiederum eine erneute Beschneidung erfordert.“ Kosten würden so nicht eingespart. Zusätzlich werde jetzt ein Weißanstrich nötig, da sich durch die fehlenden Äste die Gefahr von Rindenschäden durch Sonneneinstrahlung am Stamm erhöhe.

Gerupfte Bäume am Kreisverkehr Dortmunder Straße/Ostcharweg in Recklinghausen.
Auch am Kreisverkehr Dortmunder Straße/Ostcharweg wurden die Bäume stark von der Stadt gerupft.© Ralf Wiethaup

„Eine lebenswerte Stadt ist eine solche mit gesunden Bäumen, ihren prachtvollen Kronen, die Schatten spenden, CO₂ binden und Lebensraum für Vögel und andere Tiere bieten. Werden Bäume in jungen Jahren durch einen sogenannten Form- und Erziehungsschnitt regelmäßig und frühzeitig zurückgeschnitten, nimmt der Baum keinen Schaden. Eine vorausschauende Planung ist also zukünftig gefordert.“

Zügiges Ersetzen von gefällten Bäumen

Die Baumschützer haben eine lange Liste an Forderungen: Ausreichende Finanzen im Haushalt für eine fachgerechte Baumpflege sowie für Personal und Schulungen; die Anschaffung zusätzlicher neuer klimaresilienter Baumarten als Straßenbegleitgrün; ein fairer Schutz für Straßenbäume; Ausschreibungen zur Baumpflege durch Fremdfirmen müssen das Wohl der Bäume zur Grundlage haben; zügiges Ersetzen von Bäumen, die in der Vergangenheit gefällt und nicht ersetzt wurden; Zulassen von unterschiedlichen Lichtraumprofilen für Straßen und Fußwege; die wertvollen Schattenbereiche auf Geh- und Fahrradwegen müssen erhalten bleiben.

Außerdem erwarten sie eine Wiedergutmachung für den jüngst entstandenen Schaden an den Bäumen in der Stadt – und haben konkrete Vorschläge für ein gesünderes Stadtklima: Neben Entsiegelungen in der Innenstadt zugunsten von Stadtbegrünungen und dem Entsiegeln von Parkplätzen, fordern die Aktiven Christoph Tesche auf, Baumbestand an Discounter-Parkplätze anzuordnen und das Verschottern und Versiegeln von Vorgärten und Garagenhöfen zu verbieten.

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