
Artenschutz ist auch in Recklinghausen keine Nebensächlichkeit mehr, und so wird die Kreuzkröten-Population auf dem früheren Zechengelände nun schon seit einiger Zeit mit angemessener Behutsamkeit verschoben. Doch das soll ein Ende haben: Auf dem Betriebssportplatz des Bergwerks General Blumenthal, wo dereinst die fußballbegeisterte Belegschaft der Schächte 1, 2 und 6 nach Feierabend kickte, sollen die Amphibien eine finale Heimstätte finden.
Das ganze Vorhaben wird 180.000 Euro in Anspruch nehmen. Für knapp 30.000 Euro soll das angedachte Gelände von Fachleuten überplant werden, die restlichen 150.000 Euro soll die eigentliche Herstellung verschlingen. Und auch in den Folgejahren werden Kosten für die Unterhaltspflege entstehen, doch die kann die Verwaltung derzeit noch nicht beziffern, da die Strukturen und Größenordnungen noch nicht bekannt seien. Allerdings will man die Kreuzkröten weitgehend in Ruhe lassen, lediglich zweimal im Jahr will man regulierend eingreifen.
Stadt hat sich verpflichtet
Wer den finanziellen Aufwand für die Kreuzkröten für übertrieben hält, der sei darauf hingewiesen, dass die Angelegenheit alternativlos ist. Die Stadt hat sich dazu verpflichtet, den bis zu acht Zentimeter großen Froschlurchen eine neue angemessene Heimat zu bieten, ansonsten hätte es die Neue Mitte Blumenthal als Gewerbegebiet nie gegeben.
Im Jahre 2014 wurde im Rahmen der geplanten Umnutzung des früheren Zechen-Areals eine Artenschutzprüfung durchgeführt, bei der eine erstaunliche große Anzahl an Kreuzkröten im damals noch vorhandenen Abraummaterial ermittelt wurde. Und diese genießen einen gesetzlichen Schutz: So ist eine Umsiedlung grundsätzlich möglich, aber eben nur unter bestimmten Bedingungen: Die künftige Alternativfläche muss genauso groß sein wie das bisherige Siedlungsgebiet. Und ein solches Gelände gab es eben nur einmal: auf dem früheren Blumenthal-Fußballplatz, der wegen des Bewuchses mit Steinklee und Goldrute nicht mehr als solcher zu erkennen ist.

Einem direkten Kreuzkröten-Umzug stand jedoch die Emschergenossenschaft im Weg, die den Sportplatz während der Hellbach-Renaturierung als Lagerfläche nutzte. So musste eine Zwischenlösung ersonnen werden, und diese kann man aktuell noch sehen – vor allem direkt neben den Rad- und Wanderweg zwischen Kurt-Schumacher-Allee und der Hubertusstraße, der zumeist als „Kunstmeile“ bezeichnet wird.
Fünf Speiskübel als Tümpel
Dort haben die Mitarbeiter der Kommunalen Servicebetriebe Recklinghausen (KSR) auf einem rund 5000 Quadratmeter großen Grundstück auf niederschwellige Weise ein Übergangshabitat geschaffen. Zum einen brachten sie dort Schotter aus, den sie noch von der Röllinghäuser Straße übrig hatten. Zum anderen setzten sie fünf Speiskübel in die Erde, die sie mit Lehm und Wasser zu Klein-Tümpeln umfunktionierten und den Kröten zur Verfügung stellten.
Um eine fachgerechte Einschätzung der aktuellen Situation vornehmen zu können, wurde im vergangenen Jahr das Büro Landschaft und Siedlung AG mit einer gutachterlichen Bewertung beauftragt. Diese ergab, dass die Übergangslösung längst an ihre Grenzen gestoßen sei: Ihre Eignung als Ersatzhabitat habe sie verloren, sie sei flächenmäßig nicht mehr geeignet, den Lebensraumverlust zu kompensieren. Deswegen sei es angeraten, zeitnah die Erstellung des endgültigen Habitats anzugehen, und grundsätzlich sollen die Arbeiten auch noch in diesem Jahr starten.
Und möglicherweise drängt die Zeit sogar mehr, als man bei oberflächlicher Beurteilung wahrnimmt: Denn wegen der beengten Verhältnisse auf dem Blumenthal-Gelände, drängen die Kreuzkröten auf das ehemalige Trabrennbahn-Areal auf der Hillerheide. Dort sind sie allerdings wegen der künftigen Bautätigkeiten alles andere als willkommen.