Verkehrsplanung Paulusanger wird an die Herner Straße angebunden

So sieht der Paulusanger von oben aus. Die Mehrzahl der Bewohner soll künftig im Osten (r.) an- und abfahren. © RVR
Lesezeit

Damit kommt es möglicherweise zu einer Lösung, die die Verwaltung in der Vergangenheit stets favorisiert hat, womit sie aber offensichtlich nicht den Geschmack oder die Vorliebe der jetzt schon dort lebenden Anwohner traf. Zumindest die Bewohner des Hauses Paulusanger 5 hatten sich noch im Juni 2020, als die Stadt ihnen ihre sogenannte Freiraumplanung vorgestellt hatte, einstimmig für eine Anbindung an die Kemnastraße ausgesprochen. Aber auch in der Politik gab es eine rege Diskussion.

Um allen Einwänden in angemessener Weise zu begegnen, hatte die Stadt beim Büro Brilon Bonzio Weiser ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem geklärt werden sollte, ob die Herner Straße oder die Kemnastraße die bessere Zu- und Abflussregelung für den Autoverkehr bietet. Und nach intensiven Untersuchungen und Erörterungen, die immerhin 43 Seiten in Anspruch nahmen, kommen die Fachleute zu der Erkenntnis, dass die Herner Straße zu bevorzugen sei. Und der Rat hat sich dieser Sicht in seiner jüngsten Sitzung auch angeschlossen.

Insgesamt müssen 1500 Autobewegungen berücksichtigt werden

Grundsätzlich sind die Gutachter davon ausgegangen, dass es künftig knapp 1500 Autobewegungen vom und zum Paulusanger geben wird. In der morgendlichen „Rushhour“ zwischen 7 und 8 Uhr wird es ein Wagen alle zwei Minuten sein, der dort weg will, und einer, der dort hin will. In der belebtesten Stunde am Nachmittag zwischen 15 und 16 Uhr wird diese Frequenz verdoppelt, auf ein Auto pro Minute – rein und raus.

Das sind automobile Bewegungen, die nach Ansicht der Gutachter sowohl die Herner Straße als auch die Kemnastraße gut bewältigen können, Letztere zum Teil sogar sehr gut. Dazu muss man wissen, dass beide Straßen unterschiedlich stark genutzt werden: Die Herner Straße kommt im Schnitt täglich auf 12.800 Autos, die Kemnastraße nur auf 8000.

Abknickende Vorfahrt zu gefährlich?

Dann haben die Fachleute einen geschärften Blick auf die Verkehrssituation an den Ein- und Ausfahrpunkten geworfen: An der Ecke Paulusanger/Herner Straße stießen sie auf ein gewisses Risikopotenzial, dem man allerdings mit einer zusätzlichen Mittelinsel auf der Herner Straße begegnen könne. An der Ecke Paulusanger/Kemnastraße stießen sie jedoch auf „zusätzliches Konfliktpotenzial“, weil es dort eine abknickende Vorfahrtsregelung gibt.

Das könnte man natürlich problemlos mit der Errichtung eines Kreisverkehrs lösen, aber das kostet: Das Gutachten veranschlagt dafür knapp 350.000 Euro, während man die Mittelinsel auf der Herner Straße für schlappe 27.000 Euro bekommt. Und das ist für die Fachleute des Ingenieursbüros aus Bochum der Hauptgrund, warum die Anbindung des Paulusangers an die Herner Straße zu bevorzugen ist.

Anwohner haben andere Erfahrungen gemacht

Für Björn Felten, der dort schon ein gewisse Zeit wohnt, ist das allerdings viel zu kurz gedacht: Die bisherige Erfahrung habe gelehrt, dass die Passage zur Herner Straße oftmals von Besuchern des dort vorhandenen Restaurants und auch von Krankenwagen, die die „Tagespflege im Paulusanger“ der Diakonie anfahren, versperrt sei. Und in der Tat sieht man auf Luftbildern, dass das Nadelöhr zur Herner Straße hin enger ist als zur Kemnastraße.

So ist der aktuelle Baustand im Paulusanger. © Stadt RE © Stadt RE

Zur Klarstellung: Die beiden Kopfbauten entlang der Kemnastraße, von denen zumindest eine im Bau schon recht fortgeschritten ist und in denen künftig die Hälfte aller Paulusanger-Bewohner leben wird, sollen auch nach Vorstellung der Verwaltung über die Kemnastraße an- und abgefahren werden können, weil alles andere ja auch keinen Sinn ergeben würde. Nur die andere Hälfte des Paulusangers müsste demnach über die Herner Straße kommen und gehen, und das gilt dann auch für die Patienten der beiden Arztpraxen.

Was nach Meinung der Gutachter und Anwohner gleichermaßen nicht geht, ist eine Einbahnstraßenregelung innerhalb des Paulusangers: Damit würde man sich für den Durchgangsverkehr öffnen, und das will eigentlich niemand.

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen