
Es seien „tolle Medikamente, was das Nutzen- und Risikoverhältnis angeht“, sagt Multi-Apotheker Jan Forster über die Präparate Ozempic, Trulicity und Mounjaro. Aber: Sie kommen nicht unbedingt bei denjenigen an, die sie auch benötigen – nämlich Menschen, die an Diabetes Typ 2 erkrankt sind. Grund dafür ist ein Hype, der vor mehr als einem Jahr mit Ozempic begann und immer noch nicht abgeklungen ist. Hintergrund: Die genannten Arzneimittel, die mittels Injektions-Pen ins Unterhautfettgewebe gepiekt werden, begünstigen auch eine Gewichtsabnahme. Weshalb die originären Diabetes-Medikamente ihren fragwürdigen Siegeszug als „Abnehmspritzen“ antraten.
Was die Verfügbarkeit der Präparate angehe, sei es „etwas besser geworden“, sagt Forster, der neben der Bären-Apotheke an der Schaumburgstraße auch Niederlassungen in Datteln, Herten und Lüdinghausen betreibt. Aber die Lage sei „nach wie vor angespannt. Lieferungen über den Großhandel kommen kleckerweise – mal eine Packung, mal vier. Und so können Diabetiker durch den Hype nicht vernünftig behandelt werden.“ Für die so dringend benötigten Medikamente gebe es lange Wartelisten. Für Ozempic lägen in seinen drei Apotheken im Kreis Recklinghausen 70 Vorbestellungen in verschiedenen Dosierungen vor. Für das neuere Diabetes-Präparat Trulicity verzeichnet Forster in seinen Vest-Apotheken 40 Vorbestellungen: „Und natürlich geben wir in der Reihenfolge ab, wie bestellt worden ist.“
Wegovy bei Adipositas: nur Privatrezept
Das einzige Medikament in dem begehrten Präparat-Quartett, das tatsächlich bei Fettleibigkeit (Body-Mass-Index über 30) verschrieben wird, ist Wegovy. Weil aber eine medikamentöse Adipositastherapie in Deutschland bisher keine Kassenleistung ist, geht das nur über Privatrezept. Und so verwundert es auch nicht, dass Wegovy in den Bären-Apotheken vorrätig ist. Das ebenfalls recht neue Präparat Mounjaro, so Forster, werde von Ärztinnen und Ärzten sowohl bei Diabetes Typ 2 als auch bei Adipositas verschrieben – und sei zum Großteil lieferbar und bei ihm entsprechend vorrätig.

Auch Ozempic und Trulicity können per Privatrezept verschrieben werden. Wovon unter anderem das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgrund der Knappheit aber dringend abrät. Forster: „Es ist legal, aber die Leute, die es am dringendsten brauchen, müssen warten.“ Für Ärzte herrsche grundsätzlich Therapiefreiheit – und für Apotheken ein Kontrahierungszwang: Wir dürfen die Verschreibungen nicht anzweifeln.“ Jedes vorgelegte ärztliche Rezept muss beliefert werden.
Laut Medienberichten sind auch gefälschte Rezepte für Ozempic, Wegovy, Trulicity und Mounjaro im Umlauf. Dass jemand bei ihm ein solches eingereicht hat, sei aber noch nicht vorgekommen, so der Bären-Apotheker. Ganz anders bei Rezepten für das Schmerzmittel Tilidin und verschiedene Schlafmittel: „Die werden seit 20 Jahren gefälscht.“