
Sie waren zu acht und nur ein Familienmitglied hat überlebt. Familie Jäckel aus Recklinghausen war vor vielen Jahren an der Friedhofstraße 13 zu Hause und hat dort ein Manufakturwarengeschäft geführt.
Vater Oskar und Mutter Fanny hatten sechs Kinder. Ein Sohn verstarb 1936 bereits im Alter von zwei Jahren. Weitere vier sowie die Eltern selbst fielen den Nationalsozialisten zum Opfer. Die Erstgeborene, Tochter Judith, hat als Einzige überlebt.
Das Schicksal der Familie Jäckel schockiert – auch heute noch. Sie sind nur ein Beispiel für viele jüdische Familien, die auseinandergerissen und ermordet wurden. Stolpersteine an der Friedhofstraße in Recklinghausen erinnern nun an Oskar, Fanny, Judith, Bernhard, Joachim, Max und Johanna Jäckel.
Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Suderwich haben die Steine am Dienstag (14. Mai) enthüllt. Die Mädchen und Jungen beschäftigen sich seit drei Jahren mit der Familiengeschichte, erarbeiteten eine Biografie. Das Projekt haben die Schüler mit der Enthüllung der Stolpersteine – eine Aktion, die Künstler Gunter Demnig bereits 1996 ins Leben gerufen hat, um den Opfern der NS-Zeit zu gedenken – zum Abschluss gebracht.

Kontakt zu Sohn der Überlebenden
2021 hat an der Gesamtschule alles angefangen: Der Projektkurs „Wider das Vergessen“ nahm sich der Familie Jäckel an. Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2022 haben die Schülerinnen und Schüler die Biografie für das Gedenkbuch der Stadt Recklinghausen übergeben. Eine Quelle war David Gastman, Sohn der Überlebenden Judith Jäckel.
Seine Mutter hatte ihn bereits früh über das Schicksal der Familie aufgeklärt und das Erlebte in einem damaligen Schulprojekt ihres Sohnes aufgearbeitet. Zuletzt gesehen hatte Judith Jäckel ihre Familie 1938. Ihre Mutter brachte sie und ihren Bruder Max aus unbekannten Gründen nach Paderborn in ein jüdisches Waisenhaus.
Im Sommer 1939 gelangte sie dann mit einem Kindertransport nach England. Da war die Recklinghäuserin gerade einmal zwölf Jahre alt. Später emigrierte sie nach Kanada und heiratete 1959 den Vater ihres Sohnes in New York. 2007 ist sie im Alter von 79 Jahren gestorben.
Ihre Eltern und Geschwister wurden von den Nationalsozialisten verschleppt. Vater Oskar Jäckel starb in der Tötungsanstalt Bernburg. Er wurde 1942 durch Gas ermordet. Mutter Fanny Jäckel und ihre Kinder wurden wie viele jüdische Mitbürger aus Recklinghausen nach Riga deportiert und nach der Auflösung des Ghettos (Anmerkung der Redaktion: Hier hat man die jüdische Bevölkerung isoliert) ermordet.

Nie wieder
„Die Stolpersteine erinnern uns einmal mehr daran, dass wir die Geschichte nicht vergessen dürfen“, sagt Bürgermeister Christoph Tesche. „Auch wenn man das persönliche Schicksal dahinter nicht unbedingt kennt.“ Sie seien eine Motivation, alles daranzusetzen, dass so etwas nie wieder passiert.
Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Suderwich haben innerhalb des Projektkurses „Wider Vergessen“ eine Biografie der Familie Jäckel erstellt. Das Dokument finden Sie hier.