
Kindern schärfen wir ein: Wenn es klingelt und du allein Zuhause bist, öffne nicht die Haustür. Ähnliches musste Carsten Malicki nun auch seiner Großmutter Eva Wessel raten. Die 96-jährige Dame ist am vergangenen Samstag, 25. Februar, nur um ein Haar der skrupellosen Masche eines Trickbetrüger-Duos entgangen.
„Am Nachmittag haben zwei düstere Gestalten an ihrer Wohnungstür in der Hillerheide geklingelt“, erzählt Carsten Malicki. Die beiden Männer hätten sich als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgegeben und behauptet, Wasserleitungen überprüfen zu wollen. „Meine Großmutter haben sie dazu aufgefordert, ins Badezimmer zu gehen, das Wasser laufen zu lassen und zu schauen, ob sich die Farbe verändert“, sagt Malicki.
Glücklicherweise war Eva Wessel zu dem Zeitpunkt nicht allein in ihrer Erdgeschosswohnung – „Meine Mutter war zufällig zu Besuch. Und ihr kam das direkt komisch vor!“ Die Tochter von Eva Wessel hinderte die ungebeten Gäste daran, die Wohnung zu betreten und ihr gelang es, sie schließlich abzuwimmeln. Und noch mehr: Der anschließend verständigten Polizei konnten die beiden Frauen nicht nur eine Täterbeschreibung liefern, Eva Wessels Tochter hatte sich sogar einen Teil des Autokennzeichens gemerkt.
Weitere Seniorin wird Opfer von Betrügern
Eine andere Seniorin hatte am Samstagnachmittag nicht so viel Glück. Denn wie die Polizei Recklinghausen mitteilt, verschafften sich zwei Männer mit der gleichen Masche Eintritt in eine Wohnung auf der Steigerstraße.
„Während sie die Seniorin ins Badezimmer schickten, durchsuchten die Betrüger die Wohnung und erbeuteten Bargeld“, heißt es vonseiten der Polizei. Als die Dame schließlich misstrauisch wurde, hatten die Betrüger die Wohnung bereits wieder verlassen.
Insgesamt scheinen es die Männer am Samstag mehrfach versucht zu haben, beispielsweise auch in Wohnungen an der Heidestraße und der Hochstraße. „Es ist davon auszugehen, dass die Taten zusammengehören und es sich möglicherweise um die gleichen Männer handelt“, lautet die Vermutung der Polizei.

Sowohl die Stadtwerke Recklinghausen als auch die Polizei haben Ratschläge parat, wie sich Bürger vor Tücken dieser Art schützen können. So sagt Dirk Wessling, der neben Kämmerer Ekkehard Grunwald Geschäftsführer der Stadtwerke ist: „Aktuell sind keine Mitarbeiter von uns unterwegs.“
Wenn es dazu komme, können sich diese aber stets ausweisen und das solle man auch einfordern. Zwar kommen Mitarbeiter der Stadtwerke auch mal ohne Ankündigung vorbei, „aber nur, um einen Strom- oder Gasvertrag anzubieten“, erklärt Wessling. Wenn etwas Technisches überprüft werden soll, geschehe das niemals ohne Vorankündigung.
Polizeisprecherin: „Wenn man ein komisches Gefühl hat, 110 wählen.“
„Der beste Rat, den wir den Senioren geben können, ist, niemand Fremden ins Haus zu lassen“, empfiehlt Polizeisprecherin Annette Achenbach auf Anfrage. Oder man hole sich Unterstützung dazu: „Man kann den angeblichen Mitarbeitern sagen: ‚Kommen Sie bitte in einer Stunde wieder‘ und dann einen Nachbarn oder die Kinder kontaktieren.“
Denn wie der Fall vom Samstag zeigt, sei es fatal, in der Situation alleine zu sein und dann abgelenkt zu werden – zu zweit oder dritt könne hingegen immer jemand die (angeblichen) Arbeiten beobachten. „Und wenn man ein ganz komisches Gefühl hat, 110 wählen. Die Kollegen wissen, was zu tun ist und schicken im Zweifelsfall einen Streifenwagen vorbei.“
Mit Blick auf die Ereignisse vom vergangenen Samstag hat die Polizei folgende Täterbeschreibungen veröffentlicht: Der erste Betrüger ist rund 30 Jahre alt, circa 1,80 Meter groß, schlank und hat dunkle Arbeitskleidung sowie ein schwarzes Basecap getragen. Zudem soll er akzentfrei Deutsch gesprochen haben. Der zweite Täter ist ebenfalls rund 30 Jahre alt, circa 1,80 Meter groß, hat eine korpulente Statur und braunes Haar. Unter Tel. 0800-2361 111 bittet die Polizei um Hinweise.