
Normalerweise dürfen Schulhöfe auch nach OGS-Schluss von allen Kindern genutzt werden, auch am Wochenende kann dort gespielt werden. Für das neue Multifunktionsfeld neben der Marienschule in Süd gelten allerdings andere Regeln. Die Ersatzfläche für den einst gut frequentierten Bolzplatz, der 2020 für den Kita- und OGS-Neubau weichen musste, ist umzäunt und abgeschlossen. Und das wird trotz bzw. aufgrund von Anwohner-Beschwerden so bleiben.
Denn es gibt zwei Sichtweisen: Familien, die schulnah wohnen, sind verärgert, dass der attraktive Tartanplatz mit Basketballkörben und Fußballtoren seit der Errichtung im Sommer 2023 nicht wie früher für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Aber es gibt auch andere Anwohner, denen die spielenden Kinder ein Dorn im Auge sind. Und die scheinen sich jetzt durchgesetzt zu haben. Für eine öffentliche Nutzung müsste die Stadt Recklinghausen eine Lärmschutzwand am Standort bauen. Das wird aufgrund der hohen Kosten nicht passieren.
Lärmschutzwand ist der Stadt zu teuer
Martin Gohrke, Fachbereichsleiter Bildung und Sport bei der Stadt, hätte sich eine andere Lösung gewünscht. „Wir wollten natürlich mit der Ausgleichsfläche Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen.“ Das Ganze scheitere an einem „bürokratischen Hindernis“. Da der neue Spielplatz etliche Meter entfernt vom alten Bolzplatz liege, gelte dort ein anderes Planungsrecht. Auch der Lärmschutz musste am neuen Standort aufgrund der Nähe zu den benachbarten Häusern neu bewertet werden.
„Inzwischen liegt das Gutachten vor, mit dem Ergebnis, dass der Betrieb der Fläche nur montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr möglich ist. Der Mangel könnte nur mit der Errichtung einer Lärmschutzwand beseitigt werden“, so Gohrke. Die Kosten von über 100.000 Euro gebe der städtische Etat allerdings nicht her. Auch die gut 120.000 Euro teure Multifunktionsfläche sei komplett aus kommunalen Mitteln ohne Fördergelder finanziert worden.

Stattdessen werde in Kürze ein neues Schild am Multifunktionsfeld installiert, das auf die eingeschränkte Nutzung nur für den Kita- und Schulbetrieb hinweist. „Ich bedaure die Situation sehr, aber hier liegt ein typischer Zielkonflikt wie bei vielen Planungen vor.“ Noch im Januar hatte Martin Gohrke auf unsere Anfrage betont, dass man den alten Zustand mit der Nutzungsmöglichkeit für alle wieder herstellen wolle.
Anwohner werfen Stadt Planungsfehler vor
Für die Anwohner-Familien mit Kindern bleibt die große Frage, warum das Lärmschutzgutachten nicht vor dem Bau der neuen Sportanlage eingeholt wurde. „Das ist doch ein Planungsfehler. So etwas prüft man doch vorher“, schimpft eine Mutter, deren Sohn früher oft und gerne auf dem alten Bolzplatz gepöhlt habe und jetzt liebend gerne nachmittags das neue Sportfeld nutzen würde.
Auch die Entscheidung der Stadt gegen eine Lärmschutzwand stößt bei ihr und anderen Eltern auf wenig Verständnis. „Das ist so unfassbar schade und traurig. In anderen Stadtteilen ist das doch auch möglich, warum nicht hier in Süd, wo die Spielmöglichkeiten ohnehin rar sind. Gerade hier gibt es einige sozial schwache Familien, die ihre Kinder nicht zu anderen Spielplätzen bringen können.“