„Escape Room“ im Trainingsbergwerk Ein Rätsel jagt das nächste

Meike Holz
RZ-Redakteur Tobias Mühlenschulte (l.) im Selbstversuch: Mit zwei Freunden testete er den Escape-Room „Grubengold“ im Trainingsbergwerk Recklinghausen an der Wanner Straße. © Meike Holz
Lesezeit

Ist das noch historisch überliefert oder fällt das schon ins Reich der Fiktion? Auf dem Weg zum Stollen erzählt Daniel Steinbach, dass während des Zweiten Weltkriegs Nazis Gänge in die Halde getrieben haben. „Bevor die Eingangstore Jahre nach Kriegsende geöffnet werden konnten, gab es viele Mythen und Legenden über die Gänge im Berg“, sagt der Geschäftsführer von „4Escape“.

Meine Begleiter und ich haben Kumpelkluft angelegt. Wir tragen Bergmannskittel, auf dem Kopf sitzt ein Helm samt Grubenlampe. Am Ende unseres einstündigen Abenteuers wollen wir dem Berg das „Grubengold“ entreißen, das dort in einem Escape Room auf uns wartet. In solchen Räumen geht es spielerisch darum, mehrere Rätsel zu lösen, um sich daraus befreien zu können.

Im Schein der Grubenlampen geht es durch den finsteren Stollen

Das Abenteuer beginnt schon vorher: Knapp 400 Meter geht es für uns „unter Tage“ vorbei an Bergbaugerätschaften wie Grubenfahrrad, Holzstempeln und Dieselkatze. Am tiefsten Punkt des Stollens im Trainingsbergwerk haben wir gerade mal 18 Meter Erde und Gestein über uns. Dennoch: Die Atmosphäre ist perfekt. Im spärlichen Schein der Grubenlampen auf unseren Köpfen laufen wir über den groben Kies zwischen einem Schienenstrang, biegen zweimal ab, bis wir vor einer Tür stehen. Jetzt wird es ernst. Daniel Steinbach und sein „4Escape“-Vize Dennis Hölker geben uns letzte Instruktionen.

„Man vermutete geraubtes Gold oder gar das Bernsteinzimmer, doch dann hat sich alles nur als Luftschutzbunker herausgestellt“, setzt Steinbach zunächst seine historischen Ausführungen über das Haldengelände an der Wanner Straße fort. Später sei dort das Trainingsbergwerk entstanden. Dann wird es fiktiv im Stollen: Auf einer alten Karte, die uns drei Abenteurern in die Hände fiel, ist ein Raum verzeichnet, der auf der neuen Karte des Trainingsbergwerks nicht auftaucht. „Ihr seid Lost Placer, die hoffen, das Bernsteinzimmer oder Nazigold zu finden“, schwört uns Steinbach auf unsere Rollen ein. Zwei Tipps geben er und Hölker uns noch mit auf den Weg. Zum einen sei es enorm wichtig, zusammenzuarbeiten. Und: „Kümmert euch erstmal ums Licht.“

Meike Holz
Mehrere Rätsel gilt es auf dem Weg zum „Grubengold“ zu lösen. © Meike Holz

Uns bleibt eine Stunde, um aus dem Bunker zu entkommen – mit dem Schatz

Hinter uns schließt sich die Tür und wir werden sieben Jahrzehnte in der Zeit zurückgeschleudert. Mit unseren Helmlampen versuchen wir, uns in dem muffigen Bunker aus Kriegszeiten zurechtzufinden. Uns bleibt eine Stunde, um seinem Geheimnis auf die Schliche und dann auch noch herauszukommen. Denn dann beginnt der Nachtwächter des Trainingsbergwerks seine Schicht. Und er darf uns auf gar keinen Fall erwischen.

Wir drei stürzen uns fast gleichzeitig auf die Schreibtischlampe und knipsen sie an. Doch mit einer Schwarzlichtbirne kommen wir nicht weit. Das wäre ja auch zu einfach gewesen. Aber es ist klar: Unter ihrem Schein werden wir später eine Botschaft erkennen können. Während Patrick sämtliche Papiere, die er finden kann, unter das Schwarzlicht legt, suchen Konrad und ich nach einer Lösung, um die Röhrenlampen an der gewölbten Decke über uns zum Leuchten zu bringen. Es dauert nicht lange, und wir haben es geschafft.

Jeder Gegenstand im Bunker ist Bestandteil eines Rätsels

Wir schauen uns um und machen eine alte Schreibmaschine, eine Waage, eine Werkzeugkiste, einen mit einem Zahlenschloss versehenen Arztkoffer, einen Schrank, Flaschen, Stühle, ein Gemälde, eine Tafel, ein Telefon und einen Lautsprecher aus. Alle diese Gegenstände sind Bestandteil von Rätseln, die hier nicht näher beschrieben werden sollen. Mal kommen wir schnell dahinter, mal stehen wir so sehr auf dem Schlauch, dass uns die beiden „4Escape“-Männer, die draußen „Schmiere stehen“, per Funkgerät helfen müssen.

Mal bedarf es nur eines kleinen Hinweises, um uns auf die richtige Fährte zu bringen, mal sind die Tipps peinlich konkret. Das sorgt für Frust. Meine Kumpel und ich sind nicht unbedingt davon ausgegangen, diesen Escape Room in Rekordzeit zu verlassen, aber für etwas raffinierter hatten wir uns schon gehalten.

Meike Holz
Maloche unter Tage: Meistens war aber der Kopf gefordert. © Meike Holz

Hektik kommt auf, die Zeit wird knapp

Die Zeit sitzt uns mittlerweile im Nacken, wir werden hektisch. „Ihr habt noch zehn Minuten, dann kommt der Nachtwächter“, teilt man uns per Funkgerät mit. Mit der Hektik lässt die Konzentration nach. Die Morsenachricht, die wir empfangen, müssen wir mehrmals hören, bis wir uns einigen können, für welche Buchstaben das Gepiepe steht. Immerhin: Wir liegen richtig.

Während ich über einem Rätsel brüte, dessen Lösung später zwar ihren Teil beitragen wird, knacken Patrick und Konrad im Schlussspurt die letzten Aufgaben, die uns in einen Nebenraum führen. Aber wo ist unser Gold? Wir finden eine Karte, die uns den Weg zum Schatz zeigt. Also raus aus dem Bunker. Wir jagen durch den Stollen, angetrieben von Steinbach und Hölker, die uns zurufen, dass der Nachtwächter jede Sekunde eintreffen muss. Wir finden eine Kiste, deren Schloss uns nochmal auf eine harte Probe stellt.

Aber dann haben wir es geschafft: Im Schein unserer Lampen funkelt das „Grubengold“.

Meike Holz
Geschafft! Oder doch nicht? © Meike Holz

„Die Atmosphäre an diesem authentischen Ort ist super“, zieht Konrad zurück über Tage ein Fazit. „Das ganze Drumherum war toll“, sagt Patrick. Das habe schon mit dem Weg zum Raum durch den Stollen angefangen. Und auch die Geschichte dahinter sei sehr gut ausgedacht worden: „Man braucht Geduld und Ausdauer.“ Apropos Ausdauer: Wir müssen die Beine in die Hand nehmen, der Nachtwächter kommt.

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen