
Recklinghausen hat auf der Friedrich-Ebert-Straße in den letzten Jahrzehnten zwei tragische Unfälle zu verzeichnen gehabt. Der Unfall mit einem Todesopfer im Jahr 2009 war erwiesenermaßen auf die Fahruntüchtigkeit der damaligen Fahrzeugführerin zurückzuführen.
Der Unfall mit Todesfolge vom 27. Mai wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Fakt ist in jedem Fall, dass die kürzlich vorgenommenen Änderungen an der Friedrich-Ebert-Straße die Straßenführung dermaßen unübersichtlich gestalten, dass selbst erfahrene und ortskundige Autofahrer bei guten Licht- und Witterungsverhältnissen zuweilen die Orientierung verlieren.
Bereits vor dem tragischen Unglück gab es Beschwerden und Unverständnis über den neu installierten „Pop-up-Radweg“. Dieser ist schlichtweg komplett überflüssig und behindert den Verkehrsfluss. Nicht umsonst sind auch innerstädtische Hauptverkehrsadern in aller Regel mehrspurig. Der überdimensionierte Radweg mutet wie ein Versuch an, aktuellen Trends zu folgen. Dabei wurden auch in jüngerer Vergangenheit bereits unsinnige Verkehrsmaßnahmen beschlossen und teilweise glücklicherweise wieder zurückgebaut. Ein Beispiel hierfür ist die zwischenzeitlich installierte Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf der Friedrich-Ebert-Straße in Höhe des heilpädagogischen Kindergartens. Aufgrund der baulichen Begebenheiten kann hier eine Gefährdung der Kinder praktisch ausgeschlossen werden, sodass man sich von den Verantwortlichen der Stadt bei solchen Maßnahmen Einzelfallprüfungen wünscht.
Es gibt neue Gefahrenquellen
Der nun entstehende „Pop-up-Radweg“ behindert den Verkehrsfluss nicht nur, sondern birgt auch neue Gefahrenquellen und erhöht somit das Unfallpotenzial. Teils sind auf der nun einspurigen Hauptverkehrsstraße nicht einmal mehr Linksabbiegerspuren vorhanden, sodass sich der Verkehr bei hohem Aufkommen bis vor und über die davorliegenden Einmündungen und Kreuzungen staut. Die jetzige Straßenführung lässt den Verkehrsteilnehmern kaum Spielraum, um Rettungsgassen für Einsatzfahrzeuge zu bilden, welche die Friedrich-Ebert-Straße mehrmals täglich unter Inanspruchnahme von Sonder- und Wegerechten befahren.
Wechsel der Fahrspuren schwer nachvollziehbar
Auch der Wechsel der Fahrspuren zwischen Pkw-Spur und Radweg durch den ÖPNV ist für alle Verkehrsteilnehmer schwer nachvollziehbar. Kritik, dass die Friedrich-Ebert-Straße vorher unsicher gewesen wäre, ist nicht nachvollziehbar. Dort lag zuvor weder ein Unfallschwerpunkt vor, noch mangelte es an Polizeipräsenz oder Verkehrsüberwachungsmaßnahmen. Die Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße ist vollkommen sinnfrei, schlimmer noch, gefährlich, von den entstehenden Kosten ganz zu schweigen. Schlussendlich bleibt der Stadt Recklinghausen nur, den Radweg umgehend zurückzubauen, um allen Verkehrsteilnehmern wieder ein sicheres Fahren auf einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in RE zu ermöglichen. Zur Verkehrsunfallprävention sollte die Stadt eher die aktuell existierenden Probleme angehen. So verschandeln derzeit unzählige E-Scooter das Stadtbild, indem sie achtlos auf Fuß- und Radwegen abgestellt werden und so eine erhebliche Gefährdung für den öffentlichen Verkehrsraum darstellen. Hier wäre z. B. die Einrichtung von Parkbereichen angebracht.
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