
Bürgermeister Christoph Tesche macht sich Sorgen. „Ich war in den vergangenen Tagen oft in der Stadt“, sagt er. „Dabei habe ich beobachtet, dass viele Menschen keine Maske tragen und sich nicht an die Mindestabstände halten.“
Kurzfristig hat er darum eine Kampagne initiiert, dazu Gastronomie und Einzelhandel mit ins Boot geholt. „Wenn wir bei der Inzidenz wieder die Schwellenwerte übersteigen, müssen wir Lockerungen zurücknehmen. Das will niemand.“
Der Kreis Recklinghausen habe sich am Mittwoch mit einer Inzidenz von 46,1 wieder der „magischen 50“ angenähert. „Das Gerüst ist fragil, wir haben keine Stabilität“, warnt Tesche. Auf Plakaten, Flyern und Postkarten werden die Menschen nun gebeten, die AHA-Regeln weiterhin zu beachten. Der Slogan: „Recklinghausen bleibt achtsam!“
Ordnungsdienst wird angefeindet
Dass viele Leute unvorsichtig sind, berichten die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes. Tagsüber kontrollieren sechs Zweierteams, ob die Auflagen eingehalten werden. Maskenpflicht besteht etwa innerhalb der Wälle, auf der Bochumer Straße zwischen Marien- und König-Ludwig-Straße aber auch auf Spielplätzen. „Unsere Mitarbeiter registrieren mehr Verstöße. Wenn sie die Leute ansprechen, werden sie oft angefeindet“, berichtet der Bürgermeister. „Es wurden sogar Schläge angedroht.“
Erst seit Dienstag, 1. Juni, hat das Restaurant „S.Presso“ wieder geöffnet. „Unsere Gäste verhalten sich vorbildlich“, berichtet Besitzer Sia Hadifar. „Manche hatten ihren Test oder Impfnachweis vergessen und sind ohne Klagen wieder los, um sie zu holen“, ergänzt Geschäftspartnerin Isabella Spinczyk. Aber das Verhalten der Passanten rund um den Holzmarkt bereite ihnen Sorge. „Viele Leute halten sich nicht an die Auflagen.“
Furcht vor erneutem Lockdown
Dabei gab es für die Gastronomie erst am Mittwoch eine weitere Lockerung: Draußen dürfen alle Gäste bedient werden, die Innenräume sind für nachweislich Getestete, Geimpfte oder Genesene geöffnet. „Wenn wir wieder schließen müssten, wäre das für alle eine Katastrophe“, sind sich die Wirte einig.
Tesche ergänzt: „Wir alle genießen die Lockerungen. Die gute Laune in der Stadt soll erhalten bleiben.“ Immer wieder fragten Bürger im Rathaus, wann die Maskenpflicht in der Innen- und Südstadt aufgehoben werde. „Das ist nicht unsere Entscheidung“, erläutert Tesche. „Wenn die Inzidenz im Kreis dauerhaft unter 35 liegt, werden die Städte darüber beraten.“
FDP will Maskenpflicht abschaffen
Die FDP in Recklinghausen hat Mittwoch einen Antrag an den Rat gestellt, die Maskenpflicht im Freien abzuschaffen. Sie sei unverhältnismäßig. Die FDP fordert, dass die Verwaltung sich dafür einsetzt, dass, soweit auf Stadtebene möglich und in Abstimmung mit der Kreisverwaltung, die Auflagen zurückgenommen werden. Die bewährten Hygiene- und Abstandsregeln sowie Testkonzepte seien aber weiterhin wichtig.