Islamisches Opferfest Vier Tage Fleisch und Familiengespräche

Dr. Amer Ramadan Al Hachimi arbeitet als Assistenzarzt im Elisabeth-Krankenhaus. © Kristina Schröder
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Für Menschen muslimischen Glaubens ist das Opferfest oder „Eid ul-Adha“, das in dieser Woche ansteht, etwas ganz Besonderes. Ähnlich wie das Zuckerfest nach dem Fastenmonat Ramadan wird es mit viel Aufwand gefeiert. Vier Tage lang.

Die Feiertage verschieben sich jedes Jahr um meistens elf Tage und können zu jeder Jahreszeit stattfinden. Diesmal beginnt das Opferfest am Abend des 19. Juli und endet am Freitagabend, 23. Juli.

„Es ist das höchste Fest im islamischen Glauben“, erklärt Dr. Amer Ramadan Al Hachimi. „Noch wichtiger als das Zuckerfest.“ Der 29-Jährige ist Assistenzarzt auf der Station der Inneren Medizin im Elisabeth-Krankenhaus in Süd. Seit drei Jahren lebt er in Deutschland.

Abraham besteht die göttliche Probe

Beim Opferfest erinnern Muslime in aller Welt an Abraham (Ibrahim), der als gemeinsamer Stammvater von Muslimen, Juden und Christen gilt. „Abraham hat im Traum erfahren, dass er seinen Sohn Isaak (Ismael) opfern soll. Als Allah oder auch Gott erkannte, dass Abraham dafür bereit war, schickte er ihm ein Schaf, das er anstelle seines Sohnes opfern sollte“, erklärt Al Hachimi. Abraham habe somit die göttliche Probe bestanden.

„Traditionell opfert man in der Familie auch heute noch ein Schaf oder ein Rind. Allerdings nur, wenn man es sich finanziell leisten kann. Es ist keine Pflicht“, erklärt der 29-Jährige. In seinem Heimatland Marokko sei das Schlachten eines Nutztiers üblich gewesen. „Meine Tante hat sieben Kinder. Da wurde dann traditionell eine Kuh geschlachtet.“ Wichtig sei, dass das Schlachten tiergerecht geschieht. Elektrizität dürfe nicht verwendet werden. Ein Drittel des Fleisches spendet man an bedürftige Familien.

Zusammenkommen in der Familie

Weil Al Hachimi hier in Deutschland nicht viel Familie habe, überweise er etwas Geld nach Marokko, von dem sein Vater Fleisch für Bedürftige kaufe. „Wir werden am Montag die Familie meiner Frau in Hannover besuchen“, sagt der Assistenzarzt. Das familiäre Zusammenkommen sei sehr wichtig zum Opferfest.

„Man muss seine Familie besuchen und mit allen sprechen, selbst, wenn es Probleme geben sollte“, erklärt Al Hachimi. Die gelte es an diesen Tagen zu überwinden. Gemeinsam wird dann das fleischhaltige Festmahl verzehrt. Auch schöne traditionelle Kleidung und der Besuch der Moschee am Montagmorgen gehören dazu. Die Kinder bekommen Geld, Süßigkeiten oder Geschenke.

Zwei Monate Elternzeit

„In islamischen Ländern hat man die Woche frei“, erklärt Al Hachimi. Normalerweise nehme er sich auch hier eine Woche Auszeit, nur war das in diesem Jahr nicht möglich. „Ich arbeite den Sonntag und habe dann den Montag frei. Dann geht es wieder an die Arbeit.“ Bald stehe ihm eine längere Auszeit zu. „In zwei Wochen gehe ich für zwei Monate in Elternzeit.“ Seinem acht Monate alten Sohn möchte er die islamische Tradition künftig näher bringen. „Allerdings erst, wenn er älter ist. Noch ist er viel zu jung dafür“, sagt der Vater.

Auch Bürgermeister Christoph Tesche wünscht den „muslimischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen und allen Muslimen und Musliminnen auf der Welt ein glückliches und zufriedenes Opferfest“. Gleichwohl bittet er die Familien „weiterhin, wie bisher, vorsichtig und umsichtig zu sein in Bezug auf die Maßnahmen der Corona-Pandemie, damit wir und unsere Liebsten weiterhin hoffentlich gesund bleiben.“

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