Mehr Geld? Was sind der Stadt die Senioren wert?

Die Senioren bilden die größte Bevölkerungsgruppe in Recklinghausen. © picture alliance / dpa
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Die Altersgruppe „60 plus“ ist die mit Abstand größte in Recklinghausen. Laut dem statistischen Jahresbericht der Stadt waren zum Ende des abgelaufenen Jahres immerhin 35.929 Personen 60 Jahre oder älter. Was ziemlich genau 30 Prozent der Recklinghäuser Bevölkerung entspricht. Und es werden immer mehr: Keine Gruppe wächst so sehr wie die der Senioren, jährlich kommt ein knappes Prozent hinzu. Und es ist nur logisch, dass dieser große Anteil der Bürgerschaft in besonderer Weise vertreten wird. Dafür gibt es den Seniorenbeirat.

Vor 27 Jahren hat der Rat die Gründung dieses Gremiums beschlossen, die 20 Mitglieder werden von einer Delegiertenversammlung für jeweils fünf Jahre gewählt. Und die Aufgaben sind durchaus vielfältig: Von der Verbesserung der Lebensqualität der älteren Mitbürger über die Planung und Durchführung von Veranstaltungen bis hin zur seniorengerechteren Gestaltung der Stadt ist alles dabei. Dafür stellt die Stadt einen Etat bereit: 3700 Euro im Jahr.

15.000 Euro sollen es künftig sein

„Und das geht gar nicht mehr“, erklärt Jörg Fleck, der seit Anfang des Jahres neuer Vorsitzender des Seniorenbeirats ist. Und der Beschluss ist längst gefällt: 15.000 Euro sollen es künftig sein. „Umgerechnet heißt dies: Statt 300 im Monat sollen 1250 Euro fließen“, erklärt Bernd Overwien, der als Sprecher des Gremiums fungiert.

Doch das stößt in der Verwaltung offenbar nicht auf komplettes Verständnis. Dem Vernehmen nach soll der Verwaltungsvorstand bei einer internen Konferenz zum Haushaltsplan 2022 über die Forderung geredet haben. Mit dem Ergebnis: Eine Erhöhung sei okay, aber 15.000 Euro seien übertrieben. Angeblich könne man über 7400 Euro, also eine Verdoppelung des bisherigen Betrags, reden.

Jörg Fleck, der in seinem beruflichen Vorleben 20 Jahre lang als Vorstandsvorsitzender einer Versicherungsgruppe gewirkt hat, will das „gar nicht kommentieren“, er sagt nur so viel: „Ich halte den Erhöhungsantrag für ausgesprochen moderat.“

Fraktionen sollten sich mal äußern

Und vielleicht sei es an der Zeit, dass sich die Fraktionen im Rat mal die Frage stellen, wie viel ihnen die Arbeit des Seniorenbeirats wirklich wert ist. Und Bernd Overwien ergänzt: „Wie soll man denn mit 3700 Euro im Jahr Veranstaltungen mit Gehalt auf die Beine stellen? Der Seniorenbeirat will sich nicht wie ein Kindergarten behandeln lassen.“

Auf Nachfrage hält man sich bei der Stadt bedeckt: Man sei im August zu einem Gespräch verabredet, bei dem die Gesamtsumme noch einmal ergebnisoffen besprochen wird. Und: „Letztlich kann und darf der Seniorenbeirat auch den von ihm vorgesehenen Beitrag beantragen – im Rahmen der Etatberatungen entscheidet die Politik dann letztlich über die Einstellung in den Haushalt und die konkrete Summe“, heißt es von der Pressestelle.

Vergleiche fallen schwer

Ein Vergleich mit anderen Städten falle schwer, erklärt die Landesseniorenvertretung in Münster: Die Unterstützung der Kommunen sei oft ganz unterschiedlich, was auch die Bereitstellung von Räumen oder Sachmitteln angeht. Und auch finanziell gebe es große Diskrepanzen: In Münster erhält die Seniorenvertretung jährlich nur 4716 Euro, in Köln sei es hingegen ein hoher fünfstelliger Betrag.

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