Kirche einmal anders Worte und Orte gegen die Langeweile im Gotteshaus

Planungstreffen: Das Organisationsteam der evangelische Kirchengemeinde Ost schaut sich in der Justizakademie auf dem Fritzberg um. Pfarrerin Kerstin Schütz (2.v.l.), traf sich mit Ruth-Maria Eulering (Mitte), Leiterin der Justizakademie. Ebenfalls vom Team dabei (v.l.): Martina Siedler, Vanessa Marczian und Annette Stoye. © Meike Holz
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Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten. Gottesdienste mit besonderen Worten. Das ist die Idee. „Wir wollen die Menschen mit anderen Formen ansprechen und etwas gegen das verstaubte Image der Kirche unternehmen. Und wenn sie nicht zu uns kommen, dann gehen wir eben zu ihnen“, erklärt Pfarrerin Kerstin Schütz vom Pfarrbezirk Johannes der evangelischen Kirchengemeinde Recklinghausen-Ost. Am Sonntag, 10. Oktober, 18 Uhr, ist es wieder so weit. Nach dem Rathaus und der Sternwarte hat der Kreis der Planer und Planerinnen die Justizakademie ausgewählt. Und welches Wort? Natürlich „Gerechtigkeit“.

Hier gibt es bestimmt keinen starren Ablauf

Seit acht Jahren locken die engagierten Christinnen und Christen an jedem zweiten Sonntagabend im Monat die Neugierigen in ihre Johanneskirche an die Hinsbergstraße. Dabei verzichten sie auf den starren Gottesdienstablauf. Nur der Segen und das Vaterunser sind gesetzt. Ansonsten beherrscht ein Wort das Geschehen: Lebensfülle oder Trostpflaster, Lichterschein oder Maskottchen. Welche Verbindung gibt es im Alltag zur Bibel, welche unterschiedlichen Aspekte? Musik, ein Film oder ein Quiz, ein Picknick oder eine Weinprobe, ein kleines Geschenk zum Schluss: All das rundet den etwas anderen Gottesdienst ab. Mit Erfolg.

Gottesdienst an ungewöhnlichen Orten: Nach den Rathaus und der Sternwarte ist nun ein Gottesdienst in der Justizakademie auf dem Fritzberg geplant. © Meike Holz © Meike Holz

Außerdem: „Wir holen Menschen hinzu“, erzählt Vanessa Marczian. Dann berichtet ein behinderter Mensch von seinem Leben oder eine Seniorin über die harte Zeit im Krieg. Längst besitzt „Auf ein Wort“ eine Fan-Gemeinde. Und es kommen immer wieder Neue vorbei. Auch Jüngere. Im Vergleich zu den „normalen“ Gottesdiensten ist die Zahl der Besucherinnen und Besucher mehr als doppelt so hoch. Vor allem, wenn das Team zweimal im Jahr einen ausgefallenen Ort aufsucht – einen Platz, der nichts mit Kirche zu tun hat. „Wir versuchen den Spannungsbogen zwischen dem Ort und dem Wort herzustellen“, erklärt Vanessa Marczian. Und damit sprechen sie Menschen an, die keinen traditionellen Gottesdienst besuchen würden. „Wir wollen die Schwellenangst senken. In der Sternwarte mussten wir sogar Leute nach Hause schicken“, erinnert sich Kerstin Schütz.

Abende entwickeln sich immer anders

„Es ist immer wieder überraschend, wie sich die Abende entwickeln“, meint Martina Siedler, und die Freude an dem Projekt ist ihr anzusehen. Doch schon bei der Planung läuft das einfallsreiche Team zur Hochform auf. Beim Wort Lebensfreude tanzte zum Beispiel ein Tango-Pärchen durch die Kirche. Oder halt, war zu diesem Thema nicht die Vorsitzende des Lachclubs eingeladen? Sie wissen es nach all den Jahren schon fast nicht mehr. Eins steht indes fest: „Wir haben noch viele Ideen“, verrät Annette Stoye, die am 10. Oktober wieder auf dem E-Piano spielt.

„Blütenzauber“ lockt ins Gewächshaus

Beim nächsten Ortswechsel möchten sie ihren Gottesdienst in einem Gewächshaus feiern. (Stich-)Wort: Blütenzauber. Ein halbes Jahr später dann im Theater. Ebenfalls denkbar: das Fitnessstudio, die Bücherei, das Strommuseum, die Feuerwache… „Worte, die dazu passen und einen Bezug zur Bibel haben, gibt es genug“, sagt Martina Siedler.

Aber am 10. Oktober stellt sich erst einmal die Frage: Wie gerecht geht es in der Bibel zu? Und ist deutsches Recht überhaupt gerecht? Die Initiatorinnen freuen sich auf einen spannenden Verlauf und anschließend auf gute Gespräche bei einem Glas Wein.

Info: Für alle Besucher gilt die 3G-Regel.

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