
Träge liegt der Mollbeck-Teich in der Sonne. Das Wasser schimmert grün, der Wind weht raschelnd durch die Buchen, Birken und Eichen. Am Ufer jauchzt ein Kind. Krächzend schwebt ein Graureiher heran und lässt sich auf einer Weide nieder. Unweit döst eine Gruppe Nilgänse im Schatten. „Quaa, quaa!“ Plötzlich schlägt einer der Wasservögel Alarm. Mit wilden Flügelschlägen flüchtet die kleine Schar aufs Wasser. Dann springt ein Schäferhund heran. Die Zunge hängt ihm aus dem Maul. Er bleibt stehen, spitzt die Ohren, schaut den Gänsen hinterher – und trollt sich wieder.

Wald, Feld und Wasser verbindet die Straße An der Mollbecke. Auf rund einem Kilometer bringt sie es auf zwei Hausnummern – die gerade in der warmen Jahreszeit gut besucht sind.
Bei Speckhorn zweigt sie von der Halterner Straße ab. Tempo 30 ist hier angesagt, nun geht es in ein Naturschutzgebiet hinein – darauf weisen Schilder gleich zu Beginn des Weges hin. Eichen säumen den ersten Teil der Straße. Hinter Hecken und einem Zaun ist Gelächter zu hören. Dort liegt das Freibad Mollbeck.
Aus Datteln zum Minigolf hergekommen
Aus einer Senke gegenüber lugen blaue Sonnenschirme hervor. Inmitten von Bäumen und angrenzend an ein Feld liegt eine Minigolf-Anlage. „Ich habe die schwierigste Bahn mit einem Schlag gemeistert“, sagt Jannis Börner. Seine Mutter Katja nickt und blickt lächelnd zu ihrem Sohn. Jannis ist „halb neun“. „Er wird im September neun“, erklärt sie. Beide sind aus Datteln angereist. Sie finden es schön, nach langem Lockdown draußen etwas zu unternehmen. „Während Corona konnte man ja nicht viel machen“, sagt Katja Börner. „Zumal ich mich nicht impfen lassen kann.“ Sie hat Multiple Sklerose, eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems. „Ich nehme zurzeit an einem Forschungsprojekt teil und hatte vor zwei Jahren eine Hirnblutung.“ Etwas abseits steht ihr Rollator. „Den muss ich die Treppen runtertragen.“ Sie zuckt mit den Achseln. „Aber ansonsten ist die Anlage gut.“ Dem pflichtet Jannis bei.

Hinter dem Minigolf-Platz fällt eine Wiese sanft gen Mollbeck ab. Die beiden Teiche sind von Bäumen gesäumt. Eine geteerte Allee flankiert die kleinen Seen zur einen, ein unbefestigter Weg zur anderen Seite. Daneben erstrecken sich Felder. Der Mais steht mannshoch, lila Blumen wogen im Wind, wild wuchern die Brennnesseln.
Junge Mutter vermisst einen Spielplatz
„Ich bin jeden zweiten Tag hier unterwegs.“ Kerstin Henning wohnt im Paulusviertel. „An der Mollbeck kann ich schön spazieren gehen, im Restaurant etwas trinken und außerdem treffe ich andere Hundebesitzer.“ Mit Lotte, einem West Highland White Terrier, und ihrer Tochter hat sie gerade den Teich umrundet. „Die kleine Emilia wird bald ein Jahr alt“, sagt Henning. Sie blickt in den Kinderwagen, in dem das Mädchen schlummert. An der Mollbeck schätzt sie die Ruhe und Natur. Doch eines vermisst die junge Mutter an ihrem Erholungsort: „Ein Spielplatz wäre schön.“

Sind die Teiche passiert, weitet sich die Straße. Unter Bäumen parken Autos. Ein Ziel der Ausflügler: das „Herzlich“. Seit Ende 2017 empfängt das Restaurant aus Holz und Glas seine Gäste. An gleicher Stelle stand zuvor das Naturfreundehaus, das 2014 jedoch abbrannte.

Im weiteren Verlauf verengt sich der Weg wieder. Zur einen Seite macht sich der Mais breit. Zur anderen gewährt ein Waldstück Spaziergängern und Radfahrern Schatten.
Dann ist die Straße Zum Rodelberg erreicht. Goldgelb glänzt ein Feld in der Sonne. Die Ähren sind fast abgeerntet, in der Ferne sammelt ein Traktor die Heuballen ein. Rechts geht es nach Speckhorn, links vorbei am Rodelberg zur Recklinghäuser Altstadt. Im weiteren Verlauf wird die Straße zum unbefestigten Weg. Felder breiten sich zu beiden Seiten aus. Nach rund 500 Metern tauchen Häuser auf – und die Speckhorner Straße ist erreicht. Hier endet die Straße An der Mollbecke, die auf rund einem Kilometer Wald, Feld und Wasser verbindet.

Info: Die Straße An der Mollbecke hat ihren Namen am 3. Oktober 1927 erhalten. Der alte Flurname war Mollbecks-Tal. Der namensgebende Bach Mollbecke speist die beiden Teiche und den Mühlenteich von Beckers Mühle, fließt weiter in den Burggraben und dieser weiter in den Silvertbach. Die ursprüngliche Badeanstalt Mollbeck wurde am 29. Juni 1926 eröffnet, das heutige Freibad ist seit 1975 in Betrieb.