
In Nordrhein-Westfalen leben viele Menschen ungesund. Das zeigt der neue Report der Deutschen Krankenversicherung. NRW bildet bundesweit das Schlusslicht. In der repräsentativen Umfrage wurden 2.800 Menschen deutschlandweit zu den Kategorien körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stress befragt.
Die Analyse zeigt, dass nicht einmal jeder fünfte Deutsche (17 Prozent) rundum
gesund lebt. Die Einwohner in Rheinland-Pfalz/ Saarland (21 Prozent) und in Baden-Württemberg (21 Prozent) leben am gesündesten, danach folgt Sachsen (20 Prozent). In Nordrhein-Westfalen lebt demnach nur jeder achte Mensch (12 Prozent) völlig gesund.
Einen gesunden Lebensstil definiert der Report wie folgt: Die Menschen bewegen sich ausreichend, ernähren sich ausgewogen, verzichten auf Nikotin und Alkohol und können mit ihrem Stressaufkommen gut umgehen. Im Vergleich zu 2021 leben zwar wieder mehr Menschen ein vollkommen gesundes Leben (2021: 11 Prozent), jedoch bleibt das Niveau niedrig.
Die Hamburger sind in den Bereichen Bewegung und gesunde Ernährung ganz vorne. In Berlin leben hingegen die meisten Bewegungsmuffel. Zugleich wird in diesen beiden Bundesländern auch mehr geraucht als im Rest von Deutschland.
In Nordrhein-Westfalen gelingt nicht einmal jedem zweiten Einwohner (40 Prozent) eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung. Mehr als jeder zweite Hanseat und Schleswig-Holsteiner (58 Prozent) ernährt sich bereits ausgewogen. Auch bei den Einwohnern von Niedersachsen und Bremen (48 Prozent) sowie Hessen (49 Prozent) erreicht nicht einmal jeder Zweite die Anforderungen einer gesunden Ernährung.
Bundesweiter Vergleich: Deutsche sitzen zu viel
Im Durchschnitt sitzt jede Deutsche bzw. jeder Deutsche 9,2 Stunden pro Tag. Das ist sogar eine halbe Stunde mehr als während der Corona-Pandemie (2021: 8,7). Die 18- bis 29-Jährigen sitzen sogar mehr als 10 Stunden am Tag.
Nordrhein-Westfalen hält mit fast 10 Stunden Sitzzeit den Negativrekord im deutschlandweiten Vergleich. „Eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten durch Bewegung reduziert das Sterberisiko erheblich“, erklärt Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports.
Die Umfrage-Teilnehmer sollten auch einen durchschnittlichen Wert ihres subjektiven Wohlbefindens angeben. Der Wert des DKV-Reports liegt bei 62 von 100 möglichen Prozentpunkten (Frauen 61, Männer 64). Jeder vierte Befragte gibt allerdings mit weniger als 50 Prozentpunkten ein niedriges subjektives psychisches Wohlbefinden an. Wissenschaftlern stufen diesen Wert nicht nur als kritisch ein, sondern auch als ersten Hinweis für die Entwicklung einer Depression, wie in der Auswertung des Reports zu lesen ist.
Fazit: Mehr Bewegung ist gesünder
Ein möglicher Weg hin zu mehr Wohlbefinden ist regelmäßige Bewegung, schreibt die Deutsche Sporthochschule Köln auf ihrer Website.
So lautet das Fazit des Reports:
- Mehr Bewegung und Muskeltraining in allen Altersgruppen hilft, die körperliche und geistige Gesundheit länger aufrechtzuerhalten.
- Die Verminderung der täglichen Sitzzeiten reduziert das Sterberisiko und verhindert zahlreiche Krankheiten, darunter Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs.
- Ein bewussterer Umgang mit Erholung im stressigen Alltag, aktiven Arbeitspausen, bewusstem Atmen und der Abbau von Stress hilft, die Entwicklung von Krankheiten zu verhindern.
„Ohne vollumfassende, koordinierte Maßnahmen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steuern wir geradewegs auf eine gesundheits- und sozial-ökonomische Krise zu“, warnt Ingo Froböse. Bewegung müsse wieder zu einer ganz alltäglichen Routine werden und Sport, in all seiner Vielfältigkeit, wieder einen Platz im Zentrum der Gesellschaft einnehmen.
Daten durch repräsentative Umfrage erhoben
Bereits zum siebten Mal gibt es den Report. Es ist eine Zusammenarbeit der Deutschen Krankenversicherung AG und der Deutschen Sporthochschule Köln unter der wissenschaftlichen Leitung von Ingo Froböse. Das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Deutschen wurde in der repräsentativen Umfrage untersucht.
Im Zeitraum vom 13. Februar bis zum 16. März 2023 wurden die insgesamt 2.800 Menschen bundesweit im Rahmen von leitfaden- und computergestützten Telefoninterviews repräsentativ zu ihren Lebensgewohnheiten befragt. Pro Bundesland wurden mindestens 200 Bürgerinnen und Bürger interviewt.