
Zu unserem Kommentar „Gaza ein blutiges Trümmerfeld und 14.000 tote Kinder Dieser Krieg bringt nur neuen Terror“ erreichten uns zahlreiche Mails von Leserinnen und Lesern. Sie spiegeln ein sehr kontroverses Meinungsbild wider. Wir dokumentieren an dieser Stelle Zuschriften, bei denen uns die Zustimmung zur Veröffentlichung vorliegt.
Schreiben Sie uns – jedoch nicht mehr als 1.100 Zeichen inklusive Leerzeichen. Kürzungen behalten wir uns vor. Einsendungen mit Anschrift und Telefonnummer bitte an durchblick@rnw.press.
Joachim Schmittgen schreibt:
„Ich frage mich, ob nicht auch deutsche Journalisten bei der Beurteilung der Abläufe in ,Nah-Ost‘ sich eher zurückhalten sollten. In jedem Fall sollten Sie sich mit den Ursachen vertieft auseinandergesetzt haben. Das kann ich bei Ihrer Kolumne nicht feststellen.
Die Zurückhaltung deutscher Politiker (und nach meiner Meinung auch Journalisten) ergibt sich aus unserer Geschichte. Der Gründung des Staates Israel ging die Shoah voraus; dieses singuläre – und deshalb mit nichts zu vergleichende Verbrechen, das immer mit dem deutschen Namen verbunden ist und bleibt.
Die Erinnerung an die Lage der Flüchtlinge während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs macht deutlich, wie eine Region befriedet werden kann. Die Charta der Vertriebenen von 1950 ist ein Beispiel, wie Versöhnung gelingen kann.
Im Gegensatz dazu ist die Integration der Flüchtlinge aus den arabischen (Anrainer-) Staaten in das Westjordanland bewusst unterblieben.
Es ist bezeichnend für die Situation am 7. Oktober 2023, dass das Massaker der Hamas erfolgte, als mehrere arabische Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zu Israel überprüften.
Es kann von jedem nachvollzogen werden, dass die Konfliktlinien zwischen Schiiten und Sunniten verlaufen und die Verbindungen zwischen Hisbollah und Hamas auf der einen Seite und dem Iran auf der anderen Seite gerade in den letzten Tagen deutlich geworden sind.
Aber ein Weiteres macht mich erschrocken: Die vorgebliche ,Toleranz‘, die Ihren Ausführungen zugrunde liegt, erweist sich bei Licht betrachtet als ‚Gleichgültigkeit‘. Man mag die Forderung des amtierenden Bundesministers der Verteidigung, Deutschland müsse ,kriegstüchtig‘ sein, für übertrieben halten. Mir wird jedoch – auch nach Kenntnis Ihrer Kolumne – Angst und Bange, ob wir überhaupt ,verteidigungsfähig‘ sind.
Ich muss leider feststellen, nicht einmal zu dieser ‚Verteidigungsfähigkeit‘ hat Ihre Kolumne einen Beitrag geleistet.“
Paul Bertels schreibt:
„Vielen Dank für den Kommentar. Er spricht mir aus der Seele.
Sie werden vielleicht Anfeindungen erhalten. Mir dieser Mail möchte ich dazu ein kleines Gegengewicht erzeugen.“
Peter Jonalik schreibt:
„Das Problem ist, dass eine Zwei-Staaten-Lösung die Ursachen für neue Konflikte nicht beenden wird, sondern stattdessen die Grundlage für neue Konflikte in dieser Gegend legt.
Abgesehen davon ist Palästina sowieso nur ein künstliches Konstrukt entstanden durch die Briten. Das gesamte Land gehört tatsächlich vollständig zu Israel. Die eigentliche Ursache des Problems liegt deutlich früher, nämlich um etwa 70 n. Chr., als der Aufstand gegen die Römer begonnen hatte.
Palästina gibt es nicht, es ist ein Fantasiegebilde von Engländern erschaffen.“
Herbert Brinker schreibt:
„Mit großem Interesse habe ich ihren Bericht gelesen und stimme ihnen vollumfänglich zu.
Der nächste wichtige Schritt: Wie helfen wir zeitnah (Europäer, Amerikaner usw.) mit einer friedlichen Lösung?
Rainer Meier schreibt:
„Hier hilft nur eine Zweistaatenlösung. Es wird langsam Zeit dass diese Möglichkeit laut ausgesprochen wird, auch in der UNO.
Wäre auch für palästinensische Demonstranten besser, wenn sie sich lauthals für eine Zweistaatenlösung einsetzen, anstatt ewig die antisemitischen- und Nazi-Phrasen zu dreschen.“
Martin Krause schreibt:
„Sie verblüffen mich ein ums andere Mal! Danke für diesen Artikel, der sehr gut verdeutlicht, dass Kritik am Vorgehen Israels nicht gleichzusetzen ist mit Judenhass oder dergleichen.
Wo sind sie – die ,starken‘ Männer oder Frauen, denen es gelingt, den Regierenden im Nahen Osten Wege zum Frieden – im Interesse aller Menschen – aufzuzeigen und alle für das friedliche ,Nebeneinander‘ (wenn auch noch nicht miteinander) zu gewinnen? Wer geht in diesem Sinne auf die Straße?
Resignation macht sich breit! Dort unten genauso wie im Ukraine-Russland-Krieg! Da ist es am leichtesten, nach der Devise zu verfahren: ,Wie du mir, so ich dir!‘ Wobei das perfide ist, dass die Charaktereigenschaften der handelnden Politiker oftmals wenig geeignet sind, Vertrauen beim anderen zu wecken!
Solange unbändiger Hass und ein offen zur Schau gestellter Zerstörungswahn die Grundmotivation des Handelns sind, bleibt nur die Sehnsucht nach Frieden. Leider.“
Andreas Mann schreibt:
„Ich muss Ihnen widersprechen: Wo bleibt in Ihrem Kommentar bzw. Durchblick der Iran als Drahtzieher des aktuellen Nahostkonflikts?
Hamas und Hisbollah wollen und wollten nie eine Zwei-Staaten-Lösung. Dies haben die Araber schon Ende der 40er Jahre abgelehnt.
Das Ziel von Hamas, Hisbollah, Huthi u.a. Milizen und des Iran selbst ist nicht eine Zwei-Staaten-Lösung, sondern die Vernichtung Israels. Wie soll Israel anders darauf reagieren, als die Terrororganisationen, durch welche sie täglich bedroht werden, zu zerschlagen?
Israel versucht, zivile Opfer zu vermeiden, das kann aber bei der Strategie der Terroristen nicht funktionieren: Die Terroristen nehmen die zivilen Opfer bewusst in Kauf, um Reaktionen wie bei Ihnen und anderen Medien und Politikern auszulösen – gegen Israel! Und ihr Kalkül geht auf – warum lagern sie Waffen in Privathäusern, Schulen, Krankenhäusern und selbst Kindergärten?
Und Ihre Vermutung stimmt nicht so ganz, dass die Palästinenser nur friedlich in ihrem Land leben wollen. Nach israelischen Umfragen stehen noch weit mehr als die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung hinter der Hamas.
Wie will man da Frieden erreichen?“
Wolfgang Meininghaus schreibt:
„Ich kann diesen Artikel nur unterstützen und finde die Gräueltaten, von der einen wie von der anderen Seite schrecklich, und verstehe nicht, was der Zwei-Staaten-Lösung im Wege steht. Es wäre schön, wenn es viele Menschen gäbe die diesen Artikel unterstützen.“
Rolf Brütting schreibt:
„Auch Max Weber hat das ethische Problem oder Dilemma definiert; er unterscheidet zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik.
Und da gibt es im Fall Israel eine ganz schlichte Aussage: Wenn die Araber die Waffen niederlegen, herrscht Frieden in der Region – wenn Israel die Waffen niederlegt, gibt es morgen kein Israel mehr.“
Helga Koppe schreibt:
„Immer wieder lese ich die Berichte von Herrn Breulmann, er schreibt immer, wie und was viele denken. Heute der Bericht vom Krieg Israel , Libanon , Gazastreifen und Hamas.
Es ist einfach nur furchtbar was da gerade passiert, unsere Angst wird immer größer! Es wäre doch schön, wenn Israel und Palästina endlich Frieden untereinander machen. Sollen die Israeli doch den Palästinensern ihr Land geben , dann wäre doch Ruhe!
Der Angriff von den Hamas war schon schlimm, aber muss dann noch schlimmer nachgeschlagen werden? Bringt Frieden untereinander, sonst wird es alles nur schlimmer!
Wir hatten schon eine grausame Zeit bis 1945 . Ich möchte es nicht noch einmal erleben. Vielleicht sollten sich alle einmal zusammensetzen und wie normale Menschen reden. Nicht noch mehr Hass unter einander ausbreiten.“
Thomas Krämerkämper schreibt:
„Ich lese Ihre lehrreiche Kolumne ausgesprochen gerne, sie bereichert meine Perspektiven. Ihre Ausführungen ,Gaza ein blutiges Trümmerfeld‘ will ich jedoch nicht hinnehmen. Hier machen Sie Israel zum Opfer Ihres Wunschdenkens und Ihrer emotionalen Betroffenheit.
Niemand mag Netanjahu und seine rechte Regierung. Nach dem 7.10. gab es trotzdem keine Alternative zum massiven militärischen Gegenschlag. Israels Regierung ist in erster Linie für die Sicherheit der israelischen Bevölkerung verantwortlich, nicht für die der Palästinenser im Gaza-Streifen. Israel kann nicht tatenlos zusehen, wie sie Jahre über Jahre tagtäglich vom Nachbarn beschossen werden, wie sie über die Grenze kommen und einen Pogrom wie am 7.10. anrichten, wie die Regierung des Gaza-Streifens friedliche Festival-Besucher abschlachtet oder als Geiseln nimmt.
Soll Israel sich etwa auf die internationale Gemeinschaft verlassen, um vor der mörderischen Hamas geschützt zu sein? So, wie die UNO „Friedenstruppe“ seit ewigen Zeiten erfolglos die Hisbollah im Süden Libanons von Angriffen auf Israel abhält? Die UNO, die in zahllosen Resolutionen immer und immer wieder das liberale, demokratische Israel und nicht die muslimisch geprägten, rassistischen Autokratien der Nachbarstaaten verurteilt?
Viel wird über die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson gesprochen. Es gibt den denkwürdigen Ausspruch ,nie wieder ist jetzt‘. Das ist nur leider vollkommen leeres Gerede, vielleicht geeignet für den Seelenfrieden deutscher Palästinenserfreunde. Aber für die Sicherheit Israels ist dieses Gerede – Ihr Gerede! – so unbedeutend wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt.
Alle offiziellen Bekenntnisse Deutschlands zu Israel bringen den Israelis gar nichts, unterbinden seit Jahrzehnten nicht die Terrorangriffe der Palästinenser. Und es sind Palästinenser und andere Muslime, die im Namen ihres Gottes die ganze Welt mit Terror überziehen, die praktisch in allen Ländern der Welt Zivilisten angreifen, vollkommen wahllos welcher Hautfarbe, welchen Geschlechts oder welchen Alters, auch vollkommen wahllos. welcher Religion. Ob Christen, Juden, Atheisten oder andere Muslime, gegen alle Menschen richtet sich dieser weltweite hasserfüllte Terror, der im Namen des Islam verübt wird.
Es sind keine Juden, die regelmäßig marodierend durch die Länder der Welt ziehen und Menschen auf friedlichen Festen abschlachten, egal ob mit dem LKW auf einem Weihnachtsmarkt oder einem Messer auf einem Volksfest, es sind Muslime.
Die Hamas als Regierung des Gaza-Streifens hat das erklärte Ziel, Israel zu vernichten, nicht Israel das erklärte Ziel die Palästinenser zu vernichten. Es sind hingegen Israelis – Juden, Muslime, Christen, Araber, Europäer, Afrikaner – die seit 70 Jahren Israel als einen wohlständigen, liberalen und demokratischen Flüchtlingsstaat entwickelt und Millionen Flüchtlinge integriert haben.
16 lange Jahre war der Gaza-Streifen von Israel nicht mehr besetzt, sondern unter der Selbstverwaltung der Palästinenser, die meiste Zeit in Form der Hamas. Was hat das gebracht? Die Hamas verfolgt trotz der eigenen Autonomie in Gaza weiter ihre Terrorziele. Nichts vom deutschen Gerede in der Politik und den Feuilletons, kein Aufsatz und keine Rede der sich für unschlagbar schlau und friedensstiftend haltenden deutschen Linken hat irgendetwas dazu beigetragen, um die Palästinenser von ihrem Terror gegen Israel abzuhalten. All die Milliarden humanitärer Hilfe und Entwicklungshilfe, die nach Gaza geflossen sind, haben den Terror aus dem Gaza-Streifen nicht gestoppt.
Stattdessen hat die Hamas im Schutze des mit internationaler Hilfe gewärmten Nests nur den nächsten feigen Anschlag gegen das Leben vorbereitet und ausgeführt. Unerträglich die Bilder, wie die feigen Mörder, Vergewaltiger und Folterer von der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen gefeiert und die wehrlosen Geiseln gedemütigt wurden. Dabei auch palästinensische Kinder und Jugendliche, die die Geiseln begeistert filmen, anfassen, bespucken.
Nach allem was man aus dem autokratisch regierten Gaza-Streifen weiß – und wenn Sie schon palästinensische Opferzahlen glauben und zitieren, werden sie diesen Umfragen den gleichen Glauben schenken müssen –, genießt die Hamas und damit die Forderung nach der Vernichtung Israels weiter die überwiegende Zustimmung der palästinensischen Bevölkerung.
Dagegen setzen Sie nur realitätsverleugnend Ihre These, auch die Palästinenser wünschten sich nur Frieden. Nur was hilft Ihre Realitätsverleugnung den Israelis? Sie werden trotzdem aus dem angeblich friedliebenden Gaza-Streifen terrorisiert. Und nun wagen Sie und zu viele andere in Deutschland es, erschrocken zu sein über die Folgen der Gegenwehr der Israelis?
Aus Ihrem eigenen Erschrecken und Ihrer eigenen Ohnmacht gegenüber der Tragödie konstruieren Sie im Widerspruch zur offensichtlichen Wirklichkeit eine israelische Schuld an den zivilen Opfern in Gaza. Sie wissen selbst, warum sie das tun: Bei der eingeschworenen Terrororganisation Hamas und ihren deutschen Freunden können sie mit solchen Friedensappellen rein gar nichts erreichen. Als Ausweg aus Ihrer Betroffenheit und Hilflosigkeit wenden Sie sich mit Ihrer Kritik an die einzige vernünftige Partei im Konflikt, nur um Ihre eigene Seelenqual zu mindern. Sie stellen damit Ihre eigene Betroffenheit über die der Israelis.
Sie haben Israel keine Alternative zum militärischen Vorgehen angeboten – und Sie können das auch nicht. Israel kann den Terror der Hamas, der Hisbollah, des iranischen Staates und der vielen anderen Lebensfeinde in der Region nicht beenden. Israel kann dem Terror nur mit Wehrhaftigkeit die Stirn bieten und die Auswirkungen auf das eigene Staatsgebiet begrenzen, immer und immer wieder, wie sie das seit Jahrzehnten müssen.
Beenden können diesen Terror nur die Terroristen. Für die Hamas wäre es leicht, das Leiden im Gaza-Streifen sofort zu stoppen, ihre Bevölkerung in Sicherheit leben und sich eigenen Wohlstand erarbeiten zu lassen. Dazu brauchen sie nur das zu tun, was für jeden anständigen Menschen und übrigens auch durch jede der großen Religionen geboten ist: Sofortige Freilassung der Geiseln, die Auslieferung der Täter des 7.10. an eine ordentliche Gerichtsbarkeit und die Einstellung der Angriffe auf den Nachbarn. Eine solche ganz einfache und ethisch gebotene Lösung hat Israel nicht.“