Lieferstopp für mehrere Supermärkte Maggi und Thomy betroffen

Diverse Lebensmittel sind in den Regalen im rollenden Supermarkt platziert
In einigen Supermärkten in NRW könnten Produkte von Maggi und Thomy in den kommenden Tagen und Wochen fehlen. © picture alliance/dpa
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Dass Regale in Supermärkten leer bleiben oder dass einige Produkte kaum bis gar nicht zu kaufen sind, ist spätestens seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg nichts neues. Während der Pandemie lag die Schuld vor allem bei Kunden, die Produkte des täglichen Bedarfs gehamstert haben.

Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind vor allem erhöhte Preise bei verschiedenen Lebensmitteln und Rohstoffen die Ursache, dass Produkte zeitweise in den Supermärkten nicht zu kaufen waren – oder nur zu erhöhten Preisen.

Jetzt gibt es allerdings einen anderen Grund dafür, dass viele Kunden in den kommenden Wochen auf beliebte Produkte verzichten müssen. Wie die Lebensmittel-Zeitung berichtet, gibt es derzeit einen Streit zwischen Nestlé und der Retail Trade Group (RTG). Zu der Gruppe gehören unter anderem Netto, Rossmann, Metro und Globus.

Preis-Streit: Maggi und Thomy betroffen

Hintergrund des Streits ist eine satte Preiserhöhung in zweistelliger Prozenthöhe, die Nestlé laut dem Bericht der LZ fordert. Die RTG hat es abgelehnt, die Preiserhöhung umzusetzen und spricht vom „aktuell größten Streitfall mit einem Lieferanten.“ Der Preiskampf zwischen Nestlé und RTG soll sich bereits seit Wochen zutragen.

Der Hersteller Nestlé produziert zahlreiche Produkte des täglichen Gebrauchs. Betroffen von dem Preis-Streit und dem daraus folgenden Lieferstopp sind hauptsächlich die Produkte von Maggi und Thomy.

Andere Produkte wie Pizza oder Tiernahrung sind bisher weiter vorhanden. Allerdings könnten auch andere Lebensmittel in naher Zukunft in den Regalen fehlen, wenn sich der Preiskampf noch weiter hinzieht und Nestlé seinen Lieferstopp ausweitet. Zu dem Hersteller gehören immerhin insgesamt 70 Marken.

Nicht der erste Streit zwischen Supermarkt und Hersteller

Der Streit zwischen RTG und Nestlé erinnert an eine andere Auseinandersetzung zwischen Hersteller und Supermarkt, den viele Kunden seit Wochen zu spüren bekommen. Auch Edeka und Mars streiten nämlich seit einiger Zeit über erhöhte Preise – mit Lieferstopps in der Konsequenz.

Schon Anfang August vergangenen Jahres hatte Mars die Belieferung der gesamten Edeka-Gruppe, wozu auch Netto und Marktkauf gehören, gestoppt. Offiziell bekannt geworden war der Lieferstopp erst im Oktober. Neben dem gleichnamigen Schokoriegel fehlen in den Regalen seither auch Mars-Produkte wie die Miracoli-Nudeln, die Riegel Snickers oder Twix, Kaugummi von Wrigley oder Airwaves sowie Tierfutter von Whiskas und Frolic.

Auch bei anderen Händlern, etwa Rewe oder Aldi Süd, war es wegen der Preisforderungen zuletzt zu Liefer­stopps gekommen – allerdings wurden die Parteien zügig miteinander einig. Edeka ist bislang mit ihren Märkten die einzige Handelskette, in deren Regalen die Mars-Produkte flächendeckend fehlen.

Auch Coca-Cola und Pepsi fehlten zeitweise in Supermarkt-Regalen, nach juristischen Schritten seitens Edeka war es hier zu Lieferstopps gekommen. Die sind allerdings wieder zu kaufen. Auch einen Streit mit dem Safthersteller Eckes-Granini legte Edeka bei. Mehr als ein Jahr lang waren Fruchtsäfte der Marken Hohes C und Granini nicht in den Regalen von Edeka und seiner Tochter Netto zu finden.

Wer ist schuld an den hohen Lebensmittelpreisen?

Lebensmittel haben sich in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 20 Prozent verteuert. Zum großen Teil liegt das an gestiegenen Rohstoffkosten. Doch immer häufiger wird auch der Verdacht geäußert, dass große Lebensmittelkonzerne die hohe Inflation zu unangemessenen Preisanhebungen nutzen und so die eigene Gewinnmarge steigern.

„Mehr als ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise“ in Deutschland könne nicht mit den traditionellen Treibern wie den Rohstoffkosten oder der Entwicklung der Energiepreise erklärt werden, berichtete der Inflationsexperte des Kreditversicherers Allianz Trade, Andy Jobst, in einer am Montag veröffentlichte Studie.

„Es scheint zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen, wie zum Beispiel bei Herstellern von Milchprodukten und Eiern, aber auch bei nicht-saisonalem Gemüse und Obst“, sagte der Branchenkenner.

Mit seiner Einschätzung steht Jobst nicht allein. Die deutschen Verbraucherzentralen haben ebenfalls bereits Alarm geschlagen. „Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar“, urteilten sie kürzlich. Deshalb sei ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller notwendig, um zu prüfen, ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.

Der Handel sieht die Schuld vor allem bei großen Markenherstellern. Die Chefs der beiden führende deutschen Supermarktketten Edeka und Rewe, Markus Mosa und Lionel Souque, warfen in den vergangenen Monaten wiederholt großen internationalen Konsumgüterherstellern vor, Preiserhöhungen zu fordern, die nicht nachvollziehbar seien.

mit dpa

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