
Wer ist Silke Gorißen? Wer es nicht weiß, hat damit reichlich Gesellschaft. Die CDU-Ministerin kümmert sich um Landwirtschaft, Forste und Verbraucherschutz: Lebensnahe Themen, im ländlichen Raum weiß jeder um die Bedeutung einschlägiger politischer Entscheidungen. Und doch sagen insgesamt gerade mal sieben Prozent der Menschen, sie hätten von Gorißen schon mal gehört oder gelesen. Damit liegt sie auf dem letzten Platz im NRW-Kabinett.
Für den NRW-Check hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa ermittelt, wie vertraut die Bevölkerung eigentlich damit ist, wer sie regiert. An der Spitze des Bekanntheits-Rankings, das dabei herausgekommen ist, steht erwartungsgemäß der Ministerpräsident. Von Hendrik Wüst (CDU) hatte fast jeder (93 Prozent aller Befragten) schon gehört. Ebenso von den beiden politischen Urgesteinen, Innenminister Herbert Reul (CDU, 81 Prozent) und Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU, 69 Prozent).
Viele Minister gewinnen an Bekanntheit
Und bei diesen dreien geht „Bekanntheit“ auch zumindest mehrheitlich mit „Beliebtheit“ einher. Wobei Reul den Sieg davonträgt: 71 Prozent aller Personen, die ihn erkannten, schätzten seine Kompetenzen als gut oder sehr gut ein. Bei Wüst waren das 63 und bei Laumann 60 Prozent. Immerhin 53 Prozent der Menschen kennen auch Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Aber von diesen 53 Prozent wiederum bescheinigen nur noch fast die Hälfte (48 Prozent) ihr auch gute Fähigkeiten.
Insgesamt gibt es zwei gegenläufige Trends: Seit dem vorangegangenen NRW-Check Ende 2024 haben fast alle Ministerinnen und Minister an Bekanntheit ein paar Prozentpunkte dazugewonnen, dafür an Beliebtheit ein paar Prozentpunkte verloren. Einzig Schulministerin Dorothee Feller (CDU) und Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) stehen bei der Zuschreibung der Kompetenz stabil da, wenn auch auf niedrigerem Niveau: 29 Prozent der Personen gestanden Feller, 30 Prozent Scharrenbach gute bis sehr gute Fähigkeiten zu.
Kritik an Josefine Paul reißt nicht ab
Die Kommunalministerin kennen dabei nun immerhin fast die Hälfte (47 Prozent) der Bürger, von Bildungsministerin Feller sagte das mittlerweile beinahe ein Drittel (32 Prozent). Sie steht wegen Dauerproblemen wie Lehrermangel und Änderungen, die viele Familien betreffen – wie zuletzt etwa die Entscheidung für mehr Lernstandserhebungen an Schulen – immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit.
Mehr als jeder Dritte (34 Prozent) hat inzwischen von Flucht- und Familienministerin Josefine Paul (Grüne) gehört. Das dürfte allerdings an vielen schlechten Schlagzeilen liegen. Die Kita-Landschaft ist eine Dauerbaustelle, und nach dem Attentat von Solingen reißt die Kritik an Paul nicht ab. Nur 17 Prozent der Befragten sehen bei Paul gute oder sehr gute Fähigkeiten.
Limbach schneidet bei Umfrage schlecht ab
Gemeinsam mit Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) liegt Paul mit diesem Kompetenzwert auf dem letzten Platz im Ministervergleich. Limbach hat reichlich Ärger und einen Untersuchungsausschuss am Hals, weil ihm vorgeworfen wird, er habe den Präsidentenposten des Oberverwaltungsgerichts einer Wunsch-Kandidatin zuschustern wollen.
Was die reine Bekanntheit angeht, so liegt Limbach mit einem Wert von 25 Prozent gleichauf mit Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) hinter Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne, 28 Prozent). Wer Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) ist, weiß gerade mal jeder Fünfte im Land. Minister Nathanael Liminski (CDU) ist nur zwölf Prozent der Menschen in NRW ein Begriff. Dabei zieht der Minister für Europa und Internationales in der bewegten Weltlage immer mal wieder Aufmerksamkeit auf sich. Aber um seine Person in den Köpfen der Menschen zu verankern, reichte das bislang offenbar nicht.
Der NRW-Check ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der nordrhein-westfälischen Tageszeitungen.