
Ein Eimer Farbe, scharfe Peperoni-Chips oder Autoreifen in Originalgröße – der nordrhein-westfälische Konditor Mohammed Omairat formt Alltagsgegenstände als Torten nach. Neben seinem Hauptgeschäft in Krefeld hat der 36-jährige Familienvater inzwischen eine Filiale in Essen eröffnet.
Zum Interview bringt Konditor Mohammed Omairat einen geöffneten Eimer Farbe und eine Tüte Peperoni-Chips mit – beides täuschend echt inklusive Markenlabel. „Aber nicht wundern“, warnt der 36-Jährige, „die Chips schmecken nach Erdbeer-Sahne“.
Radar-Falle, Curry-Ketchup, oder Autoreifen
Omairat hat sich auf süße Torten-Täuschungen spezialisiert und ist damit als „Torten-Boss“ in den sozialen Medien bekannt geworden. Zigaretten und Feuerzeug, eine Großtube Curry-Ketchup, eine Radar-Falle, Autoreifen – gerade Gegenstände, die man überhaupt nicht mit Süßigkeiten in Verbindung bringt, reizen den gelernten Konditor, sie aus Sahnecreme nachzuformen.
„Ich stell mir die Original-Gegenstände in meine Konditorei und dann baue ich sie nach“, erzählt er. Das kann einen ganzen Arbeitstag dauern. Sahne und Butter, Zucker und Marzipan – an den Fake-Torten ist fast alles essbar, nur wo es nicht anders geht, nutzt er Stützelemente aus Holz oder Original-Accessoires, wie einen Metall-Tragebügel bei dem Farbeimer.
Täusch-Torten sorgen für Überraschungen
Die Präsentation der Täusch-Torten sorgt manchmal für überraschte Reaktionen. So rief ein Anwohner die Polizei, als Omairat seine vermeintliche Radarfalle aus Sahnecreme fürs Foto vor einer Hauswand auf eine Stange montierte. Die Streife habe ihm minutenlang nicht geglaubt, dass es sich in Wirklichkeit um eine Torte handelte, erzählt er. „Bis ich reingebissen habe. Da haben sie groß geguckt und dann gelacht.“

Auch die eigenen Kinder hat Omairat schon aufs Glatteis geführt: mit vermeintlichem Fastfood – Cola, Chickenwings und einem eingepackten Burger – in der heimischen Küche. Das Essen zog die Kinder magisch an – bis der Konditor von dem vermeintlichen Cola-Becher ein Stück abschnitt und reinbiss.
Eigentlich hatte der in Beirut geborene Omairat sich mit seinem Betrieb in Krefeld auf Hochzeitstorten und Großtorten für Firmenevents spezialisiert. Das Geschäft mit den teils metergroßen Riesentorten für 1000 Euro und mehr lief gut – doch dann habe er mit der Corona-Pandemie auf einen Schlag praktisch alle Aufträge verloren, weil es keine Großveranstaltungen mehr gab, erzählt er. „Wir hatten nichts mehr zu tun und haben überlegt, wies weitergeht.“
Cousins verbreiteten die Fake-Torten im Netz
Aus der Not habe er angefangen, Alltagsgegenstände nachzuformen und mit Unterstützung von zwei Cousins Filme über die Fake-Torten in den sozialen Medien verbreitet. Schnell folgten Tausende seinen Torten-Filmen und bestellten online – zum Teil auch ganz normale Torten. Durch den Erfolg ermutigt, habe er im vergangenen Jahr damit angefangen, seinen persönlichen Lieblingskuchen – einen mächtigen Käsekuchen – als Backmischung zu vermarkten. Außerdem eröffnete er Ende 2021 eine Filiale in Essen.

Ziel für 2022: Lamborghini als Tote
„Ich habe mich weiterentwickelt – aus der Not heraus“, sagt der Familienvater mit demnächst fünf Kindern. „Ich hätte auch bei Erdbeertorte mit Mandelrand bleiben können.“ Stattdessen peilt der 36-Jährige jetzt sein bisher ehrgeizigstes Täuschungsprojekt an: „Ich mache noch dieses Jahr ein essbares Auto, einen Lamborghini, und stell ihn auf die Straße – mal gucken, was die Leute sagen.“
dpa