
Verdächtige Chat-Nachrichten in einem deutschen Onlineportal alarmierten zunächst die Betreiber und riefen dann die Ermittler auf den Plan. Bald stießen diese auf einen 22-jährigen Wuppertaler Studenten und einen 45-Jährigen aus Wetter an der Ruhr. Beide müssen sich vom kommenden Dienstag an wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs in Wuppertal vor dem Landgericht verantworten.
So soll der Student vier Kinder im Alter von fünf Monaten bis zwölf Jahren in seiner Heimat in Minden sexuell missbraucht haben. Mit einem der Kinder soll er gemeinsam in einer Wohngruppe einer Kinder- und Jugendeinrichtung untergebracht gewesen sein. Mit den anderen Kindern soll er verwandt sein. Der 45-Jährige aus Wetter soll sich an einem einjährigen Jungen vergangen haben.
Psychiatrie statt Gefängnis für 22-Jährigen möglich
Der Komplex löste Ermittlungen gegen bundesweit mehr als 100 weitere Verdächtige aus, die einen Tauschring für Kinderpornografie gebildet haben sollen. Denn der 22-jährige Angeklagte soll seine Missbrauchstaten gefilmt, fotografiert und die Kinderpornografie mit anderen getauscht haben. Bei Durchsuchungen stießen die Ermittler auf mehrere Terabyte verdächtigen Materials. Die Auswertung führte schließlich zur Identifizierung der betroffenen Kinder.
Einzelheiten der Taten wollte die Staatsanwaltschaft nicht nennen. Dies verbiete sich schon aus Gründen des Opferschutzes, sagte Behördensprecher Wolf-Tilman Baumert. Während dem 22-jährigen Wuppertaler eine psychische Erkrankung attestiert wurde und nun seine Schuldfähigkeit geprüft werden muss, droht dem 45-Jährigen eine lange Haftstrafe. Er verweigerte bisher die Aussage.
Dagegen soll sich der Student ausführlich zu den Vorwürfen geäußert haben. Dem 22-Jährigen könnte anstelle von Gefängnis ein längerer Aufenthalt in einer geschlossenen Psychiatrie drohen. Die beiden Männer sitzen seit vergangenem Sommer in Untersuchungshaft. Das Landgericht verhandelt unter Vorsitz von Richterin Irina Schütz und hat bis in die zweite Junihälfte insgesamt 13 Verhandlungstage angesetzt.
dpa