
Deutschland steht nach Einschätzung von Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) vor einem gravierenden Problem mit Gewalt gegen Frauen. „Fast jeden Tag gibt es einen Femizid. Jeden Tag werden rund 400 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt“, erklärte Paus anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen. Bundesweit sind heute zahlreiche Kundgebungen und Aktionen geplant.
Paus betonte die Notwendigkeit einer „Trendumkehr“ und forderte ein starkes Gewalthilfegesetz, um Schutz und Beratung für alle Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt gesetzlich zu verankern. Doch um das Gesetz durch den Bundestag zu bringen, sei breite Unterstützung nötig. „Der Schutz von Frauen darf nicht abhängig sein von parteipolitischem Kalkül“, so Paus.
Gewalt gegen Frauen: Alarmierende Zahlen
Neue Zahlen des Bundeskriminalamts zeigen, dass Gewalt gegen Frauen zunimmt. Im Jahr 2023 wurden 938 Frauen Opfer von Femiziden, davon 360 mit tödlichem Ausgang. Partnerschaftsgewalt bleibt ein gravierendes Problem, das laut Paus zu oft unterschätzt wird. Christa Stolle von der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes fordert daher mehr Schutzmaßnahmen und ein stärkeres Bewusstsein bei Behörden und Justiz.
Am Wochenende haben tausende Menschen in Frankreich gegen sexuelle Gewalt an Frauen demonstriert. Die Gewerkschaft CGT sprach von 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei den Kundgebungen am Samstag, darunter 80.000 in Paris. Die Polizei schätzte die Zahl der landesweiten Demonstranten auf 20.000, wie der Sender France Info berichtete.
Die Demonstrationen stehen in Zusammenhang mit dem Prozess um hundertfache Vergewaltigung in Südfrankreich, der in diesen Tagen zu Ende gehen soll. Hauptangeklagter ist Dominique Pelicot, der laut Anklage seine damalige Frau Gisèle Pelicot fast zehn Jahre lang mit Medikamenten betäubt, missbraucht und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten hat.
Aufruf zu Kundgebungen via Social Media
Die Initiative „Femizide Stoppen“ hat via Instagram einen Aufruf zu zahlreichen Kundgebungen und Demonstrationen gestartet, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. In Nordrhein-Westfalen finden folgende Aktionen statt:
- Bochum: 18:00 Uhr, Hauptbahnhof
- Detmold: 17:00 Uhr, Marktplatz
- Dortmund: 18:00 Uhr, Ecke Rheinische Str./Siegfriedstr.
- Düsseldorf: 17:00 Uhr, Friedrich-Ebert-Str./Ecke Karlstr.
- Essen: 17:00 Uhr, Burgplatz am Dom
- Köln (Venloer Str.): 18:00 Uhr, Venloer Str. 241-45
- Köln (Wiener Platz): 18:00 Uhr, Wiener Platz
- Lüdenscheid: 18:00 Uhr, Rathausplatz
- Mönchengladbach: 17:30 Uhr, Hans-Jonas-Park (Mahnwache)
- Münster: 11:00 Uhr, Stubengasse
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„Orange the World“-Kampagne
Die Veranstaltungen sind Teil der weltweiten „Orange the World“-Kampagne, die seit 1991 jährlich vom 25. November bis zum 10. Dezember läuft. Zahlreiche Gebäude werden heute in Orange beleuchtet, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.
Teilnehmende sind aufgerufen, durch ihre Präsenz ein starkes Signal gegen Gewalt an Frauen zu senden.
mit dpa