Tarifkonflikt Streik bei Eurowings: Auch heute fallen in NRW viele Flüge aus

Leere Check-in-Schalter bei Eurowings.
Auch am Flughafen Köln/Bonn fallen Starts von Flugzeugen der Airline aus, weil deren Piloten für bessere Arbeitsbedingungen in einen dreitägigen Streik getreten sind. © picture alliance/dpa
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Der Arbeitskampf bei der Lufthansa-Tochter Eurowings sorgt auch am Mittwoch für Hunderte Flugausfälle. Von den ursprünglich geplanten 450 Starts und Landungen an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart, Hamburg und Berlin sind 307 gestrichen worden, wie die Airline am Dienstag mitteilte.

Allein am Flughafen Köln/Bonn fallen 48 Eurowings-Flüge aus (24 Abflüge und 24 Ankünfte). Ursprünglich hatte die Fluggesellschaft dort 67 Bewegungen geplant (34 Abflüge und 33 Ankünfte). In Düsseldorf fallen von den geplanten 160 Eurowings-Flügen 100 aus (51 Ankünfte, 49 Abflüge). Das teilten die beiden Flughäfen mit.

Nach einem Tag Arbeitsniederlegung vor zwei Wochen war der Ausstand am Montag weitergegangen, am Mittwoch soll vorerst Schluss sein.

Am Düsseldorfer Flughafen fielen am Dienstag 84 von 160 Flügen aus, wie der Airport mitteilte. Am Flughafen Köln/Bonn wurden am Dienstag 35 von 63 ursprünglich geplanten Flugbewegungen storniert. Auch in Stuttgart, München und Hamburg hagelte es Absagen und viele Passagiere mit Eurowings-Tickets mussten umplanen.

Mit der dreitägigen Arbeitsniederlegung, die zum Wochenauftakt begonnen hat, will die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen. Das Management von Eurowings lehnt bisher Nachbesserungen seines Angebots aber als wirtschaftlich nicht machbar ab. Nach Angaben der Lufthansa-Tochter fielen zum Wochenauftakt 240 von 488 Flügen aus.

Eurowings-Chef ist sauer auf die Gewerkschaft

Finanzchef Kai Duve machte seinem Ärger am Köln/Bonner Flughafen Luft und warf der Gewerkschaft vor, „Maß und Mitte“ verloren zu haben. Eurowings sei mit einem unlängst vorgelegten Angebot an der Grenze des wirtschaftlich Machbaren angekommen. Jeder Streiktag koste die Firma einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Das gefährde Arbeitsplätze.

Kai Duve, Geschäftsführer Finanzen & Personal von Eurowings, steht im Check In Bereich von Eurowings am Flughafen Köln/Bonn.
Kai Duve, Geschäftsführer Finanzen & Personal von Eurowings, steht im Check In Bereich von Eurowings am Flughafen Köln/Bonn. © picture alliance/dpa

In der Tarifauseinandersetzung will Cockpit die Arbeitsbelastung der Piloten deutlich reduzieren. So fordert die Gewerkschaft 14 zusätzliche freie Tage im Jahr. Eurowings bietet 10. Bei den geforderten fünf Arbeitsstunden, die die Piloten laut Gewerkschaftsforderung pro Woche weniger arbeiten sollen, habe man drei Stunden geboten, sagte Finanz-Geschäftsführer Duve.

Es geht Firmenangaben zufolge um die maximale und nur in Ausnahmefällen abverlangte Wochenarbeitszeit, etwa während der Sommerferien. Derzeit sind es 55 Stunden. Man sei der Gewerkschaft schon wesentlich entgegengekommen, sagte Duve.

„Ich weiß nicht, warum das nicht verhandlungsfähig sein soll – da fehlt mir wirklich jedes Verständnis für.“ Er forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir müssen jetzt sprechen, bis dahin wird es kein neues Angebot geben.“

Eurowings setzt Piloten von Partnerfirmen ein

Die Firma versucht, weitere Kapazitäten einzusetzen, sowohl mit eigenen Piloten als auch mit Piloten von Partnerfirmen. „Wir sehen eine zunehmende Zahl an Piloten, die sich bei uns melden und mitfliegen wollen“, sagte Duve.

Am Köln/Bonner Airport ging der Manager demonstrativ zu einer Gruppe von Fluggästen, deren Reiseplanung durch den Streik beeinträchtigt war. „Es tut mir aufrichtig leid“, sagte der Eurowings-Finanzchef. Die wartenden Gäste nickten oder sahen eher betreten zur Seite.

Aus der Ferne bekam das Eurowings-Management Unterstützung von der Konzernmutter Lufthansa. Deren Chef Carsten Spohr sagte der dpa, dass die Zukunft der Eurowings gefährden würde, sollte die Geschäftsführung auf die Forderungen von Cockpit eingehen.

„Die Lufthansa-Gruppe bietet die besten Bedingungen für Mitarbeiter in Europa.“ Das werde wir man auch in Zukunft tun, „denn wir wollen die Besten zu uns holen“. Zum Schluss werde „die Vernunft siegen“.

Streikaufruf für den Zeitraum Montag bis einschließlich Mittwoch

Cockpit hatte schon am 6. Oktober einen eintägigen Streik organisiert, auch damals waren die Auswirkungen auf den Flugbetrieb groß. Der Streikaufruf für den Zeitraum Montag bis einschließlich Mittwoch galt erneut lediglich für die deutsche Teilgesellschaft der Eurowings, nicht aber für die in Österreich lizensierte Eurowings Europe und auch nicht für die Eurowings Discover.

Nach Darstellung der Gewerkschaft ist es sehr wichtig, dass die Arbeitsbelastung der Beschäftigten im Cockpit reduziert wird. Die maximalen Flugdienstzeiten müssten begrenzt und Ruhezeiten verlängert werden. Das jüngste Angebot der Geschäftsführung hatte die Gewerkschaft als unzureichend und nicht verhandlungsfähig zurückgewiesen.

Der Arbeitgeber betreibe „Augenwischerei“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die von der Vereinigung Cockpit geforderten Nachbesserungen sind nach den Äußerungen von Eurowings-Manager Duve und Lufthansa-Chef Spohr aber weiter nicht in Sicht. Auf den Anzeigentafeln der großen deutschen Flughäfen dürfte daher noch bis Mittwoch besonders oft zu lesen sein: „cancelled“ – gestrichen.

dpa

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