
Der Betreiber des Essener Parkhauses, das Ostersonntag Schauplatz eines Auto-Absturzes mit tödlichem Ausgang war, ist nach Angaben des Besitzers über Missstände und Mängel informiert gewesen. „Über die Probleme im Zusammenhang mit der Sauberkeit und dem Betreten des Parkhauses durch unbefugte Personen war der Betreiber informiert“, teilte das Katholische Klinikum Essen (KKE) am Mittwoch (20.4.) als Eigentümer mit. „Gegenmaßnahmen wurden seitens des Betreibers aber nicht initiiert.“ Zum Jahreswechsel sei der Vertrag mit der Fremdfirma gekündigt worden.
Ein 16-Jähriger aus Herne und ein 19-Jähriger aus Essen waren am Ostersonntag in Essen-Borbeck mit einem Auto aus der obersten Etage eines Parkhauses an der Kraftstraße/Stolbergstraße gestürzt und ums Leben gekommen.
Sicherheitsvorkehrungen wurden ausgeweitet
Auf Grund der aktuellen Situation seien die Sicherheitsvorkehrungen im Parkhaus verschärft worden, berichtete die KKE GmbH. Der Sicherheitsdienst sei auf 24 Stunden „inklusive einer Zugangskontrolle“ ausgeweitet worden. Schon seit Jahresbeginn sei ein Sicherheitsdienst damit beauftragt, während der Abend- und Nachtstunden die Etagen des Gebäudes zu kontrollieren und zu begehen. Das Parkhaus sei eigentlich nur für einen festen Kreis registrierter Dauermieter nutzbar. „Der Zutritt für Unbefugte ist durch die Beschilderung in den Zugangsbereichen eindeutig untersagt.“
Seit der Kündigung der Betreiberfirma werde „an der Verbesserung der Situation“ gearbeitet, versicherte die KKE. Unter anderem liefen Ausschreibungen für neue Rolltore und eine Schrankenanlage.
Das Katholische Klinikum äußerte sich erschüttert über den tragischen Tod der beiden Jugendlichen und drückte sein Mitgefühl für deren Familien und Freunde aus. „Wir stehen im Austausch mit den Behörden und unterstützen diese vollumfänglich“, heißt es in der Mitteilung.
Polizeiliche Ermittlungen dauern weiter an
Die Ermittlungen zum Geschehen dauern weiter an, teilte eine Sprecherin der Polizei Essen mit. Offen sind die genauen Umstände des Unfalls, ob die beiden mit dem Wagen „gedriftet“ haben. Unklar ist, woher der Wagen stammt: Es waren laut Polizei keine Kennzeichen angebracht. Auch im Wageninneren seien keine gefunden worden.
Die Ermittler wissen ebenfalls noch nicht, wer der beiden Gestorbenen am Steuer saß. Der 19-Jährige hat keinen Führerschein besessen. Der 16-Jährige war für einen Pkw-Führerschein zu jung. Die Ermittler wollen jetzt anhand des Wracks und Zeugenaussagen klären, wer von den beiden jungen Männern am Steuer gesessen hatte. Offenbar hat es Zeugen in unmittelbarer Nähe gegeben, nähere Angaben machte die Polizei dazu nicht.
Laut ersten Ermittlungs-Ergebnissen waren die beiden schon in den Stunden vor dem Unglück im Großraum Essen-Borbeck in dem Fahrzeug gesichtet worden. Der Wagen soll auch dabei schon ohne Kennzeichen unterwegs gewesen sein. Eine Blutprobe soll klären, ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren.

Wagen stürzte 15 bis 18 Meter in die Tiefe
Der Wagen war am Sonntag gegen 19.20 Uhr etwa 15 bis 18 Meter in die Tiefe und blieb laut Feuerwehr auf dem Gehweg auf der Fahrerseite liegen. Der VW Golf wurde bei dem Sturz komplett deformiert. Als die Rettungskräfte eintrafen fanden sie die beiden Jugendlichen eingeklemmt und nicht mehr ansprechbar in dem Fahrzeug.
Die verunglückten jungen Männer seien unter laufender Reanimation in eine Klinik gebracht worden, dort habe nur noch der Tod festgestellt werden können, teilte die Feuerwehr weiter mit. Der 19-Jährige soll in der Nähe gewohnt haben. Der 16-Jährige war im gut 20 Kilometer entfernten Herne gemeldet. Augenzeugen und Familienmitglieder, die zur Unfallstelle gekommen waren, wurden notfallseelsorgerisch betreut.
Ein Rettungshubschrauber war ebenfalls vor Ort, kam aber nicht zum Einsatz.

Haben die Jugendlichen Fahrmanöver auf dem Parkdeck geübt?
Wie die „Bild“-Zeitung mit Bezug auf Anwohner berichtete, soll auf dem Parkdeck immer wieder „gedriftet“ worden sein. Also das bewusste Übersteuern von Autos, bei dem zum Beispiel das Heck ausbricht. Nach Zeugenaussagen und Spuren auf dem obersten Parkdeck gehe man dem Verdacht nach, dass dort Fahrmanöver stattgefunden haben könnten, die zu dem Unfall geführt haben, sagte ein Polizeisprecher der dpa. Mit neongelber Farbe zogen die Ermittler die Spuren auf dem obersten Parkdeck nach. Sie führten in einem Bogen direkt an den Abgrund.
Anwohner berichten von illegalen Partys
Anwohner sagten am Ostermontag einem dpa-Reporter vor Ort, dass es an dem Parkhaus immer wieder Ärger gebe. Auf der obersten Etage würden illegale Partys gefeiert, oft höre man nachts Reifen quietschen. Auch die Polizei habe man schon mehrfach gerufen.
Auch am zweiten Tag nach dem Unglück machte der Tod der beiden Teenager viele Menschen betroffen. Eine Anwohnerin kam und entzündete in der Nähe des Aufprallortes eine Kerze. Als Zeichen der Anteilnahme waren dort auch Plüschtiere und Blumen niedergelegt worden. Auf dem Parkdeck bereiteten am Dienstag Arbeiter die Reparatur der von dem Wagen durchbrochenen Abgrenzung vor.
kar/dpa