Massiver Unterrichtsausfall an Schulen in NRW Jedes zweite Kind betroffen

Ein leeres Klassenzimmer
Mehr als die Hälfte der Eltern in NRW berichten von regelmäßigem Schulausfall bei ihren Kindern. © picture alliance/dpa
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Zahlreiche Eltern in Nordrhein-Westfalen beklagen regelmäßigen Unterrichtsausfall an den Schulen. Laut einer Umfrage, die die SPD-Landtagsfraktion beim Meinungsforschungsinstitut Civey in Auftrag gegeben hat, berichten rund 56 Prozent der Befragten von regelmäßigem Unterrichtsausfall.

Besonders erschreckend: Knapp 22 Prozent der Eltern berichten demnach von mehrmals wöchentlich ausfallenden Stunden. Bei rund 13 Prozent fällt der Unterricht immerhin noch einmal pro Woche aus, fast jeder Vierte beklagt mehrmals im Monat Unterrichtsausfall.

„Der Unterrichtsausfall ist nicht nur ein großes Ärgernis für die Familien, sondern vor allem ein großes Problem für die betroffenen Kinder. Jeder Unterricht, der ausfällt, ist ein Stück weniger Chancengleichheit“, sagt Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW.

Jeder Zweite sieht laut SPD negative Folgen bei den eigenen Kindern aufgrund von Unterrichtsausfall. Eine deutliche Mehrheit sieht zudem jetzt schon keine Chancengleichheit bei der Bildung.

Unterrichtsausfall: Hauptfächer sind besonders betroffen

Besonders häufig fiel laut Umfrage in den vergangenen sechs Monaten Unterricht in Deutsch, Englisch und Mathematik aus. Den Spitzenwert hat dabei das Fach Deutsch (28,2 Prozent), gefolgt von Englisch (26,9 Prozent) und Mathematik (25,0 Prozent). Am seltensten traf es die Fächer Geschichte, Politik und Sozialwissenschaften.

„Das, worunter die Schulen schon lange leiden, wird durch die aktuelle Elternumfrage bestätigt“, erklärte der Verband Bildung und Erziehung NRW. Vielerorts falle täglich Unterricht aus. Darunter litten besonders die Schülerinnen und Schüler. „Ohne den notwendigen Unterricht wird ihnen die Möglichkeit genommen, konstant und tiefergehend zu lernen“, sagte die Landesvorsitzende des Verbands, Anne Deimel.

Die Schulleitungen und Lehrkräfte litten ebenso darunter. Unterrichtsausfall, Vertretungsunterricht, aufgeteilte Klassen gehörten zur täglichen Arbeit. Sie forderte von der Politik effektive Maßnahmen gegen den Lehr- und Fachkräftemangel an Schulen.

Eltern wegen Unterrichtsausfall in Sorge

Die betroffenen Eltern sind laut Umfrage in Sorge, dass der häufige Unterrichtsausfall negative Folgen für die Kinder haben könnte. Fast die Hälfte der Befragten (47,1 Prozent) hat in den vergangenen Monaten bereits negative Folgen durch den Ausfall von Schulunterricht bemerkt. Bei den Eltern, bei deren Kindern der Unterricht mehrmals im Monat ausgefallen ist, sind es sogar 69,1 Prozent.

Dabei macht sich auch die Unzufriedenheit bei den Eltern deutlich. Auf die Frage, ob die NRW-Landesregierung genug unternehme, um den Unterrichtsausfall zu reduzieren, antworten 60,3 Prozent mit nein. Bei den besonders stark Betroffenen verneinen sogar 89,9 Prozent die Antwort.

NRW-Schulen müssen Unterrichtsausfall wieder melden

Einen Tag vor der Veröffentlichung der Umfrage, hat das Schulministerium beschlossen, dass Schulen in NRW ihren Unterrichtsausfall wieder erfassen und melden. müssen Die wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte Pflicht wird zum kommenden Schuljahr wieder eingeführt.

Neben der flächendeckenden, über das gesamte Schuljahr durchzuführenden Wochenmeldung sei jede Schule zudem verpflichtet, einmal im Schuljahr über einen Zeitraum von zwei Wochen an einer Detailerhebung teilzunehmen. Die Wochenmeldung soll unmittelbar nach den Sommerferien starten.

„Um einen umfassenden Überblick über das Schulsystem hier in Nordrhein-Westfalen zu haben, ist es für uns von großer Bedeutung zu wissen, wie viel und auch aus welchen Gründen Unterricht an den Schulen ausfällt“, teilte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) mit. Die Teilnahme ist für alle öffentlichen Schulen verpflichtend.

Die flächendeckende Erhebung war zum Schuljahr 2018/19 eingeführt worden, wurde coronabedingt allerdings schon im Frühjahr 2020 wieder ausgesetzt, um die Schulen während der Pandemie zu entlasten.

„Es wäre überraschend, wenn die Zahlen alles andere als erschreckend werden, denn der Lehrkräftemangel ist gewaltig“, kommentierte Anne Deimel, die Landesvorsitzende des Bildungsverbands VBE. Die Erhebung schaffe aber keine weiteren Lehrkräfte. „Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett“, hieß es in der Mitteilung des VBE.

mit dpa

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